Firefox 3 als „Information Broker“?

Steffen Weber
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Neben einem tiefgreifenden Update der Rendering Engine wird Version 3 des beliebten Browsers eventuell über die bisher bekannte Funktionalität eines Browsers hinaus wachsen. Denn Firefox 3 soll auf Websites vorhandene Kontakte, Orte und Telefonnummern automatisiert an andere Anwendungen weiterleiten können.

Klickt der Anwender z. B. auf eine Adresse, kann er diese beispielsweise in sein Adressbuch aufnehmen oder an einen Kartendienst (Google Maps, Yahoo! Maps, ...) weiterleiten. Telefonnummern könnten mit der bevorzugten VoIP-Anwendung verknüpft werden und Events trägt man per Mausklick in den persönlichen Kalender ein. Insgesamt wird dem Anwender somit das Kopieren – oder bei unerfahrenen Anwendern gar das Abschreiben und erneute Eingeben – in andere Browser-Tabs oder Anwendungen erspart.

Voraussetzung dafür ist, dass diese Daten im HTML-Code der Webseite entsprechend ausgezeichnet werden. Seit einigen Monaten existieren dahingehend erste Ansätze, die unter anderem auf der Webseite Microformats vorgestellt werden. Dort findet man beispielsweise bereits das Microformat hCard zum Auszeichnen von Kontaktdaten. Dabei wiederum handelt es sich um keine komplette Neuerfindung, denn es wurde in Anlehnung an den vCard-Standard entworfen, den diverse E-Mail-Clients zum Versenden einer elektronischen Visitenkarte verwenden.

Eine simple hCard – generiert mit dem hCard Creator von Tantek Çelik – könnte im HTML-Code beispielsweise wie folgt aussehen. Die Werte der class-Attribute tragen die Semantik und sind die entscheidende Vereinbarung, auf deren Grundlage solche Informationen aus einer Website extrahiert werden können.

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 <span class="fn">Steffen Weber</span>
 <div class="org">ComputerBase Medien GbR</div>
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  <span class="locality">Berlin</span>
  <span class="postal-code">10711</span>
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</div>

Die Firefox-Erweiterung Operator ermöglicht schon jetzt einen ersten Ausblick auf die sich ergebenden Möglichkeiten. Die Umsetzung dürfte jedoch kaum dem entsprechen, was sich eventuell als Feature von Firefox 3 entpuppen könnte. Und noch ist der Nutzen aufgrund der geringen Verbreitung von Microformaten ohnehin gering – das Potenzial jedoch ohne Zweifel vorhanden.

Firefox 3.0 sollte ursprünglich im ersten Quartal 2007 erscheinen. Mit etwas Verspätung wurde im Dezember 2006 eine erste Alpha-Version veröffentlicht, die auf jeder Plattform (Windows, Linux, Mac OS X) die Grafikbibliothek Cairo zum Zeichnen des Fensterinhalts verwendet. Jedoch fehlte in der Alpha 1 die tiefgreifend überarbeitete Rendering Engine („Reflow Refactoring“), an der über zwei Jahre gefeilt wurde und die dafür verantwortlich ist, dass Firefox 3.0 nach Safari, Konqueror und Opera den Acid2-Test bestehen wird.

Die überarbeitete Rendering Engine wurde einige Tage nach Veröffentlichung der Alpha 1 in den Trunk (Hauptzweig der Entwicklung) eingepflegt und kann somit anhand der aktuellen Nightly Builds vom Mozilla-FTP-Server getestet werden. Jedoch ist damit zu rechnen, dass ohnehin in absehbarer Zeit die zweite Alpha-Version zum Download bereitstehen wird, denn laut Roadmap sollen sowohl Alpha 2 als auch Alpha 3 noch im ersten Quartal 2007 fertig gestellt werden.

Erst danach beginnt die Phase der Stabilisierung, gekennzeichnet durch die Abspaltung des Firefox-3.0-Entwicklungszweiges vom Trunk (in den dann parallel bereits Änderungen für Firefox 4.0 einfließen werden). Vor der finalen Version wird es wie gewohnt noch zwei Betaversionen sowie einen Release Candidate geben, so dass realistisch betrachtet nicht vor Sommer mit Firefox 3.0 zu rechnen ist.

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