Fremder Code in Microsoft-Tool?

Update 2 Benjamin Beckmann
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Mit dem Windows 7 USB/DVD Download Tool hatte Microsoft die Absicht, Käufern des neuen Betriebssystems Windows 7 die Installation vom USB-Stick oder einer DVD zu erleichtern. Eine Enthüllung durch das Blog Within Windows veranlasste den Redmonder Konzern nun allerdings, die kompakte Software bis auf Weiteres zurückzuziehen.

Der Vorwurf wiegt schwer: Microsoft soll sich bei ImageMaster bedient haben – einer in C# geschriebenen Software zum Lesen und Schreiben von ISO-Containerdateien. Das bei der Open-Source-Community CodePlex beherbergte Tool unterliegt den GPL-Lizenzbestimmungen, die für den Fall einer Nutzung durch Fremde vorsieht, dass das hieraus entstandene Projekt ebenfalls unter den Bedingungen der GPL lizenziert werden müssen („Copyleft-Prinzip“). Darauf hat MS – vorsichtig formuliert – „verzichtet“ und sieht sich nun mit einem Plagiatvorwurf konfrontiert, zumal die Open-Source-Gemeinde ohnehin nicht besonders gut auf die von ihnen als äußerst restriktiv empfundenen Lizenzbestimmungen von Microsoft-Produkten zu sprechen ist.

Einfacher zu ermitteln wäre die Rechtslage allerdings, wenn die ImageMaster-Bestandteile (ab Zeile 100), die nun fleißig diskutiert werden, nicht ursprünglich aus dem Projekt 7-Zip stammen würden, welches unter einer ähnlichen Lizenz, der LGPL, veröffentlicht wird. Diese erlaubt die Verwendung des unter ihr veröffentlichten Programmcodes auch in proprietärer Software – unter der Bedingung, dass die geliehenen Bestandteile als sogenannte Bibliotheken extern aufgerufen werden. Werden sie hingegen fester Bestandteil des Programms, gilt wiederum das bereits erwähnte Copyleft-Prinzip.

Windows 7 USB/DVD Download Tool

Microsoft hat auf die Vorwürfe zunächst defensiv reagiert und das Windows 7 USB/DVD Download Tool aus dem Hilfe-Bereich des Microsoft Store entfernt. Dort heißt es jetzt, die Software sei „derzeit nicht verfügbar“. Darüber hinaus wollte man sich von Seiten des Unternehmens nicht äußern. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Verdacht bestätigt und ob es allein der Imageverlust ist, den Microsoft fürchten muss. In einem vergleichbaren Fall konnten die Netzwerkspezialisten von Cisco Systems dazu bewegt werden, eine Router-Firmware zu veröffentlichen, die zur Konfiguration der Firewall von der freien Linux-Software iptables Gebrauch machte.

Update

Bei Microsoft hat sich unterdessen der Manager der eigenen Open-Source-Community, Peter Galli, in einem Blogpost zu Wort gemeldet, um zu verkünden, dass das Unternehmen den Quelltext ebenso wie die kompilierten Dateien unter GPL v2 lizensieren – und veröffentlichen – wird. Man habe sich bei der Entwicklung auf Dritte verlassen und sei aufgrund von Versäumnissen bei der Kontrolle des ausgelieferten Programms dafür mitverantwortlich, erklärt Galli weiter.

Update

Microsoft hat sein Versprechen gehalten und inzwischen das Tool zusammen mit den Quelltexten auf der CodePlex-Plattform unter GPLv2 veröffentlicht. Außerdem ist es nun wieder in unserem Downloadarchiv zu finden.

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