Forbes bezeichnet Apple TV als Flop

Sasan Abdi
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„Steve Jobs versuchte, die Zukunft des Fernsehens zu designen – und zu diktieren. Im Folgen wird beschrieben, wie er scheiterte.“ Deutlicher könnte die Einleitung zur Marktentwicklung des Produkts „Apple TV“ im renommierten Forbes-Magazin wohl nicht ausfallen.

Im Kern kommt die recht lange aber durchweg lesenswerte Analyse der Vorgänge zu dem Ergebnis, dass vornehmlich das Fehlen von hochwertigen Inhalten das Projekt Apple TV zum „iFlop“ gemacht habe. Zwar sei das Produkt markttechnisch zu einem guten Zeitpunkt eingeführt worden – das komplette TV-Segment war und ist im digitalen Umbruch begriffen – doch konnten die Apple-Verantwortlichen mit Disney und Viacom nur zwei der „Big Six“ (Disney, Viacom, 20th Century Fox, Universal, Warner Bros. und Sony) für eine Partnerschaft gewinnen, sodass zum Start von Apple TV nicht gerade viele der so wichtigen Inhalte aus den Studios verfügbar waren.

Für diesen Mangel an Überzeugungskraft haben die Autoren des Artikels einen triftigen Grund ausgemacht: Die Angst vor der „iTunisation“. Eben dieser Neologismus bezeichnet die durch den Erfolg von iTunes und iPod geschaffene Angst vor einer dauerhaften Hegemoniestellung Apples. Konkreter ist es aber nicht nur der Erfolg der Apple-Produkte, der den alteingesessenen Playern ein Dorn im Auge ist, sondern vor allem auch die daraus resultierende Preishoheit, die Steve Jobs auch auf ganzer Linie auskostet und die auch in der Gegenwart weiterhin Gegenstand handfester Streitigkeiten ist.

Sehr passend beschreibt der Forbes-Artikel, wie Apple mit der Einführung des Tandems iPod-iTunes im Alleingang diktierte, dass ein Song ab sofort 99 Cent wert sei. Es folgte ein Video-iPod und Apple diktierte erneut im Alleingang – und hier liegt der Ursprung der aktuellen Streitigkeiten mit NBC Universal und anderen Inhaltelieferanten begraben – das beispielsweise Serien-Inhalte 1,99 US-Dollar wert seien.

Von dieser Entwicklung gewarnt, blockierten vier der sechs großen Studios Apple TV um zu verhindern, dass Apple auch die Preise für komplette Filme dem konzerneignen Preisdiktat unterwirft, ohne dabei auf die Wünsche der Lieferanten einzugehen. „Niemand in Hollywood wollte iTunisiert werden, wie es den Freunden in der Musikindustrie ergangen war“, zitieren die Forbes-Redakteure eine wissende Quelle.

Als weitere Gründe für die schlechte Entwicklung, die Steve Jobs übrigens dazu veranlasste, Apple TV nur noch als „Hobby“ zu bezeichnen, zählt der Artikel neben besagtem Kernaspekt noch kleinere Fehler in der Produktgestaltung auf: So hätten die mangelnde Möglichkeit, Inhalte aufzunehmen sowie die bei Apple nicht ungewöhnliche Zwangsbindung der Apple TV Box an iTunes und der damit verbundene Ausschluss von riesigen Angeboten à la YouTube die Attraktivität von Apple TV maßgeblich geschmälert.

Weitere Einzelheiten können direkt dem Forbes-Artikel entnommen werden. Wie es sich für guten Journalismus gehört, versuchten die Redakteure übrigens auch, Steve Jobs oder einen anderen Apple-Offiziellen für ein Interview zum Thema zu gewinnen. Auch Anfragen an die Pressestelle des Konzerns blieben unbeantwortet. Apple TV scheint nicht gerade etwas zu sein, worüber man bei Apple gerne sprechen möchte.