Iran aktiviert eigenes Intranet

Michael Schäfer
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Laut verschiedenen Medienberichten hat der Iran damit begonnen, das Land auf das Anfang 2011 vorgestellte eigene Netzwerk, welches losgelöst vom Internet agieren soll, umzustellen. Kritiker sehen darin eine weitere Zensurverschärfung der iranischen Regierung.

Am gestrigen Sonntag startete der Iran, das Land Stück für Stück von ausländischen Inhalten zu lösen und in ein eigenes Netzwerk einzugliedern. Das Vorhaben ging auf eine Initiative zurück, welche Anfang August 2011 erstmals vorgestellt wurde. Offizielle Behörden wurden jetzt schon an das iranische Intranet angeschlossen, für Privatanwender könnte sich ab März kommenden Jahres die Informationsbeschaffung außerhalb des Irans als schwierig erweisen. Damit wäre der Iran hinter China und Nordkorea das dritte Land, welches eine solch rigide Kontrolle des Internets für seine Bevölkerung umzusetzen versucht.

Es ist daher nur als Zwischenschritt anzusehen, dass Google und deren E-Mail-Dienst Gmail demnächst nicht mehr verfügbar sein sollen. So wie die iranische Nachrichtenagentur ISNA vermelden ließ, stehe die Google-Blockade in enger Verbindung mit dem jüngsten Mohammed-Schmähvideo, obwohl YouTube in dem islamisch regiertem Land schon seit längerem nicht mehr erreichbar ist.

Laut der Webseite Blocked in Iran war bis zum jetzigen Zeitpunkt die Adresse google.com im Iran weiterhin erreichbar, youtube.com und google.de hingegen nicht, genauso wie Web-Auftritte einiger deutscher Zeitschriften wie etwa der Spiegel oder die Welt. Viele Iraner sind indes der Meinung, dass die Sperrung von Seiten wie Google, YouTube oder auch Facebook darauf zurückzuführen sei, dass diese bei den Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Jahre 2009 eine zentrale Rolle gespielt haben sollen. Auch die Sabotage-Aktion auf das Atom-Programm des Landes habe zu dieser Situation beigetragen.

Bereits im Mai dieses Jahres hatte die iranische Regierung rechtliche Schritte gegen Google eingeleitet, nachdem der US-Konzern den Namen „Persischer Golf“ aus seinem Kartendienst Google Maps strich, um diesen stattdessen ohne Namen zu führen. In einigen arabischen Ländern wird das Gewässer als „Arabischer Golf“ bezeichnet, was der Iran als nicht hinnehmbar betitelt.