Erstes Mainboard für Sockel 478 und 775

Thomas Hübner
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Neue Technologien sind etwas Tolles. Sie verkörpern den Fortschritt und bringen häufig neben mehr Performance auch viele interessante Features mit sich. Mit dem Sockel 775 hat Intel Mitte Juni eine völlig überarbeite Plattform präsentiert, die mit zahlreichen Innovationen aufwarten konnte.

Leider wurde mit der „völligen Überarbeitung“ ein schnelles günstiges System-Update zu Nichte gemacht. Neben einem neuen Prozessor für den Sockel 775 muss auch eine neue Grafikkarte für den PEG-Standard (PCI Express for Graphics) und stellenweise auch neuer Arbeitsspeicher in Form von DDR2-Modulen erworben werden.

In Sachen Arbeitsspeicher ist der „Bruch“ mit den Traditionen im Allgemeinen jedoch nicht ganz so stark ausgeprägt. So unterstützt beispielsweise die i915G- und i915P-Chipsätze Module nach dem alten und den neuen Standard. Gerade für Ausrüster sind solche Übergangslösungen verständlicherweise interessant, kann so das Loch im Geldbeutel doch im Zaum gehalten werden. Dem entsprechend bieten die Großen der Branche - wie z.B. Asus, Gigabyte oder MSI - entsprechende Combo-Lösungen an, die jeweils zwei Steckplätze für 184-Pin-DDR- und 240-Pin-DDR2-Module zur Verfügung stellen. Am Kauf einer neuen Grafikkarte und eines neuen Prozessors kommt man jedoch nicht vorbei.

Abit, Asus, Gigabyte und Soltek gehen sogar noch einen Schritt weiter und bieten seit kurzem Mainboards mit Intels i865PE-Chipsatz an, die statt des altbekannten Sockel 478 das neue Modell mit 775 Pins einsetzen. Hier muss also nur eine CPU und die entsprechende Hauptplatine erworben werden. Alle alten Komponenten können weiter genutzt werden. Natürlich verzichtet man damit auf alle neuen Funktionen der i915- und i925X-Chipsätze.

Die Krönung der Abwärtskompatibilität könnte nun jedoch ASRock mit dem P4 Combo vorgestellt haben. Bei diesem Board setzt der Hersteller auf den i848P-Chipsatz mit Single-Channel-Speichersupport und den beiden Prozessor-Sockeln 478 und 775. Nach dem K8 Combo mit Sockel 754 und 939 ist das P4 Combo schon die zweite Überraschung des Unternehmens, welches bisher insbesondere durch seine besonders günstigen Produkte auf sich aufmerksam machte.

Das ASRock „P4 Combo“ bietet neben seinen zwei Sockeln insgesamt zwei DIMMs für DDR400-Module (Single Channel), AGP 8x für Grafikkarte, zwei Serial-ATA-150-Ports, onboard 10/100 Ethernet und 5.1-Kanal-Audio; insgesamt also das Standard-Repertoire der inzwischen schon fast überholten Board-Generation. Das „P4 Combo“ wurde entwickelt, um einen fließenden Übergang zum neuen Pentium 4 zu gewährleisten, der im Sockel 775 Anfang nächstes Jahres die 4 GHz-Marke überschreiten soll. Zwar wird es auch für den Sockel 478 noch schnellere Prozessoren geben, die wirklichen Neuerscheinungen werden sich jedoch auf den Sockel 775 beschränken. Mit dem P4 Combo spricht man also ganz besonders all die User an, die viel Wert auf Flexibilität legen.

ASRock P4 Combo, Quelle: akiba2go

Alles in allem ist man mit dem P4 Combo zwar äußert variabel, doch zukunftssicher ist auch dieses Mainboard nicht. Schließlich fehlt der Support von PCI Express gänzlich. Als weiteren Hoffnungsschimmer in Sachen Kompatibilität muss natürlich auch der - leider immer noch nicht fertige - VIA PT890-Chipsatz genannt werden. Dieser unterstützt PEG und AGP sowie DDR und DDR2 und kann auch mit beiden aktuellen Pentium 4-Sockeln umgehen. Der Einsatz auf ein und demselben Board ist jedoch aufgrund der Komplexität eher unwahrscheinlich. Daüber hinaus ist die Performance des PT890 derzeit noch ein unbeschriebenes Blatt. Alles in allem scheint sich jedoch in Sachen Sockel 775 herauszukristialllisieren, dass man, wenn man der Zukunft nicht verschlossen sein möchte, auch seinen Geldbeutel weit zu öffnen hat.