Google mit de facto GPS-Service fürs Mobiltelefon

Sasan Abdi
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Auch wenn GPS mittlerweile in mobilen Geräten keine allzu große Neuerung mehr darstellt: Die meisten konventionellen Handys verfügen bisher nicht über die Technologie, die primär in Smartphones zum Einsatz kommen.

All jenen, die bisher nicht in den Genuss der mobilen Standort-Bestimmung kommen, bietet Google jetzt eine Alternative und zwar über den Dienst Google Maps. In den verantwortlichen Reihen des Internetkonzerns geht man davon aus, das 85 Prozent aller Mobiltelefone die Voraussetzung für die Nutzung der neuen GPS-Option prinzipiell erfüllen. Diese sehen vor, dass das Gerät nicht über GPS verfügt, dafür aber Google Maps benutzen kann.

Dazu meldet der Lokalisierungs-Service beim mobilen Aufruf von Google Maps Mobile die Position des Gerätes, sodass letztere in der Darstellung von Maps integriert werden kann. Was auf der einen Seite ein Mehr an Features bedeutet, kann auf der anderen Seite auch datenschutzrechtliche Bedenken hervorrufen. Überspitzt gesagt ist es Google somit möglich, die Positionen aller Benutzer von Google Maps Mobile in Erfahrung zu bringen und aufzuzeichnen.

Nicht zuletzt weil Google immer wieder als Datenkrake bezeichnet wird und mit diversen Verbraucherschutzverbänden im Clinch steht, versucht man dahin gehende Bedenken von vornherein aus dem Weg zu räumen. So werde der aufgestockte Dienst keinerlei Zugriff auf sonstige persönliche Daten nehmen und sich streng an datenschutzrechtliche Vorgaben halten, sodass die Lokalisierung niemals an eine Handynummer oder gar eine Identität geknüpft werden könne. Außerdem soll das neue Feature so integriert werden, dass es jederzeit und auf direktem Wege ausgeschaltet werden könne.

Des Weiteren soll der GPS-Ersatz aus dem Hause Google einige Vorteile gegenüber der konventionellen Standort-Bestimmung bieten. So verspricht man bei Google, dass die eigene Lösung auch in Räumen funktionieren und überdies weniger Strom brauchen werde. Überdies soll sie mittelfristig an vielen Orten der Erde, vor allem aber in den USA, Europa, Russland, Australien und Neuseeland funktionieren. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich Analysten bereits auf die Umsetzung des neuen Features freuen und vor allem auf eine vermehrte Nutzung von Geschäftstätigen und Reisenden hoffen.

Auf der anderen Seite aber stehen auch technische Bedenken, welche die Detailschärfe der Bestimmung via Google Maps Mobile in Frage stellen. So bleibt abzuwarten, wie exakt die GPS-Alternative tatsächlich funktioniert. Auch die bereits jetzt lange Liste der nicht-unterstützten Länder, darunter die wichtigen Schwellenländer China und Indien, sowie die der nicht-unterstützten Geräte – hier sind das iPhone, Motorolas Q, Samsungs Blackjack und der Palm Treo 700w zu nennen – relativieren die möglichen Vorteile des neuen Google Maps Mobile.

Neben der generellen Offensive in Sachen Mobilfunk und der damit verbundenen offenen Kriegserklärung an Microsoft (Android vs Windows Mobile) erhofft man sich bei Google natürlich auch direkte Gewinne. So kann die Lokalisierung wie gewohnt mit Werbeinfos zu entsprechend in der Nähe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten und dergleichen versehen werden.