Microsoft passt Datenschutz nach heftiger Kritik an

Ferdinand Thommes
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Kürzlich war bekannt geworden, dass Microsoft 2012 das Hotmail-Postfach eines Bloggers eigenmächtig durchsuchte, der von einem Angestellten des Unternehmens Teile des Quellcodes zu Windows 8 erhalten hatte. Dafür erntete Microsoft harsche Kritik – der Konzern passt nun seine Datenschutzbestimmungen entsprechend an.

Wie Vizepräsident und Justiziar Brad Smith jetzt im Technet-Blog mitteilt, fanden sowohl interne Gespräche als auch externe Konsultationen mit Interessengruppen und Experten zu dem Thema statt. Als Ergebnis dieses Prozesses tritt ab sofort eine Änderung der Datenschutz-Regeln in Kraft, die solche Fälle künftig regelt. Wenn Microsoft in Zukunft Kenntnis erhält, dass über seine Dienste gestohlenes intellektuelles oder physisches Eigentum in Verkehr gebracht wird, wird das Unternehmen nicht mehr in Eigenregie private Inhalte eines Nutzers durchsuchen, sondern die Angelegenheit gegebenenfalls den Strafverfolgungsbehörden übergeben.

In den kommenden Monaten wird diese Anpassung in die Nutzungsbedingungen eingepflegt und somit für den Kunden ersichtlich und für Microsoft verbindlich, wie Smith betont. Obwohl das Verhalten des Konzerns nach den bisherigen Nutzungsbedingungen legal gewesen sei, werde in der Rückschau klar, dass es besser gewesen wäre, die Behörden einzuschalten. So führe Kritik, auch wenn sie oft schmerzhaft sei, zu Einsichten, die dann in Verbesserungen einfließen.

Im weiteren Kontext habe man zudem den berechtigten Bedenken der Kunden in der „Nach-Snowden-Ära“ nähere Betrachtung gewidmet. Dabei sei es im besonderen um die Rolle des Unternehmens bei der Wahrung der Balance zwischen dem berechtigtem Wunsch der Kunden nach Privatsphäre einerseits und den Begehrlichkeiten der Behörden andererseits gegangen. Hierzu habe Microsoft entsprechende Interessengruppen gebeten, ein Projekt zu initiieren, das mit Teilnehmern aus allen beteiligten Lagern Grundregeln für eine solche Balance ausgestalten soll. Das Center for Democracy and Technology (CDT) hat sich bereit erklärt, die involvierten Parteien an einen Tisch zu bringen, wobei die Electronic Frontier Foundation (EFF) bereits eine Teilnahme zugesagt hat.

Microsofts eigene Kritik an der NSA für deren Schnüffelei war einer der Aufhänger für die massive Kritik, die Microsoft wegen des eigenmächtigen Stöberns in privaten Daten entgegenschlug.