Möchte 1&1 erneut Poweruser loswerden?

Update Christoph Becker
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Flatrates sind wahrlich etwas Schönes. Denn wenn man eine solche hat, steht dem weltweiten und durchaus kostengünstigen Surfen durch das Internet eigentlich nichts mehr im Wege. Doch der beliebte Provider 1&1 scheint den Begriff „Flatrate“ firmenintern anders zu definieren, als es manch Anderer tun mag.

Denn – so berichten es unter anderem die Kollegen von Onlinekosten.de – die Tochter der United Internet AG verschickte in den vergangenen Tagen Briefe an Kunden, die in den Augen des Unternehmens des Öfteren über die Stränge schlagen. In diesen wird den betroffenen Kunden ein Wechsel zu einem anderen Flatrate-Anbieter nahegelegt – als Belohnung für einen solchen winken diesem satte 100 Euro.

Als Begründung gibt man an, dass man bei der Kostenkalkulation des eigenen Flatrate-Tarifes zwar davon ausgegangen sei, dass sich die Kunden nahezu rund um die Uhr im Internet befinden würden, dabei aber nicht mehr als 20 GB Daten pro Monat umsetzen würden. Nutzer, die über diesem monatlich kalkulierten Volumen liegen, sind 1&1 also potentiell ein Dorn im Auge. Mit den nun verschickten Briefen und den darin versprochenen 100 Euro Belohnung für einen Wechsel zu einem Konkurrenten möchte man also quasi nichts anderes als die zahlreichen Poweruser, also all die Kunden, die monatlich weit mehr als 20 GB umsetzen, loswerden. Dies ist also durchaus gleichbedeutend mit einer Reduzierung des eigenen Kundenstamms auf diejenigen, die 1&1 genehm sind.

Auszug aus dem Brief von 1&1
Auszug aus dem Brief von 1&1

Studiert man die mit dem Brief angebotenen Wechselkonditionen einmal genauer, fällt schnell auf, dass man mit einer Akzeptierung der 100 Euro Prämie und einem Wechsel korrelierend ausschließt, jemals wieder zu einem Provider, der der Firma United Internet untersteht, wechseln zu können. 1&1, Schlund und GMX bleiben einem so also für immer verwehrt.

1&1 bestätigte auf Anfragen von Onlinekosten, dass man in den vergangenen Tagen Kunden dementsprechend angeschrieben hat. Eine genaue Zahl wollte man aber nicht nennen. Zudem seien nur Kunden betroffen, die noch einen Tarif aus der alten Preisstaffelung besäßen, so 1&1. Kunden der neuen Deutschland- oder City-Flatrates seien von dieser Aktion von vorne herein ausgeschlossen. Im Gegenzug wehrt man sich aber auch gegen Vorwürfe, dass man durch solche „Beschränkungen“ keine echte Flatrate anbieten würde.

Von einer fristlosen Kündigung der zahlreichen Poweruser sieht 1&1 derweil ab. Sicher würde für eine solche auch die rechtliche Grundlage fehlen, denn immerhin wird hier ein Vertrag über eine Flatrate abgeschlossen, der eine Zeit- und Datenvolumen-unabhängige Nutzung erlaubt. Wegen erhöhten Datenaufkommens gekündigt zu werden wäre also illegitim. Daraus folgend können Kunden, die die 100 Euro ablehnen, ihren Vertrag auch weiterhin nutzen – zu denselben Konditionen wie vorher.

Für 1&1 ist dies nicht die erste Aktion dieser Art. Bereits vor gut 15 Monaten startete man eine solche, um unliebsame Poweruser, also Kunden, die in den Augen des Unternehmens zu viele Daten pro Monat umsetzen, loszuwerden.

Update

Wie uns soeben von einer Quelle, die nicht namentlich erwähnt werden möchte, mitgeteilt worden ist, läuft die Aktion intern bei 1&1 unter dem Namen „Call zum goldenen Handschlag“. Ziel dieser ist es, durch gezielte Anrufe bei Kunden, die zu viel Traffic erzeugen, diese durch das oben beschriebene Angebot loszuwerden. Ebenfalls sei man sich beim Provider 1&1 durchaus bewusst, dass die Router, die man mit der eigenen Flatrate an Verbraucher ausliefert, in der Standardkonfiguration keine Idle-Zwangstrennung vollziehen. Angesichts der Tatsache, dass 1&1 intern wohl das Wort „Flatrate“ wie oben beschrieben definiert, eine relativ paradoxe Annahme.

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