Speicherpreise: Noch niedriger geht es kaum

Volker Rißka
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Auch im Mai hält die Talfahrt der Speicherpreise weiter an, was selbst die kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Ist im April 2007 erstmals die 25-US-Dollar-Marke für ein 512-MB-Modul DDR2-667 unterschritten worden, liegt der Preis jetzt nur noch bei 17 bis 19 US-Dollar.

Besonders deutlich wird der Preisverfall, wenn man sich die einzelnen Speicherchips ansieht, die auf den PCBs untergebracht werden. War der Preis Anfang März mit rund 4 US-Dollar schon relativ niedrig, ist er Ende März bzw. im April unter die 3-US-Dollar-Marke gerutscht. Damit war zu diesem Zeitpunkt ein 512 Mbit DDR2-667-Speicherchip so günstig wie kaum jemals zuvor ein vergleichbares Produkt. Doch der Mai setzt dem Ganzen noch die Krone auf: Zwischen 1,33 und maximal 1,80 US-Dollar kostet ein Speicherchip in der ungetesteten bzw. getesteten Version für DDR2-SDRAM mit dem Spezifikationen von 667 MHz laut DRAMeXchange noch.

Erst in tabellarischer Form wird das Ausmaß des kompletten Preisverfalls für Speicherchips in diesem Jahr deutlich. Von ehemals gut 6 US-Dollar sind in fünf Monaten nicht einmal mehr 2 US-Dollar übrig geblieben

Preisentwicklung bei Speicherchips
Monat 2007 Preis für
DDR2-667 (64Mbx8)
Änderung
1H Januar $5,88 1,78%
2H Januar $5,75 2,21%
1H Februar $5,00 13,04%
2H Februar $4,38 12,40%
1H März $3,81 13,01%
2H März $3,00 21,26%
1H April $2,50 16,67%
2H April $2,13 14,80%
1H Mai $1,94 8,92%
2H Mai* $1,50* 22,68%*

* Preise für die zweite Mai-Hälfte basieren auf dem niedrigsten Stand am 18. Mai
und können sich noch ändern

Die Frage, die wir auch in den vergangenen Monaten gestellt haben, tut sich natürlich wieder auf: Wohin wird der Weg führen? Tiefer als jetzt geht es schließlich kaum. Der Einzelhandel hat erstaunlicherweise noch nicht aufgehört die Preise an die Kunden weiter zu reichen. Nach einer kleinen Pause Anfang Mai, als viele dachten es sei das Ende erreicht, ging es weiter bergab mit den Preisen. Ein, wie in den Statistiken immer aufgeführtes Modul der Spezifikation DDR2-667 mit 512 MB ist in Deutschland beim Preisvergleichsdienst Geizhals.at für fast lächerlich 14 Euro (!) gelistet. Betrachtet man nur die letzten beiden Monate, erstaunt die Entwicklung einfach: im April lag der Preis noch bei etwa 22 Euro, im März musste der Kunde noch 35 Euro für ein 512-MB-Modul auf den Tisch legen.

Entsprechend auch die Entwicklung in den anderen Bereichen. Dabei sieht es besonders für das Gigabyte-Paket noch erfreulicher aus. Unter 30 Euro muss der geneigte Kunde sowohl für ein einzelnes 1.024-MB-Modul auf den Tisch legen, auch das Kit aus 2x 512 MB Speicher liegt schon bei dem gleichen Preis von etwa 30 Euro. Anfang des Jahres musste man noch locker 100 Euro für solch eine Speicheraufrüstung auf den Tisch legen. Im Gleichschritt folgen natürlich auch die 2-GB-Kits. Runde 60 Euro muss der geneigte Käufer derzeit nur noch für 2x 1.024 MB Markenspeicher von beispielsweise MDT oder Kingston auf den Tisch legen.

Der anhaltende Preisverfall wird weiterhin auf die Großkunden geschrieben. Diese warten derzeit nach Angaben von DigiTimes noch mit dem Auffüllen der Lagerbestände, bis der Preis komplett am Boden ist. Da die großen OEM-Hersteller aber langfristige Verträge mit den Speicherherstellern haben, sind sie zur einer Abnahme von Speichermodulen, bei wenig oder keinem höheren Absatz nicht gezwungen. Entsprechend voll sind die Lagerbestände der großen Hersteller, welche die Module derzeit zu Dumpingpreisen ausliefern lassen müssen.

Mit den im Januar angegebenen maximal 20 Prozent Preisnachlass haben sich alle großen Hersteller gewaltig verkalkuliert. Erste Gerüchte, nach denen die ersten Hersteller einige Fertigungslinien umrüsten, die fortan Flash-Speicher herstellen sollen, um die Verluste für die Unternehmen gering zu halten, widersprach DRAMeXchange. Vielmehr sind die großen Hersteller daran interessiert, eine auf Dauer kosteneffektivere Herstellung von Speicherchips zu ermöglichen. Laut den Analysen ist der Preis für Speicher noch nicht komplett am Boden angelangt. Parallel dazu, was die Analysen teilweise betätigen könnte, erhöhen Micron, Elpida und Hynix nach Angaben von DigiTimes ihren Ausstoß an Speicherchips. In welche Richtung die Entwicklung sowohl bei den Fertigungskapazitäten als auch die für den Endkunden interessanteren Preise weiter geht, darf mit Spannung verfolgt werden.