Yahoo startet Online-Musikportal

Sasan Abdi
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Schon vor einiger Zeit war durchgesickert, dass der Medien- und Online-Riese Yahoo ein eigenes Musikportal zu starten gedenkt. Mit Kampfpreisen will der Konzern nun Segment-Größen wie Napster oder Real Networks den Rang ablaufen. Seit gestern ist „Yahoo Music Unlimited“ (YMU) nun online.

Und mit Kampfpreisen ging der neue Service dann auch tatsächlich auch an den Start. Seit gestern bietet YMU Mitgliedschaften ab 4,99 Dollar je Monat und ist damit bis zu zwei Drittel billiger als die direkte Konkurrenz von Napster oder Real Networks. Für den genannten Betrag steht dem Mitglied dann das rund 1 Millionen Songs fassende Angebot ohne Limit – also quasi als „Song-Flatrate“ – zur Verfügung.

Einen nicht ganz neuen Haken hat das Ganze natürlich wie gewohnt. Endet das Abonnement, lassen sich die heruntergeladenen Tracks auch nicht mehr abspielen. Zwar kann man diese DRM-Technologie vergleichsweise simpel über das stupide Aufnehmen der einzelnen Songs umgehen. Dennoch dürfte die DRM-Variante wie auch schon bei anderen Anbietern aus Komfortgründen für einigen Unmut unter den Käufern sorgen.

Dennoch erwartet man nicht nur bei Yahoo einen vergleichsweise rasanten Einstieg in den zwar mittlerweile stagnierenden, aber doch immer noch voluminösen Markt der Online-Musik. Entsprechend verlor beispielsweise die Aktie von Konkurrent Real Networks nach Bekanntwerden des YMU-Launches im nachbörslichen Handel ein Fünftel ihres Wertes. Und auch die Aktie des Branchenprimus Apple, der immerhin satte 70 Prozent der Marktanteile in diesem Segment hält, verlor drei Prozent.

Dabei dürfte Apple die Entwicklung aufgrund der fehlenden Kompatibilität relativ kalt lassen. Im Vergleich zu Napster, Real Networks und nun auch Yahoo kauft der Kunde bei Apple's iTunes den Song, anstatt ihn sozusagen zu mieten. Allerdings lässt sich der Track dann ausschließlich auf dem iPod abspielen. Durch die Koppelung von iTunes-Tracks an den hauseigenen Music-Player befindet sich Apple also quasi auf einer kaum zu erreichenden Insel. Damit ist der Branchenmogul wohl erst dann angreifbar, wenn die Verkaufszahlen und zugleich die Konsumfreude der iPod-Besitzer merklich nachlässt.

Bei Yahoo versichert man derweil, dass YMU trotz der niedrigen Preise profitabel arbeiten wird. Dabei seien zukünftige Preiserhöhungen – oh Überraschung – nicht ausgeschlossen. Somit ist wohl davon auszugehen, dass Yahoo das hauseigene Musikportal nach einer Einlaufzeit, in der wohl zahlreiche Kunden den Service wechseln werden, preislich Stück für Stück an die anderen Anbieter annähern wird. Für kurz-entschlossene dürfte sich ein Wechsel oder der Neu-Einstieg bei YMU wohl dennoch als durchaus lohnenswert entpuppen. Wann indes mit dem europäischen Start des Online-Musikportal gerechnet werden darf, ist nicht bekannt.