Deutsche Post verzichtet vorerst auf De-Mail

Patrick Bellmer
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Die Deutsche Post, ursprünglich einer von vier Anbietern, verabschiedet sich zumindest vorläufig von der als sicher und verlässlich propagierten De-Mail. Als Grund gibt das Unternehmen dabei ausgerechnet Meinungsverschiedenheiten bei der für die Sicherheit wichtigen Identifizierung der Nutzer an.

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte Post-Vorstand Ralph Wiegand, dass das Projekt „keinen Sinn“ macht, „solange der Gesetzgeber an den Bestimmungen für das Identifizierungsverfahren festhält“. Gemeint sind damit die Vorgaben des Gesetzes in Bezug auf die zu speichernden Identifizierungsdaten, mit denen die Echtheit des De-Mail-Nutzers einmalig gewährleistet werden soll. Die Deutsche Post wollte hier auf das seit Jahren in vielen Bereichen angewandte Postident-Verfahren zurückgreifen. Der für De-Mail zuständige Datenschutzbeauftragte habe deshalb bislang aber die Zertifizierung verweigert, denn Postident sieht die Speicherung von mehr Daten als für De-Mail erforderlich vor – auch Ausweisnummer und die ausstellende Behörde werden gesichert.

Laut Wiegend sehen verschiedene Gesetze dies ausdrücklich vor, darunter das Geldwäsche- und Signaturgesetz. Da per De-Mail aber Aktionen durchgeführt werden könnten, die diese beiden Bereiche berühren, würde die hauseigene Rechtsabteilung sogar vor einem möglichen Haftungsrisiko warnen. Man werde von bewährten Mitteln nicht abweisen, „nur um einem unglücklich formulierten Gesetz zu genügen“, wie Wiegend es formuliert.

Gegenüber der Tageszeitung erklärte die Deutsche Telekom – neben United Internet und Mentana Claimsoft einer der anderen De-Mail-Anbieter – jedoch, dass es sich um „Nebelwerferei“ handeln würde. Denn das De-Mail-Gesetz würde ausdrücklich auf die „Datensparsamkeit“ hinweisen, mehr Daten als zwingend erforderlich dürften somit nicht erhoben und gespeichert werden.

Kritiker des Angebots verweisen bereits seit Monaten auf zahlreiche Schwachstellen. Vor allem die fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung steht dabei im Mittelpunkt.