Intels Pläne für Herbst und Winter

Christoph Becker
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Wenn es um Intels Pentium 4-Prozessoren ging, ereignete sich in den vergangenen Wochen und Monaten viel. Mit der Umstellung auf die 90-nm-Fertigung begann alles Anfang dieses Jahres und gipfelte vor kurzem in der Vorstellung des neuen Sockel 775 und neuer Chipsätze. Doch dabei wird es Intel in diesem Jahr nicht belassen.

So werden das dritte und vierte Quartal dieses Jahres wieder einige Überraschungen mit sich bringen. Das vermeintlich kleinste Feature, welches wir auch schon vor einigen Tagen in einer separaten News behandelt haben, eröffnet dabei den Reihen der Neuvorstellungen. Hierbei handelt es sich um das NX-Bit, welches ab Ende August im „Die“ der Prescott-Prozessoren schlummern bzw. endlich aktiviert werden soll. Damals vergaßen wir jedoch, das Augenmerk auf ein weiteres, in vielerlei Hinsicht PR-lastigeres Feature zu werfen.

So hat Intel im Rahmen eines Spec-Updates in der Vergangenheit bereits bei der Vorabankündung des neuen E0-Steppings des in 90 nm gefertigten Pentium 4-Prozessorkerns „Prescott“ durchblicken lassen, das zusammen mit dem NX-Bit auch die 64-Bit-Erweiterung (EM64T) bei einem Teil der Desktop-Prozessoren eingeführt bzw. aktiviert wird. Außerdem spricht dafür, dass es sich beim NX-Bit um ein Feature aus dem 64-Bit-Bereich handelt, welches darüber hinaus den Betrieb im PAE36-(Physical Adress Extention-)Mode voraussetzt. Durch PAE36 wird der mögliche Adressbereich beim Arbeitsspeicher auf 64 GB erweitert. Im normalen 32-Bit-Modus können physisch nur 4 GB adressiert werden. Intels im neuen Xeon DP (Nocona) vorhandener 64-Bit-Modus mit der Bezeichnung Extended Memory 64 Technology (EM64T) kann physisch auch nur 64 GByte des PAE36-Mode adressieren. Die große Verwandtschaft liegt also auf der Hand. Bietet nun jeder Prozessor mit dem NX-Bit, welches bei Intel übrigens die Marketingbezeichnung XD - Execute Disable tragen wird, auch EM64T-Support und ist damit im Großen und Ganzen (hier gibt es wenige Ausnahmen) kompatibel zum 64-Bit-Support des AMD Athlon 64? Ganz klar ist das nach wie vor nicht.

Sicher scheint jedoch, dass all die neuen Prozessoren, die im E0-Stepping gefertigt werden, auch über AAC, Intels Speedstep-Technik für Desktop-Prozessoren, verfügen. Der Frontside-Bus bleibt vorerst bei 200 MHz (QDR 800 MHz), der Cache des Prescott-Kernes bleibt ebenfalls unangetastet, so dass die technologische Kluft zwischen Prescott und Nocona - sofern es noch EM64T-Support für alle geben sollte - nur noch aus der fehlenden Unterstützung von mehreren Prozessoren besteht. Alle neuen Prozessoren auf Basis des Prescott-Kernes im E0-Stepping tragen dabei in der Modellbezeichnung ein „J“. Um eine große Verbreitung der Prozessoren zu gewährleisten, führt Intel gleich eine ganze Palette ein, die von 2,8 bis 3,8 GHz reicht.

Pentium 4-Prozessoren (Sockel 775) ab 22. August 2004
Prozessor Taktfrequenz Frontside-Bus Cache alter Preis neuer Preis
Pentium 4 570J 3,8 GHz 800 MHz 1 MB - $637
Pentium 4 560J/560 3,6 GHz 800 MHz 1 MB $637 $417
Pentium 4 550J/550 3,4 GHz 800 MHz 1 MB $417 $278
Pentium 4 540J/540 3,2 GHz 800 MHz 1 MB $278 $218
Pentium 4 530J/530 3,0 GHz 800 MHz 1 MB $218 $178
Pentium 4 520J/520 2,8 GHz 800 MHz 1 MB $178 $163

Wirklich Neues gibt es aber in Richtung der Extreme Edition des Pentium 4 Prozessors zu berichteten. Hier rätselten wir (siehe auch hier) vor gut einem halben Jahr noch, auf welchem Prozessorkern zukünftige Prozessoren dieser Reihe basieren werden. Nun scheinen wir der Lösung zumindest einen Schritt näher gekommen zu sein. So wird Intel wohl spätestens im vierten Quartal dieses Jahres einen neuen Pentium 4 Extreme Edition vorstellen. Dies nicht zuletzt um gegen AMDs Athlon 64 FX-55 anzutreten, der mit 2,6 GHz auf den Thron der Desktop-Prozessoren möchte. Intel wird diesem eine CPU auf Basis des „Prescott 2M“-Cores entgegen werfen.

