Windows XP behindert den MP3-Standard

Steffen Weber
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Blüht den MP3-Dateien das gleiche Schicksal wie dem Netscape-Browser? Wenn es nach Microsoft ginge, wäre das eigene Audio-Format WMA (Windows Media Audio) schon längst der Standard für die Komprimierung von Audio-Dateien. Um die Verbreitung von WMA-Dateien zu fördern, setzt Microsoft seine marktbeherrschende Stellung bei den Betriebssystemen ein.

Das noch in diesem Jahr erhältliche Windows XP soll zwar weiterhin MP3-Dateien mit beliebiger Bitrate abspielen, aber MP3-Dateien nur noch mit maximal 56 Kilobit/s erzeugen können. Dass dadurch die Qualität der Lieder einiges zu wünschen übrig lässt wird klar, wenn man bedenkt, dass bei Musiktauschbörsen eigentlich keine MP3s mit einer geringeren Bitrate als 128 Kilobit/s getauscht werden. Bei der Konvertierung einer Audio-Datei in das von Microsoft entwickelte WMA-Format gibt es hingegen keine derartige Einschränkung. Angeblich werden auch andere Programme, die MP3s in besserer Qualität als 56 Kilobit/s erzeugen können, von Windows XP an diesem Vorgang gehindert.

Die Ursache für dieses Vorgehen liegt beim Copyright der Audio-Dateien. WMA ist so konzipiert, dass der Herausgeber genau festlegen kann, was mit der Datei gemacht werden darf und was nicht. So kann man bei WMA zum Beispiel festlegen, ob die Datei auf CD gebrannt werden darf oder wie oft man sie abspielen kann. Solche Funktionen lässt MP3 komplett vermissen, weshalb auch die Musikindustrie nicht dazu geneigt ist, ihre Lieder im MP3-Format unter das Volk zu bringen.

Ein Problem für Microsoft und die Musikindustrie könnte aber die beachtliche Verbreitung des MP3-Formats werden. Es gibt unzählige portable MP3-Player und auch viele Computer-Anwendungen sind speziell auf MP3 ausgerichtet. Zudem werden wohl alternative Betriebsysteme wie Linux keinesfalls dabei behilflich sein, den MP3-Standard zu verdrängen.