Oracle: Mit eigenem Linux gegen Microsoft

Sasan Abdi
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In einem Gespräch mit der Financial Times spricht Oracle-Chef Larry Ellison offen über einen Angriff auf den direkten Konkurrenten Microsoft. Ein eigenes Betriebssystem soll helfen, dem Rivalen Marktanteile streitig zu machen. Als mögliches Instrument kommt offenbar die Übernahme von Novell in Frage.

Mit Novell würde Oracle eines der potentesten Linux-Unternehmen aufkaufen und zugleich direkte Konflikte mit Microsoft provozieren. „Wir sehen uns alles an“, so Ellison und spricht weiter von dem Plan, ein eigenes Softwarepaket gleich dem von Microsoft anbieten zu wollen. In diesem Rundum-Sorglos-Paket à la Oracle könnte dann auch ein eigenes Linux integriert sein. „Ich hätte gerne ein komplettes Paket“, so Ellison. „Uns fehlt ein Betriebssystem. Man könnte argumentieren, dass es für uns sehr sinnvoll wäre, Linux zu vertreiben und Support dafür zu bieten.“ Dabei scheint Ellison die Hoffnung von einigen Branchengrößen zu teilen, wonach sich das Open-Source-OS Linux mittelfristig auch im Unternehmensbereich etablieren wird und dadurch zur echten Konkurrenz für Microsofts Windows wird.

Doch auch im vergleichsweise kleinen Linux-Segment stehen Spannungen an. In der letzten Woche erst hatte der Branchenmogul Red Hat mit JBoss den Hersteller des Konkurrenzprodukts von Oracle und IBM, dem strategischen Partner Oracles, gekauft. Damit macht sich Red Hat zum direkten Rivalen von Oracle und schürt nicht zuletzt die Angst vor einem Microsoft-ähnlichen Quasi-Monopol Red Hats im Linux-Bereich: „Jetzt, da Red Hat bei der Middleware mit uns konkurriert, müssen wir die Beziehung aus einem neuen Blickwinkel betrachten – genau wie IBM. Ich glaube, Oracle und IBM wollen mit Red Hat kein zweites Microsoft.“ Unter diesem Gesichtspunkt scheint die Übernahme von Novell also nur noch einer Frage der Zeit zu unterliegen.