Marktforschung: PC-Markt schrumpft weniger stark

Tobias Reuter
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Marktforschung: PC-Markt schrumpft weniger stark
Bild: reynermedia | CC BY 2.0

Der schon länger anhaltende Trend hin zum rückläufigen PC-Markt hat sich zwischen April und Juni fortgesetzt. Im zweiten Quartal 2016 gingen die PC-Verkäufe weltweit laut Gartner um 5,2 Prozent und nach Zahlen des IDC um 4,5 Prozent zurück. Apple verliert am meisten. Nur der US-Markt verzeichnet Zuwächse.

Starker US-Dollar ein Grund für weltweit schwächelnden Markt

Die Marktforscher von IDC prognostizierten ursprünglich 7,4 Prozent Rückgang für das zweite Quartal 2016, wodurch der tatsächliche Verlust nicht ganz so gravierend wie erwartet ausfällt. Gartner-Analyst Mikako Kitagawa sieht den Preisanstieg in diversen Regionen, der mit im Vergleich zum US-Dollar schwächer werdenden lokalen Währungen zu erklären sei, als einen der Faktoren für den rückläufigen Markt: „Das Preisproblem hat seit einem Jahr Auswirkungen auf Europa, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika.“ Da der PC-Markt im zweiten Quartal 2016 langsamer schrumpfte als zuvor, sieht Kitagawa den Währungsfaktor aber an Bedeutung abnehmen.

Anbieter Absatz Q2 2016 Marktanteil Q2 2016 Absatz Q2 2015 Marktanteil Q2 2015 Änderung Absatz
Lenovo 13.198 20,5% 13.491 19,9% -2,2%
HP 12.284 19,1% 12.063 17,8% +1,8%
Dell 9.788 15,2% 9.490 14,0% +3,1%
Asus 4.695 7,3% 4.637 6,8% +1,3%
Apple 4.559 7.1% 4.793 7,1% -4,9%
Acer 4.417 6,9% 4.401 6,5% +0,4%
Sonstige 15.354 23,9% 18.975 28,0% -19,1%
Gesamt 64.295 100,0% 67.851 100,0% -5,2%
Quelle: Gartner, Absatz in Tausend

Insgesamt gingen im zweiten Quartal 2016 weltweit 64,3 Millionen PCs (IDC: 62,36) über die Ladentheken. Gartner zählt zum PC-Bereich Desktop-Rechner, Laptops, Ultrabooks und Workstations, aber explizit keine Chromebooks und iPads. Die IDC-Zahlen berücksichtigen dagegen auch Rechner mit Googles Betriebssystem Chrome OS.

Jeder Markt außer den USA verliert

Alle Regionen außer Nordamerika erlebten einen Rückgang der PC-Verkäufe“, so Kitagawa. Besonders stark betroffen sei Lateinamerika. Gartner hat für die Region weniger als 5 Millionen verkaufte Geräte zwischen April und Juni ermittelt, was einem Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sieht Gartner zwar nicht als direkten Beeinflusser des PC-Geschäfts. Die sich daraus ergebende Unsicherheit für die Märkte in Europa und darüber hinaus könne jedoch mittelfristig auch die PC-Absätze negativ treffen. IDC führt die vergleichsweise gute Marktleistung der USA mit einem Wachstum von 4,9 Prozent (Gartner: 1,4) auf den starken US-Dollar, den stabilen Markt und die steigenden, von Gartner nicht berücksichtigten Chromebook-Verkaufszahlen zurück.

Anbieter Absatz Q2 2016 Marktanteil Q2 2016 Absatz Q2 2015 Marktanteil Q2 2015 Änderung Absatz
Lenovo 13.202 21,2% 13.511 20,7% -2,3%
HP 12.964 20,8% 12.330 18,9% +5,1%
Dell 9.963 16,0% 9.560 14,6% +4,2%
Asus 4.518 7,2% 4.285 6,6% +5,4%
Apple 4.420 7.1% 4.820 7,4% -8,3%
Sonstige 17.297 27,7% 20.791 31,8% -16,8%
Gesamt 62.363 100,0% 65.296 100,0% -4,5%
Quelle: IDC, Absatz in Tausend

Lenovo bleibt vorne, HP und Dell holen auf

Lenovo bleibt der weltweit führende PC-Hersteller. Für den chinesischen Konzern bedeuten die Verkaufszahlen aber einen Rückgang von 2,2 Prozent (Gartner) im Vergleich zum Vorjahr und ebenso das fünfte rückläufige Quartal in Folge. HP belegt mit 19,1 Prozent (IDC: 20,8 Prozent) Marktanteil den zweiten Platz im weltweiten Hersteller-Ranking. Erstmals seit über einem Jahr gelang dem US-Hersteller wieder ein Quartalswachstum (Gartner: 1,8 Prozent; IDC: 5,1 Prozent). Der drittplatzierte PC-Anbieter Dell wuchs weltweit um 3,1 Prozent (IDC: 4,2 Prozent) und tat sich vor allem in den USA, Lateinamerika und Japan hervor.

Asus, Apple und Acer kämpfen um den vierten Platz

Asus positioniert sich mit 7,3 Prozent (IDC: 7,2 Prozent) Marktanteil auf Position 4 und bereits deutlich hinter Dell. Apple und Acer liegen mit 7,1 respektive 6,9 Prozent nur hauchdünn hinter Asus. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz hat Apple mit einem Rückgang der Mac-Sparte von 4,9 Prozent (IDC: 8,3) deutlich verloren. IDC führt den Verlust nicht nur auf den immer härter umkämpften Markt zurück, sondern auch auf die noch ausstehenden Aktualisierungen der meisten Mac-Modelle. Apple hat im ersten Halbjahr 2016 nur das MacBook erneuert, weitere Mac-Aktualisierungen werden für den Herbst erwartet.