3DMark03: Eine unendliche Geschichte

Jan-Frederik Timm
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Während eine Aussage kaum Ansatzpunkte für eine objektive Meinungsbildung bietet, haben zwei konträre Standpunkte durchaus einen Vorteil: Die Wahrheit wird wohl in der Mitte liegen. Im Falle Futuremark "gegen" nVidia gestaltet sich die Suche danach jedoch zunehmend schwieriger.

Beide Firmen haben sich sowohl gegenüber dem Inquirer als auch auf den x-bit labs zum kürzlich veröffentlichten Patch 340 für den 3DMark03 geäußert, der - soviel scheint bisher fest zu stehen - nur auf nVidias GeForce FX-Reihe zu gravierenden Einbrüchen in der Benchmarkbewertung führt.

Nachdem bereits Gainward gemutmaßt hatte, dass man bei Futuremark den Unified Shader Compiler von nVidia deaktiviert haben könnten und der Chip-Hersteller sich dieser Meinung angeschlossen hat, bestreitet die Softwarefirma diesen Schritt. Der Compiler arbeitet - kurz zusammengefasst - folgender Maßen:

Dieser Compiler optimiert lediglich den eingehenden Shader-Code auf die Architektur der GeForce FX-Karten. Durch diesen Optimierungsprozess ergibt sich so pauschal auch keine Verschlechterung der Bildqualität, so dass wir eine solche Anpassung an die Hardware eigentlich nur gut heißen können. In Kürze wird hoffentlich ein Statement Futuremarks diesbezüglich veröffentlicht werden.

nVidia legt großen Wert auf die Tatsache, dass man mit einer großen Anzahl an Spieleentwicklern zusammen arbeitet, deren Code insofern optimiert wird, als dass der Compiler reibungslos mit ihm zusammen arbeitet und somit für eine schnörkellose Anpassung des Spiels an die FX-Karten sorgen kann. Ein Benchmark, der diesen Schritt unterbindet, sei aus diesem Grund nicht praxisnah.

Futuremark verweist hingegen auf die Arbeitsweise des 3DMark03. Da dieser über die API (in diesem Falle DirectX 9) mit der Hardware/dem Treiber kommuniziert, habe die Software keinerlei Einfluss auf Treibereinstellungen und Methoden. Allerdings - und diese Aussage dürfte in den kommenden Wochen heiß diskutiert werden - bilde der 3DMark03 keine Grundlage für die Performance einer bestimmten Grafikkarte in anderen Softwareprogrammen.

If someone wants to know what is the performance on a specific game with specific drivers, 3DMark03 is not the tool to use. In that case, the user should use that specific application with those drivers.

Ein Statement, das nicht nur die in der Vergangenheit propagierte Funktion des 3DMarks in Frage stellt. Auch der aktuelle Werbetext weist das Programm auch weiterhin als den Benchmark zur Ermittlung der "Spiele-Performance" aus.

The high quality game tests, image quality tests, sound tests and others give you an extremely accurate overview of your system“s current gaming performance.

Auch wir haben in der Vergangenheit den 3DMark 2001 (die Version 03 haben wir stets kritisch betrachtet) als repräsentative Anwendung für eine breite Masse an Spielen gewertet und letztendlich liegt dort auch seine einzige Berechtigung. Denn sollte die Software nur noch für sich selber sprechen und keinerlei Schlüsse auf andere Programme zulassen, darf ihr Sinn in Frage gestellt werden, zumal der 3DMark03 nicht spielbar ist und somit die Leistung einer Grafikkarte - ja des ganzen PCs - in einer nicht "nutzbaren" Anwendung praktisch irrelevant ist.

Auch wenn unsere Umfrage noch vor einigen Wochen ergeben hat, dass sich eine knappe Mehrzahl der Leser für Benchmarks mit dem 3DMark03 ausgesprochen hat, werden wir dies sicherlich nun nochmals überdenken. Die Zeit könnte man genauso gut mit einem weiteren Spiel füllen - und da weiß dann auch der Leser und potentielle Käufer, was welches Produkt in der Praxis leistet.