League of Legends: „Tribunal“ erfolgreich gegen toxische Verhaltensweisen

Max Doll
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League of Legends: „Tribunal“ erfolgreich gegen toxische Verhaltensweisen
Bild: Riot Games

Toxische Spieler, die andere Nutzer beleidigen und das eigene Team absichtlich sabotieren, sind besonders in wettbewerbsorientierten Titeln ein stetes Ärgernis und dämpfen den Spaß am Spiel massiv. Riot Games will das Problem im MOBA League of Legends mit einem „Tribunal“ getauften System aber erfolgreich reduziert haben.

In einem Beitrag für Re/code erläuterte Jeffrey Lin, Lead Game Designer bei Riot Games, die Strategie hinter dem derzeitigen Vorgehen. Zu Beginn hat Riot Games demnach mit Spieldesignern und Wissenschaftlern das Verhalten der Spieler genau untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass die „überwiegende Mehrheit von negativem Verhalten“ nicht von „dauerhaft negativen Online-Nutzern“ verursacht wird: 87 Prozent des toxischen Verhaltens kamen von Spielern, „die nur hier und da einen schlechten Tag hatten“ – wobei das Alter keinerlei Rolle spielte.

Toxische Spieler nur miteinander antreten zu lassen, hätte so „nur eine Abwärtsspirale“ der Eskalation erzeugt, weshalb man sich für eine „Community-weite Reform der kulturellen Normen“ entschieden hätte. Zu diesem Zweck gibt es das „Tribunal“-System, mit dem Nutzer die ihm Rahmen einer Beschwerde eingereichten Verhaltensweisen positiv oder negativ bewerten können. „Die Ergebnisse waren inspirierend“, schreibt Lin, denn die „überwiegende Mehrheit“ der Spieler habe sich gegen „hate speech“, hierzulande am besten als Volksverhetzung zu übersetzen, ausgesprochen.

Die Worte und Ausdrücke der so erzeugten Datenbasis wurden anschließend mit maschinellem Lernen klassifiziert. Schwierigkeiten bereitete Riot Games – im Bereich der KI ein typisches Problem – das Erkennen von Kontext, was für die Erfassung abstrakten Konzepten wie Ironie und Sarkasmus nötig ist, weshalb erneut auf die Hilfe von Wissenschaftlern zurückgegriffen wurde. Inwieweit Riot Games derartige Konstrukte aktuell tatsächlich klassifizieren kann, ließ Lin allerdings offen. Noch in diesem Jahr soll das System zudem auch gemeldetes positives Verhalten zur Bewertung bereithalten.

As a result of these governance systems changing online cultural norms, incidences of homophobia, sexism and racism in League of Legends have fallen to a combined 2 percent of all games. Verbal abuse has dropped by more than 40 percent, and 91.6 percent of negative players change their act and never commit another offense after just one reported penalty.

Jeffrey Lin, Riot Games

Das System sei, nach ausreichender Lernphase, nun in in der Lage, gemeldete Spielsituationen fast ohne Verzögerung zu sanktionieren oder, bei positivem Verhalten, zu belohnen. Lin hebt dabei hervor, dass das Tribunal-System lediglich auf Basis der von der Community selbst erzeugten Regeln agiert, also das umsetzt, was eine Mehrheit der Spieler für wünschenswert hält und so lediglich eine Art erweiterte Selbstregulierung darstellt. Die Anzahl von Beleidigungen konnte nach Etablierung dieser Strategie um 40 Prozent gesenkt werden, wobei bislang fast 92 Prozent aller Spieler nach Feedback zu negativem Verhalten zu einer Verhaltensänderung zu bewegen sind.