Hybridlösungen im Streit um DVD-Nachfolger

Pierre Wisnia
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Während mit der in einem Monat in den USA erscheinenden PlayStation 3 und dem kommenden HD-DVD-Laufwerk für die Xbox 360 der Formatstreit um die DVD-Nachfolge in eine neue Runde geht, trennen sich einige Unternehmen aus den Lagern und entwickeln Hybridlösungen, die für alle Betroffenen gleichermaßen von Vorteil sein könnten.

So haben die „Warner Bros.“-Filmstudios – wie bereits berichtet – eine zum Patent angemeldete Disk entwickelt, die neben einer Blu-ray-Schicht auch eine für HD-DVD-Inhalte enthält. So soll die Schicht mit dem Daten im Blu-ray-Format 0,1 Millimeter unter der Oberfläche liegen. Die darunterliegende Reflexionsschicht soll das Laserlicht für Blu-ray ausreichend stark reflektieren, um den Inhalt wiedergeben zu können, doch auch so viel Licht durchlassen, damit die in 0,6 Millimeter Tiefe liegende HD-DVD-Schicht gelesen werden kann. Zusätzlich sind auf der Rückseite dieser Hybridlösung Daten im herkömmlichen DVD-Format gespeichert.

Während Warner sich mit einem universellen Datenträger befasst, hat die NEC Electronics Corporation mit der Auslieferung eines Controller-Chips für das lesende Laufwerk begonnen, der Daten beider DVD-Nachfolger verarbeiten kann. Der Chipsatz soll dabei aus zwei LSI-Chips bestehen. Der µPD6310 verarbeitet die zu schreibenden Daten und kümmert sich um die Fehlerkorrektur, während der kleinere µPC3360die Leseoperationen steuert. Die Chips sollen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von bis zu 5x sowohl bei Blu-ray Discs als auch bei HD-DVDs unterstützen, was einer Datenrate von 22,5 MByte/s entspricht. DVDs können mit 16x verarbeitet werden, CDs mit 48x. Die Chips sollen zudem die Kopierschutzsysteme AACS, CSS, CPRM und VCPS unterstützen.

Die Kosten für die neuen Chips sollen mit je 10.000 Yen (umgerechnet circa 84 US-Dollar) in etwa genauso hoch sein wie bei NECs Einzel-Format-Chips, welche nur das Blu-ray-Format oder nur das HD-DVD-Format unterstützen. Angepeilt sei eine monatliche Auslieferung von 300.000 Chips für das im April beginnende Geschäftsjahr 2007, so NEC. Dieser Chip könnte, sollte weitere Hybrid-Technologie hinzukommen, dazu beitragen, die Kosten für die Entwicklung eines Dual-Format-Laufwerks zu senken. Berichten zufolge arbeiten Ricoh und Pioneer an passenden Schreibleseköpfen. Für den Kunden würde so eine Möglichkeit geschaffen, den Krieg zwischen den Lagern zu umgehen und beide Formate zu nutzen. Aber auch die Entwicklung von Blu-ray- oder HD-DVD-Laufwerken kann von den Hybridentwicklungen profitieren, da ein Großteil der Hardware in Zukunft identisch sein würde.