Hersteller sollen bewusst auf Verschleiß bei Elektrogeräten setzen

Ferdinand Thommes
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Eine von der Bundestagsfraktion der Grünen beauftragte Studie scheint zu belegen, was Verbraucher seit Langem ahnen. Elektrogeräte haben ein „Verfallsdatum“. Die Studie deutet an, dass Hersteller Verschleißteile in ihre Geräte einbauen, um frühzeitig, aber möglichst nach Ablauf der Garantiezeit, Defekte auszulösen.

Laut dem Verbraucher-Experten Stefan Schridde und dem promovierten Volkswirt Christian Kreiß, die das Gutachten für die Grünen verfasst haben, steckt dahinter Methode, wie die Saarbrücker Zeitung, der die Studie vorliegt, berichtet. Neben Bauteilen mit versteckten Schwachstellen würden auch technische Tricks angewendet, um Geräte vorzeitig altern zu lassen und so die mögliche Nutzungsdauer zu verkürzen. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass die Bundesbürger jährlich viele Milliarden Euro umsonst ausgeben, weil ihre Elektrogeräte früher ersetzt werden müssen als eigentlich nötig.

Eklatant auffällig wird dieses Verhalten bei einem seit Jahren bekannten Trick der Druckerhersteller. Ein Zähler setzt das Gerät nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten außer Gefecht. Nach einem manuellen Zurücksetzen des Zählers funktioniert der Drucker wieder einwandfrei. Bei Elektrozahnbürsten finden oft fest verklebte Akkus Verwendung, die nach kurzer Zeit bereits erschöpft sind. Bei Laptops sind Gehäuse und Komponenten oft verklebt, so dass eine Reparatur unnötig erschwert wird. Kabelbrüche bei den Zuleitungen zu Kopfhörern sind laut der Studie wegen minderwertiger Qualität der Kabel bereits der Normalfall. Kaputte Heizstäbe bei Waschmaschinen haben im Reparaturalltag in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Laut Studie ließe sich die Liste beliebig fortsetzen bis hin zu Bürostühlen, Schuhsohlen und Reißverschlüssen. Ein weiterer Trick der Hersteller, um Kunden zum Neukauf technischer Geräte zu bewegen sei eine für den Verbraucher verwirrende, schwer durchschaubare Vielfalt an ständig neuen, angeblich besseren Geräten, so die Verfasser.

Neu ist eine solche Handlungsweise der Hersteller mitnichten. Bereits 1924 wurde das Glühbirnenkartell gegründet. Die Hersteller von Leuchtmitteln einigten sich auf eine Lebensdauer der Glühbirnen von 1.000 Stunden, bevor die Glühbirne kaputt ging. Die Begründung lautete damals, danach sei eine optimale Lichtausbeute nicht mehr gewährleistet.

Die Grünen-Politikerin Dorothea Steiner bezeichnet das Verhalten der Hersteller als „Schweinerei“, da nicht nur dem Verbraucher unnötige Kosten entstehen, sondern auch künstlich die Müllberge vergrößert werden. Die Grünen fordern nun als Fazit aus der Studie klare Vorgaben „für die Reparierbarkeit und Austauschbarkeit von Einzelteilen“, wie die verbraucherpolitische Sprecherin Nicole Maisch verlauten ließ. Außerdem müsse nun dringend das „Gewährleistungs- und Garantierecht“ zeitnah überarbeitet werden.