Pentium D 840 und Extreme Edition 840 im Test: Erste Dual-Core Benchmarks

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Thomas Hübner (+2)
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Fazit

Bevor wir uns dem eigentlichen Fazit zuwenden, wollen wir noch ein paar Worte über die uns zur Verfügung gestellte Testumgebung verlieren, denn diese hat uns mehr als positiv überrascht. Obwohl die Vorstellung der heute in Augenschein genommenen Produkte gut und gerne noch drei Monate auf sich warten lassen wird, machten Board und CPU einen ausgesprochen ausgereiften Eindruck. Wir hatten über den gesamten Testzeitraum weder mit einem Problem oder Bluescreen zu kämpfen. Eine Reibungslosigkeit mit Seltenheitswert, von der sich andere Hersteller selbst zum offiziellen Produktlaunch nicht nur eine Scheibe abschneiden sollten.

In Sachen Leistungszuwachs werden Dual-Core-Prozessoren vorerst ein zweischneidiges Schwert bleiben (siehe auch: Multi-Core-Theorie). Während sich Pentium D 840 und Pentium Extreme Edition 840 in unseren neu eingeführten Dual-Core-Sonderbenchmarks, Anwendungen, die in mindestens zwei Threads laufen, im Mittelteil dieses Artikels teilweise beachtlich schlagen, springt der im Anhang verlinkte, altbekannte Benchmark-Parcours nur in einigen Ausnahmefällen auf den zweiten Kern an. Einzig und allein der CPU-Mark im 3DMark05 zeigt einen klaren Vorteil für den Pentium XE 840 auf dem Spielesektor (sofern man den 3DMark05 zu den Spielen zählen darf). Auch wenn ein Teil der Spiele in den aufgenommenen Timedemos nicht davon profitieren kann, dass die Physikengine schon heute parallel neben der restlichen Rechenarbeit der CPU läuft, ist die Aussage klar: Für reine Spielernaturen werden vorerst die höher getakteten Single-Core-Prozessoren die erste Wahl bleiben. Und so wird auch Intel bis auf weiteres den Pentium 4 Extreme Edition 3,73 GHz als die CPU für den passionierten Spieler am Markt positionieren.

Ob sich das Bild mit zukünftigen Titeln wie beispielsweise Spielen auf der Unreal-3-Engine, die multi threaded ausgelegt wurde, grundlegend ändern wird, hängt wohl nicht unwesentlich von der Entwicklung der Grafikkarten und Grafikengines ab. Wird die Grafikkarte auf absehbare Zeit der Flaschenhals in einem Spiele-PC bleiben, werden auch Dual-Core-CPUs keine Wunder in der Darstellungsgeschwindigkeit vollbringen können. Allerdings bietet sich den Programmierern die Möglichkeit, weitaus aufwendigere Physikengines und Algorithmen zur Berechnung künstlicher Intelligenz über die CPU laufen zu lassen. Wie sich dies jedoch mit der gleichmäßigen Lauffähigkeit auf schwächeren oder Single-Core-Systemen vereinbaren läßt, ist noch nicht abzusehen.

In Bezug auf unsere Dual-Core-Benchmarks zeigt sich ein teilweise vollkommen anderes Bild, das wir in zwei einzelnen Performance-Ratings veranschaulichen wollen.

Performancerating (best case)
    • Pentium XE 840 (3,20 GHz)
      98,47
    • Pentium D 840 (3,20 GHz)
      89,83
    • Pentium EE 3,73 GHz
      74,27
    • Pentium 4 640 (3,20 GHz)
      63,77
    • Pentium 4 540 (3,20 GHz)
      63,53
Einheit: Prozent

Mittelt man die Ergebnisse aller Benchmarks, die die größten Vorteile für Intels Dual-Core-CPUs zeigen, liegen beide „Smithfield“-Prozessoren deutlich in Front. Gegenüber dem Single-Core-Pentium-4-660 mit 3,2 GHz und 2 MB Cache holen die zweikernigen Vertreter 25 % respektive 34 % heraus.