Dieser besitzt verdächtig große Ähnlichkeiten mit dem Irwindale-Prozessor, der bald parallel zum Nocona in Intels Xeon-DP-Plattform verbaut werden soll. Auch diese CPU besitzt natürlich das NX-Bit, EM64T sowie AAC (im Workstation-Bereich als Demand Based Switching (DBS) bezeichnet). Um sich vom normalen Prescott abzuheben, verpasste man der neuen Extreme Edition kurzerhand zwei MB Level-2-Cache und einen schnelleren Frontside-Bus von 1066 MHz QDR - der neue 925XE Chipsatz mit offiziellem Support für diese Taktfrequenz lässt grüßen. Pünktlich zu Weihnachten wird Intels Desktop-Prozessorpalette also wie folgt aussehen.

Pentium 4 (EE)-Prozessoren (Sockel 775) Stand Quartal 4 2004
Prozessor Taktfrequenz Frontside-Bus Cache Preis
Pentium 4 EE 720J 3,73 GHz 1066 MHz 2 MB $872
Pentium 4 580J 4,0 GHz 800 MHz 1 MB $637
Pentium 4 570J 3,8 GHz 800 MHz 1 MB $417
Pentium 4 560J/560 3,6 GHz 800 MHz 1 MB $278
Pentium 4 550J/550 3,4 GHz 800 MHz 1 MB $218
Pentium 4 540J/540 3,2 GHz 800 MHz 1 MB $178
Pentium 4 530J/530 3,0 GHz 800 MHz 1 MB $163
Pentium 4 520J/520 2,8 GHz 800 MHz 1 MB $163

Ob Intel den 4 GHz schnellen Pentium 4 wirklich schon im vierten Quartal vorstellt, steht derweil noch in den Sternen. Denkbar wäre es jedoch, möchte AMD doch zum etwa gleichen Zeitpunkt den Athlon 64 4000+ vorstellen.

Doch auch zu Intels neuer mobilen Plattform, „Alviso“, gibt es Neues zu berichten. Diese soll ja bekanntlich erstmals Prozessoren mit einem 533 MHz schnellen Frontside-Bus in Centrino-Notebooks integrieren und verfügt zudem über einen neuen Chipsatz, der unter anderem PCI Express und DDR2 beherrscht. Zusätzlich steht diesem die ICH6-M zur Seite, die als neue Southbridge den Weg in die Alviso-Plattform findet. Des Weiteren wird Intel wohl für die neuen Dothan-Prozessoren mit 533-MHz-Frontside-Bus unbestätigten Gerüchten zufolge den Sockel 775 als Schnittstelle zur Hauptplatine einführen. Dies hätte den Nebeneffekt, dass man Pentium M-Prozessoren in Zukunft wohl auch ohne großartige Probleme auf Desktop-Mainboards nutzen könnte. Wann auch diese Prozessoren eine 64-Bit-Erweiterung bekommen, ist derweil noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. So verhält sich der Pentium M bei diesem Vorhaben ungleich schwerer als der Prescott, wo in Form des Nocona (Xeon DP) schon eine nahezu identische CPU mit aktiviertem EM64T zur Verfügung steht. Der Pentium M mit EM64T würde eine Quasi-Neuentwicklung bedeuten. Doch vielleicht hat man dies bei der Entwicklung des aktuellen in 90 nm gefertigten Dothan-Kerns des Pentium M bereits berücksichtigt? Zumindest das NX-Bit sollen die zukünftigen Pentium M-Prozessoren besitzen. Also doch erste Anzeichen von EM64T?

Intel Pentium M „Dothan“-Prozessoren
Prozessor Core Frontside-Bus Prozess L2-Cache Verfügbarkeit
Pentium M 770J (2,13 GHz) Dothan 533 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 765 (2,10 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 760J (2,00 GHz) Dothan 533 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 755 (2,00 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB verfügbar
Pentium M 750J (1,86 GHz) Dothan 533 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 745 (1,80 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB verfügbar
Pentium M 740J (1,73 GHz) Dothan 533 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 735 (1,70 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB verfügbar
Pentium M 730J (1,60 GHz) Dothan 533 MHz 90 nm 2 MB Q4 04
Pentium M 725 (1,60 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB verfügbar
Pentium M 715 (1,50 GHz) Dothan 400 MHz 90 nm 2 MB verfügbar

Im vierten Quartal dieses Jahres erwarten uns mit dem Pentium M 770J, 765, 760J, 750J, 740J und 730J also noch eine ganze Reihe Prozessoren für Notebooks, die das NX-Bit unterstützen und auf der neuen Alviso-Plattform zum Einsatz kommen werden. Die Low-Voltage- und Ultra-Low-Voltage-Modelle haben wir der Übersicht zu Liebe in der Tabelle nicht berücksichtigt. Hier erscheinen im dritten Quartal noch der Pentium M 738J (LV, 1,4 GHz), 733J (ULV, 1,1 GHz) und der 723J (ULV 1,0 GHz). Pentium M 758J (LV, 1,5 GHz) und 753J (ULV, 1,2 GHz) folgen im ersten Quartal das nächsten Jahres.

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