Google: Sperren in China sorgen für Verwirrung

Andreas Frischholz
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Die Auseinandersetzung zwischen Google und der chinesischen Regierung schreitet weiter voran. Gestern war die Suchmaschine sowohl über die Adresse google.com als auch über die in Hongkong laufende google.com.hk in weiten Teilen Chinas nicht erreichbar, wofür seitens Google die chinesische Zensur verantwortlich gemacht wird.

Der Ablauf des Vorfalls wirkt allerdings etwas kurios, da Google der chinesischen Regierung anfangs keine Zensurvorhaben unterstellte, sondern eine kleine interne Änderung für die Blockade verantwortlich machte. In den Suchanfragen wurde die Zeichenfolge „gs_rfa“ als Teil eines Parameters aufgenommen, die die chinesische Internetzensur offenbar als Abkürzung für „Radio Free Asia“ interpretierte. Dabei handelt es sich um einen von den USA finanzierten Radiosender, der in Zentral- und Südostasien ausgestrahlt wird und bei der chinesischen Zensurbehörde auf der schwarzen Liste steht. Google stellte jedoch im Tagesverlauf fest, dass die Änderung der Suchmaschine bereits vor einer Woche vorgenommen wurde, weswegen man als Ursache für die Blockade eine Überarbeitung der Überwachungstechnik vermutete. Mittlerweile funktioniert Google wieder in ganz China, obwohl nach Aussage des Unternehmens keine Änderungen an der Suchmaschine vorgenommen wurden.

Der Suchmaschinenbetreiber hat vor rund einer Woche die Selbstzensur in China nach einem über Monate andauernden Konflikt mit den staatlichen Behörden offiziell beendet und leitet die Suchanfragen seitdem auf die in Hongkong stehenden Server um. Für die chinesischen Nutzer ändert sich dadurch aber nicht allzu viel, da sie zwar Treffer über – nach Ansicht der Pekinger Regierung – politisch heikle Themen finden, die Inhalte aber weiterhin von der Zensurbehörde blockiert werden. Neben der Suche sind weitere Google-Dienste von den Zensurmaßnahmen betroffen, etwa das Videoportal YouTube und der Blogger-Dienst, die beide nicht verfügbar sind. Andere Google-Dienste, beispielsweise der Mobile-Service, funktionieren zudem nur eingeschränkt, wie Google auf einer täglich aktualisierten Statusseite bekannt gibt.

Die chinesische Regierung reagierte inzwischen mit Zensurmaßnahmen für die chinesische Presse. Verlage und Chefredakteure sollen nach Angabe der China Digital Times bei dem Thema ausschließlich auf das Material von Regierungsmedien setzen, andere Quellen dürfen hingegen nicht verwendet werden. Jegliche Diskussionen sowie das Publizieren eigener Meinungen werden untersagt, zudem sind Betreiber von „Foren, Blogs und anderen interaktiven Medien-Webseiten“ dazu aufgefordert, alle Google unterstützenden Inhalte in Form von Texten, Bildern, Tonbeiträgen und Videos zu entfernen.