RIPE: Europa gehen IPv4-Adressen aus

Przemyslaw Szymanski
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Niemand hätte früher gedacht, dass die Ära der im Jahr 1981 definierten vierten Version des Internetprotokolls mit den rund vier Milliarden Adressen irgendwann zu Ende gehen könnte. Nun gibt der für Europa zuständige Adressverwalter RIPE Network Coordination Centre bekannt, dass man beim letzten /8-Block angekommen sei.

Somit stehen insgesamt nur noch 16.777.216 nicht vergebene IPv4-Adressen zur Verfügung, welche laut den Verantwortlichen nur noch mit strengen Auflagen und in kleinen Chargen an die lokalen Internet-Registries vergeben werden sollen. Antragsteller bekommen jeweils nur 1.024 Adressen zugeteilt und müssen außerdem nachweisen, dass sie bereits IPv6-Adressen erworben haben. In diesem Zusammenhang veröffentlicht das RIPE Network Coordination Centre seit einiger Zeit die Zahl der noch verbleibenden IPv4-Adressen, wobei in der bereitgestellten interaktiven Grafik eine tägliche Abnahme zu erkennen ist.

Zahl der noch verfügbaren IPv4-Adressen in Millionen
Zahl der noch verfügbaren IPv4-Adressen in Millionen (Bild: RIPE NCC)

Der geeignete Nachfolger wurde bereits mit dem 1998 standardisiertem IPv6-Verfahren gefunden, welches aufgrund des hexadezimalen Aufbaus zukünftig genügend Reserven bieten wird und bereits teilweise parallel zu IPv4 im Einsatz ist. Dabei hat der als „Vater des Internets“ bezeichnete Vint Cerf, heute Chief Internet Evangelist bei Google, seit längerem auf den notwendigen Umstieg auf das neue Protokoll hingewiesen. Beispielsweise bezeichnete er den World-IPv6-Start im Juni 2012 als Wendepunkt in der Geschichte des Internets. „Er [der Standard; Anm. der Redaktion] durchbricht die Grenzen des ursprünglichen Adressraums, öffnet ein riesiges neues Gebiet, Billionen und Aberbillionen größer, und verstärkt die End-to-End-Architektur, die das Internet in seinen Anfängen so stark gemacht hat“, meint Cerf.

Kritiker befürchten jedoch ein Zurückdrängen der Anonymität im Internet durch die mit dem neuen Protokoll mögliche zeitlich stabilere und weiter reichende öffentliche Adressierung, sodass beispielsweise jedes mit dem Internet verbundene Gerät eine eigene Adresse bekommen und somit ohne große Mühe zurückverfolgt werden könnte.