Nintendo muss Abstiegsängsten vorbeugen

Sasan Abdi
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Nintendo schwimmt auch in diesem Jahr weiterhin auf einer nicht enden wollenden Erfolgswelle. Die Entwicklung erwies sich bisher als derart perfekt, dass nun selbst kleine Änderungen im Absatz-Ausblick dafür sorgen können, dass das gesamte Konstrukt ins Wanken gerät.

Der Erfolg als Gefahr: Man kann es als Luxus-Problem bezeichnen, doch was sich aktuell um den so erfolgreichen Konsolen-Hersteller Nintendo entwickelt, birgt in der Tat ein nennenswertes Risiko-Potential. So reagierte beispielsweise die von Nintendo so verwöhnte Börse in der vergangenen Woche äußerst sensibel, als es aus Kyoto hieß, dass man die Wii-Absatzzahlen und die entsprechenden Einnahmen für das Ende März schließende Finanzjahr nach unten korrigieren müsse.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung besteht nun die Gefahr, dass sich, vor allem an der Börse, die Ansicht durchsetzen könnte, dass ein durchgängiger Tabellenführer über kurz oder lang nur einen Weg einschlagen kann: Den nach unten. Und so lässt sich darum streiten, ob Nintendo seinen Höhepunkt nunmehr tatsächlich überschritten hat: Mit der Ankündigung, dass die Wii-Absatzzahlen den Prognosen um rund eine Million Stück hinterher hängen könnten und einer Gewinnkorrektur auf 2,55 Milliarden US-Dollar (ein Viertel weniger, als bisher erwartet) liefert das Unternehmen eine solide Argumentationsgrundlage, um zumindest einen temporären Knick in der Performance abzuleiten.

Als besonderer Indikator dient vor allem in Analysten-Kreisen stets der wichtige und über lange Zeiträume auch recht solide japanische Markt. Ausgerechnet hier sehen sich alle Konsolen-Hersteller, einschließlich Nintendo, seit einiger Zeit konstant sinkenden Absatzzahlen gegenüber. Vor dem Hintergrund der letzten, kleinen Hiobsbotschaft sah sich Nintendo-Chef Satoru Iwata dazu genötigt, etwaige, auch den Heimatmarkt betreffende Ängste zu zerstreuen: „Ich denke, dass es stimmt, dass die Japaner etwas Neues sehr schnell langweilig finden. Außerdem stimmt es, dass die Bevölkerung im Vergleich zu anderen Kernmärkten kleiner ist, sodass es unausweichlich ist, dass der Markt früher gesättigt ist“, kommentierte Iwata die „Japan-Problematik“.

Mit Blick auf die sich gut entwickelnden Märkte in den USA und Europa sieht Iwata für die Wii jedoch weiterhin gute Wachstumsmöglichkeiten: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Gesamt-Absatzzahlen der Wii die Basis der PS 2 übertreffen wird. Es gibt noch mehr Raum für Wachstum.“ Außerdem werde die Wii-Schwäche auf Basis veralteter Fünf-Jahres-Zyklen für Konsolen herbeigeredet, wobei ein solcher Zyklus auch durchaus länger anhalten kann, auch wenn es „keine Hardware (gibt), die ewig lebt“: „Eines Tages werden wir eine neue Plattform benötigen und natürlich bereitet sich Nintendo darauf vor“, so Iwata.

Ob dies ausreicht, um dem mancherorts prognostizierten Überschreiten des Zenits entgegen zu wirken, muss sich noch zeigen. Der nächst beste Termin zur Feststellung dürfte die Verkündung der Jahreszahlen sein.