China: Mobilfunkanbieter lesen private SMS

Benjamin Beckmann
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Wie der britische Telegraph berichtet, lesen und filtern die chinesischen Behörden die SMS-Nachrichten von Millionen chinesischer Bürgerinnen und Bürger. Einige Kunden der dort marktführenden Unternehmen China Mobile und China Unicom berichten, dass ihnen die mobile Kommunikation nach dem Senden von Nachrichten mit „schlüpfrigen Inhalten“ gesperrt worden sei.

Die chinesischen Behörden unternehmen damit einen weiteren Vorstoß im Kampf gegen Pornographie. Im vergangenen Jahr wurde bereits eine Kampagne gestartet, die der chinesischen Bevölkerung die Möglichkeit gab, pornographische Inhalte im Netz den entsprechenden Stellen zu melden. Als Anreiz hierfür dienten zirka 1000 Euro für jede erfolgreiche Denunziation. Nun wird dies mit der automatischen Erfassung von SMS-Inhalten offenbar auf ein weiteres, zur Kommunikation sehr beliebtes Medium ausgeweitet. Mit 508 Millionen Kunden und einem Nachrichtenaufkommen von 1,7 Milliarden am Tag sollte dies im Fall von China Mobile auch auf technischer Seite ein äußerst aufwändiges Unterfangen sein.

Laut der chinesischen Tageszeitung Southern Metropolis Daily musste ein Mann aus dem Ort Dongguan das örtliche Polizeirevier aufsuchen, um seine SIM-Karte dort gegen Vorlage seines Personalausweises wieder freischalten zu lassen. Darüber hinaus musste er auch eine Art Unterlassungserklärung unterschreiben, in Zukunft keine „unangemessenen Inhalte“ mehr zu versenden. Filtersoftware des Mobilfunkanbieters China Mobile hatte in seinen SMS zuvor „unzüchtige Wörter“ ausgemacht.