POV GeForce 8800 GT mit 128-Bit-Interface

Update 2 Wolfgang Andermahr
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Die primäre Hardwareausstattung einer modernen Grafikkarte ist eigentlich fest von Nvidia oder ATi vorgegeben. Nur wenn diese „Richtlinien“ eingehalten werden, dürfen die Hersteller auf die Verpackung die eigentliche Bezeichnung drucken. Die Taktraten sowie die Speicherbestückung darf dabei jedoch (mehr oder weniger) frei gewählt werden.

In diesem Zusammenhang ist eigentlich vorgegeben, dass eine GeForce 8800 GT über 112 skalare Shadereinheiten sowie 56 vollwertige Textureinheiten verfügt. Ebenso müssen 16 ROPs und ein 256 Bit breites Speicherinterface vorhanden sein. Der Speicherausbau darf je nach Version 256 MB, 512 MB oder 1.024 MB betragen, während die Speichertaktraten frei gewählt werden dürfen, da so die Hersteller mit schnelleren Varianten um die Aufmerksamkeit der Kunden buhlen können.

Allerdings scheinen sich nicht alle an diese „Absprachen“ zu halten, da sich nicht nur in unserem Forum plötzlich Beschwerden über eine zu geringe Performance der neu gekauften GeForce 8800 GT häufen. Die Grafikkarte war in dem Fall deutlich zu langsam für eine GeForce 8800 GT im Referenzdesign. Ein Blick in das beliebte Tool GPU-Z oder eine ähnliche Erkennungssoftware zeigte daraufhin, dass das BIOS die Karte zwar als GeForce 8800 GT meldet und die Taktraten gar leicht über denen des Referenzdesigns liegen, jedoch die Anzahl der Ausführungseinheiten verringert worden ist.

GPU-Z
GPU-Z

So kommt die GeForce 8800 GT, die von Point of View stammt, nur mit 96 anstatt der 112 Shadereinheiten daher. Von den Texture Mapping Units wurden somit ein weiteres Cluster (acht TMUs) deaktiviert, weswegen 48 TMUs auf der speziellen GeForce 8800 GT aktiv sind. Den größten Einschnitt musste das Speicherinterface verkraften, dessen Durchsatz gleich halbiert wurde. Anstatt 256 Bit ist dieses nur noch 128 Bit breit, was die Speicherbandbreite bei gleichem Takt halbiert. Von den ROPs sind ebenfalls nur noch acht Einheiten übrig geblieben.

Somit entspricht diese spezielle GeForce 8800 GT mehr einer GeForce 9600 GSO als einer wirklichen GeForce 8800 GT, wobei selbst die langsamere GeForce 9600 GSO auf dem Papier noch schneller ist. Diese kann nämlich auf ein 192 Bit breites Speicherinterface zurückgreifen. Anscheinend kann man solch eine falsche GeForce 8800 GT zur Zeit in einigen wenigen Online-Shops erwerben. Der Web-Shop bloo technologies gibt immerhin die tatsächlichen technischen Spezifikationen an, macht jedoch keine weiteren Angaben dazu, dass es sich um keine wirkliche GeForce 8800 GT handelt.

Weder Nvidia noch Point of View haben offiziell solch einen 3D-Beschleuniger im Angebot. Wie das Produkt nun zu Stande gekommen ist, ist noch unklar. Wir können jedoch nur davon abraten, solch eine GeForce 8800 GT zu kaufen, da die Performance der Grafikkarte deutlich unter dem „Original“ liegt.

Update

Wie uns Point of View soeben bestätigte, handelt es sich bei der veränderten GeForce 8800 GT um keinen Zufall, sondern um eine Änderung, die sämtliche GeForce-8800-GT-Karten betreffen wird. Nicht nur Point of View, sondern auch viele andere Hersteller werden die GeForce 8800 GT in den letzten verbleibenden Tagen des Modells mit diesen Spezifikationen verkaufen. Damit handelt es sich nicht um ein Eigenhandel von Point of View, jedoch scheint der niederländische Hersteller zu den ersten zu gehören, die die veränderten Versionen ausliefern. Da die GeForce 9800 GT die GeForce 8800 GT abgelöst hat, sollen von nun an sowieso nur noch die Restbestände ausgeliefert werden.

Update

Als Chiphersteller wollte sich Nvidia zu diesem Thema natürlich auch äußern: So teilte man uns mit, dass die abgespeckte GeForce 8800 GT keine Entscheidung Nvidias gewesen sei, sondern ein völlig eigenes Design von Point of View ist. Folglich war man selbst etwas überrascht, dass solch eine Grafikkarte den Weg in den Handel gefunden hat und geht zur Zeit – gegensätzlich zu Point of View – nicht davon aus, dass es weitere Grafikkarten von anderen Partnern mit solch einem Design zu kaufen gibt.