#Debianfork: Die Aufspaltung von Debian erfolgt mit Version 8

Ferdinand Thommes
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#Debianfork: Die Aufspaltung von Debian erfolgt mit Version 8
Bild: Debianfork

Nachdem die Grundsatzentscheidung zur Wahlfreiheit beim Init-System in Debian nicht den von einer Gruppe von Unix-Administratoren gewünschten Ausgang nahm, spaltet diese eine Distribution ohne Systemd von Debian ab.

Die unter dem Namen VUA (Veteran Unix Admins) auftretende Gruppe von italienischen Systemadministratoren hat damit begonnen, eine Abspaltung von Debian unter dem Namen Devuan zu entwickeln. Zuerst soll ein Basissystem erstellt werden, das ohne Systemd, aber mit Wahlfreiheit des Init-Systems daher kommt. Dieses soll bereits zur Veröffentlichung von Debian 8 „Jessie“ fertig sein.

Die Webseite des Projekts macht klar, dass es nicht nur um technische Gründe geht, weswegen die Administratoren Systemd als unzulänglich für ihre Arbeitsanforderungen erachten. Es geht vielmehr auch darum, dass ihrer Ansicht nach Debian und seinen Steuerungsorganen nicht mehr vertraut werden kann, da diese die Unix-Philosophie nicht genügend achten. Bei der Umsetzung des Forks will VUA möglichst viel von der Debian-Infrastruktur klonen und nur neu entwickeln, was nicht passt. Bisher ist ein Git-Repository aufgesetzt, dass einige grundlegende Dateien enthält.

In den beiden IRC-Kanälen #debianfork und #devuan auf dem Freenode-Server wird derzeit versucht, dem Vorhaben einen Rahmen zu geben. Wobei hier von der Bereitstellung einiger Pakete bis hin zu einer ausgewachsenen Distribution, die nicht nur ohne Systemd, sondern auch mit Eudev anstatt Udev und DCOP anstatt D-Bus auftritt, alles möglich scheint.

Das Projekt hat eine Spendensammlung begonnen, um die nötige Infrastruktur für das Vorhaben zu finanzieren. Bisher sind bereits über 1.500 US-Dollar eingenommen worden. Hieran hat sich im Internet und IRC Kritik entzündet, denn die Mitglieder von VUA sind immer noch anonym. Einige der Beteiligten sind mittlerweile identifiziert, die Kritik richtet sich jedoch dagegen, dass die Beteiligten ihre Identität und ihre Hintergründe immer noch nicht selbst offengelegt haben.

Derzeit ist völlig unklar, ob das Projekt auf Dauer eine Chance hat und in welche Richtung es gehen wird. Einerseits ist das Ziel, an dem die Entwickler arbeiten, derzeit nur sehr unscharf umrissen, andererseits liegt das nicht zuletzt an der der teils feindlichen und beleidigenden Diskussionsweise in den IRC-Kanälen, die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass ernsthafte Entwickler sich dort einklinken. Bisher hat sich aber der Debian-Entwickler und Maintainer des bisher bei Debian genutzten Init-Pakets Sysvinit, Roger Leigh, dem Projekt angeschlossen. In den nächsten Tagen sollen weitere Teile der Infrastruktur vorgestellt werden.