Umweltbundesamt beauftragt Obsoleszenz-Studie

Michael Günsch
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Im April rückte das Thema „Geplante Obsoleszenz“ durch die Forderung nach einem Gesetz in den Fokus. Die Regierung lehnte ein solches jedoch ab. Jetzt will das Umweltbundesamt (UBA) durch eine Studie eine wissenschaftliche Beurteilungsgrundlage schaffen.

Dabei sollen unter anderem Erkenntnisse darüber erlangt werden, ob und in welchem Umfang Hersteller absichtlich Schwachstellen in ihre Produkte einbauen, um deren Lebenszeit zu verkürzen. Der UBA-Präsident Jochen Flasbarth betrachtet das Thema wenig überraschend aus ökologischer Sicht: „der vorzeitige Verschleiß von Produkten, egal wie er zustande kommt, wirkt sich negativ auf unseren Ressourcenverbrauch aus“. „Da die derzeitige Diskussion zu Obsoleszenz fast ausschließlich exemplarisch geführt wird, ist das Ziel der Studie vor allem die Ermittlung systematischer Informationen, um eine angemessene Beurteilung des Phänomens zu ermöglichen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten“, so Flasbarth.

Mit der Studie beauftragt wurden das Öko-Institut e.V. sowie die Universität Bonn. Beide sollen gemeinsam ab September 2013 entsprechende Untersuchungen betreiben und im kommenden Jahr erste Ergebnisse liefern. Insbesondere Elektro- und Elektronikgeräte stünden dabei im Mittelpunkt, da diesen sehr oft ein vorzeitiger Defekt nachgesagt wird. Neben der Prüfung entsprechender Geräte sollen auch Interviews in Kreisen von Reparaturbetrieben und Testinstituten Erkenntnisse liefern. Dabei soll herausgestellt werden, inwiefern sich „die durchschnittliche Lebensdauer und die Ausfallwahrscheinlichkeit von diesen Geräten in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat“.

Zudem sollen im Rahmen der Studie neue Verfahren zur Überprüfung der Produktlebensdauer entwickelt werden. Die abschließenden Resultate sollen außerdem zu Vorschlägen des UBA für eine möglichst lange Lebensdauer von Produkten führen – von „Qualitätsstandards und Verbraucherinformationen“ ist die Rede. Auch der Einfluss auf die Produktlebensdauer durch das Verhalten von Verbrauchern soll Teil der Untersuchungen sein.

Ob die vom Umweltbundesamt initiierte Studie die Haltung der Regierung zur von der Partei Die Linke geforderten Einführung einer Mindestnutzungsdauer für Geräte beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Bereits im März war ein vom Bündnis 90 / Die Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten (PDF-Datei) zur geplanten Obsoleszenz veröffentlicht worden, das ergab, dass viele Geräte eine deutlich längere Lebenszeit vorweisen könnten als sie es bisher tun. Ferner hatte der Technikchef des Bensheimer Testhaus HTV im Juni gegenüber dem Magazin Infosat konkrete Beispiele für geplante Obsoleszenz genannt.