Performancerating (overall)
    • Pentium XE 840 (3,20 GHz)
      94,97
    • Pentium D 840 (3,20 GHz)
      90,84
    • Pentium EE 3,73 GHz
      86,14
    • Pentium 4 640 (3,20 GHz)
      74,48
    • Pentium 4 540 (3,20 GHz)
      73,99
Einheit: Punkte

Im Mittel über alle von uns durchgeführten Dual-Core-Benchmarks sinkt der Vorsprung auf 14 % respektive 19 %. Gegenüber der mit 3,73 GHz wesentlich höher taktenden und auf einem FSB von 266 MHz laufenden Extreme Edition können sich beide Prozessoren weiterhin behaupten. Beiden Ratings gemein ist der nicht von der Hand zu weisende Vorteil der mit Hyper-Threading ausgestatteten Pentium XE-CPU. Zwei Ausnahmen bilden hierbei das Encodieren einer reinen Video-Datei im Windows Media Encoder und Packen mit 7-Zip, denn in dieser Disziplin liegt der Pentium XE ausnahmsweise eindeutig hinter dem Pentium D. Ein Verhalten, das wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erklären können.

Unterm Strich zeigen die heute in einer Vorschau gezeigten Prozessoren das, was man von ihnen erwarten konnte. Sind Anwendungen entsprechend ausgelegt, stoßen beide CPUs trotz niedrigerer Taktraten in Regionen vor, die bisher nicht von Desktop-CPUs erreicht wurden. Beharrt die Anwendung, und hier sind zu einem großen Teil aktuelle Spiele gemeint, auf die Abarbeitung in einem Thread, erbringen beide CPUs in etwa die Leistung einer Single-Core-CPU vom Schlag eines Pentium 4 540 oder 640.

Aufgrund der Kürze der Zeit nicht verteten in unserem Test sind Anwendungsfälle, die in Zukunft vermehrt auf Dual-Core-CPUs zukommen werden und die Intel als eines der Haupt-Kauf-Argumente auch unter dem Stichwort „center of your digital home“ verstanden sieht. Die ersten Abkömmlinge der Multi-Core-Generation dürften hier allerdings eher als Wegbereiter verstanden werden, auf deren Basis mehr und mehr Praxislösungen für eine weitere Vernetzung privater Rechner Einzug in die Haushalte halten werden. Ein Anwendungsgebiet, das ebenso eindeutig von Dual-Core profitieren wird wie Intels Virtualisierungsplattform „Vanderpool“, die den parallelen Betrieb zweier Betriebssystem auf einer CPU ermöglicht und alltägliche Multi-Tasking-Banalitäten wie der neben einem Spiel laufende Virenscanner.

Inwiefern die Anbindung beider „Prescott“-Kerne des „Smithfield“ an den Memorycontroller einen negativen Einfluss auf die Gesamtperformance hat, wird sich wohl leider nie klären lassen. Hier werden erst künftige CPUs mit einem integrierten, von beiden Kernen gemeinsam genutzten Bus-Interface beweisen können, welche Vorteile sich aus dieser erweiterten Lösung ergeben.

Angekreidet werden muss unsererseits sicherlich ein weiteres Mal der gestiegene Stromverbrauch, der letztendlich auch dazu geführt hat, die Dual-Core-Varianten, was den Takt anbelangt, deutlich unter den schnellsten Single-Core-CPUs zu positionieren. Zwar zeigen unsere Messungen, dass der Pentium XE 840 unter gewissen Umständen sogar effektiver mit der von ihm konsumierten Leistung umzugehen weiß. Den Verbrauch von über 300 Watt für das gesamte System in TMPGEnc macht dieses Ergebnis allerdings nicht wieder wett. Die Richtung ist und bleibt kritikwürdig. Interessant dürften hier erst die nach dem Smithfield angesetzten Lösungen werden (siehe auch: Die Zukunft), die teilweise im 65-nm-Prozess daher kommen.

Und dann bleibt die große Frage, was Konkurrent AMD in petto hat. Die für Mitte 2005 erwarteten Opteron- und für das 2. Halbjahr 2005 angesetzten Athlon 64-Versionen werden im Vergleich zu ihren Single-Core-Abkömmlingen nur geringfügig niedriger getaktet sein, verfügen jeweils über einen eigenen Speichercontroller, über dessen Rolle bisher nur gemutmaßt werden kann, und sollten mit einer TDP von 104 Watt doch spürbar weniger Leistung fressen. Nachdem es lange Zeit genau anders aussah, dürfte AMD zeitlich jedoch letztendlich das Nachsehen haben.

Sowohl Pentium D (zwei physische Kerne) als auch Pentium Extreme Edition (zwei physische, vier virtuelle Kerne) werden übrigens weiterhin auf einer einzigen Lizenz von Windows XP Home oder Professional lauffähig sein. Microsoft definiert die von der Lizenz abgedeckte Anzahl der CPUs über die Anzahl der Sockel, und derer besitzen beide neuen Prozessoren nur einen.

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