AMD FX-8350 „Vishera“ im Test: Auferstanden aus Ruinen

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Volker Rißka
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Fazit und Empfehlung

Geschichte wiederholt sich. So wie wir zum damaligen Test des Phenom II titelten, dass sich dieser wie ein Phönix aus der Asche des schwachen Vorgängers erhebt, könnte man auch das diesjährige Projekt unter diesen Stern stellen. Denn auch hier fußt ein neuer Prozessor auf einem schwachen Vorgänger und am Ende heißt es auch in diesem Fall wieder: Operation gelungen! Der „Vishera“ in Form des FX-8350 ist ein schneller Prozessor, der insbesondere den Vorgänger auf teilweise deutlichen Abstand hält. Zeitgleich wird der Rückstand auf die Intel-Prozessoren signifikant geringer. Nun kann man sich mit den kleineren Quad-Core-Prozessoren vom Typ „Ivy Bridge“ messen, die man in klassischen Anwendungen schlägt, während man in Spielen weiterhin zurückliegt. Um das Paket attraktiv zu gestalten, stimmt am Ende auch der Preis. Ein Manko bleibt jedoch: der Energiehunger.

Nachdem sich die Tester im letzten Jahr mit „Bulldozer“ nach riesigen, von AMD geschürten Erwartungen ala „FX Reloaded“ und „the legend is back“ nicht nur etwas in die Irre geführt vorkamen, sieht es in diesem Jahr nach etwas leiseren Tönen deutlich besser aus. Sowohl die gesteigerte Leistung in Anwendungen sticht mit zehn Prozent mehr Leistung hervor, als auch insbesondere im Bereich der Spiele holt man mit dem FX-8350 massiv auf. In Spielen kommen die Änderungen an „Piledriver“ gegenüber „Bulldozer“ am ehesten zum Vorschein, da neben mehreren Kernen auch die Single-Threaded-Leistung gefordert wird. Je nach Spiel sind deshalb Unterschiede zwischen fünf und bis zu 30 Prozent sichtbar – eine äußerst positive Überraschung. An die Gesamtleistung der neuen Intel „Ivy Bridge“ kommt man aber auch weiterhin in Spielen nicht heran, zu groß war der Abstand bereits vom Start weg. Aber: Aus 30 Prozent Vorsprung sind derer „nur“ noch 15 Prozent geblieben.

AMD FX-8350 auf Asus Crosshair V Formula
AMD FX-8350 auf Asus Crosshair V Formula

Eine negative Seite hat jedoch auch dieser Neuling von AMD, der sich in der letzten Zeit wie ein roter Faden durch das Prozessorportfolio des Unternehmens zieht. So ist die Leistungsaufnahme unter Last erneut extrem hoch, während man sich im Leerlauf gegenüber dem Vorgänger nochmals leicht verbessern konnte. Auch wenn die Leistungsaufnahme in den höherpreisigen Regionen gern weniger Beachtung findet, liegen zwischen AMDs FX-8350 und dem Intel Core i5-3570K, die in dbPoweramp etwa die gleiche Zeit für die Umwandlung von Musik benötigen, über 80 Watt Unterschied. Treibt man es mit dem FX-8350 völlig auf die Spitze, wird selbst der Vorgänger FX-8150, der bereits ein echter Stromfresser war, geschlagen.

Zusammengefasst ist der FX-8350 eine schnelle CPU, die ihre Vorteile in Anwendungen ausspielt und entgegen bisherigen Prozessoren von AMD in Spielen nicht mehr so einen eklatanten Rückstand aufweist, wie er bisher an der Tagesordnung war. Garniert wird dies mit einem freien Multiplikator – bei dessen Nutzung wie üblich jeder Garantieanspruch entfällt – und Möglichkeiten zum Absenken der Spannung, womit man die Leistungsaufnahme auf ein vertretbares (hohes) Niveau senken kann. Zudem hat AMD dieses Jahr gelernt, dass man auch an der Spitze des eigenen Portfolios einen passenden Preis ansetzen muss, um Käufer für die eigenen Produkte zu begeistern. Mit dem Komplettpaket dürfte AMD in diesem Winter mehr Käufer als bei der letzten Generation finden.

Das Haupteinsatzgebiet der „Piledriver“ inklusive L3-Cache wird wie beim Vorgänger das Server-Umfeld sein. Die Vorstellung für dieses Segment wird Mitte November erwartet. Dort ist man auch zwingend auf den Neuling angewiesen, gingen die Marktanteile und Verkäufe von Server-Prozessoren bei AMD zuletzt noch weiter zurück und trugen zum miserablen Quartalsabschluss und weiteren Entlassungen bei. Der Umstand, dass immer erst die zweite Prozessorgeneration nach einer Neueinführung richtig ankommt, wirft letztlich große Schatten, da dem Unternehmen Jahre verloren gehen, die am Marktanteil, Umsatz und letztlich auch Arbeitsstellen zehren. Jetzt ist es die Aufgabe eben dieser „Piledriver“-basierten Prozessoren, die Kohlen aus dem Feuer zu holen und sich in das nächste Jahr zu schaukeln, wenn die „Steamroller“ als nächstes Update mit noch viel größeren Änderungen das Zepter übernehmen werden. Mit den aktuellen Produkten kann dies gelingen.

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