JDI: Rahmenlose Smartphone-Displays und LTPS für Laptops

Nicolas La Rocco
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JDI: Rahmenlose Smartphone-Displays und LTPS für Laptops
Bild: JDI

Rahmenlose Displays oder solche, die es sein wollen und sich mit dieser Bezeichnung schmücken, sind an einer der vier Seiten meistens alles andere als rahmenlos. Die Japan Display Inc., das Joint Venture aus Sony, Toshiba und Hitachi, will mit einem neu entwickelten „vollaktiven“ LC-Display der wahren Intention näher kommen.

Endlich vier von vier Seiten fast rahmenlos

Der Prototyp des vollaktiven Displays ist 5,5 Zoll groß und arbeitet mit der Full-HD-Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln. Damit nicht nur drei, sondern alle vier Seiten besonders schmal gebaut werden können, hat die Japan Display Inc. (JDI) ein neuartiges, hochdichtes Layout der Verkabelung und neue Prozesse für die Fertigung des LCD-Moduls angewandt.

Das Ziel der JDI war es, insbesondere den unteren Rahmen des Displays zu reduzieren. Denn häufig wird in diesem Bereich Elektronik verbaut, um das Display anzusteuern. Der untere Rahmen bietet sich besonders gut dafür an, da hier ohnehin weitere Komponenten wie die Tasten eines Smartphones oder das Scharnier eines Notebooks folgen. Sharp ist zum Beispiel bekannt für seine fast rahmenlosen IGZO-Displays, die unter anderem im Dell XPS 13 und 15 verbaut werden. Sharp baut für den asiatischen Markt auch Smartphones der Aquos-Serie, die nur an der Unterseite ein breiteres Bauteil aufweisen, aber ansonsten fast rahmenlos erscheinen.

Vollaktives Display mit 5,5 Zoll
Vollaktives Display mit 5,5 Zoll (Bild: JDI)

Massenproduktion im Frühjahr 2017

Die JDI will Herstellern von Smartphones ermöglichen, Geräte zu bauen, die nur marginal größer als das Display selbst sind. Der größte Kunde der JDI ist aktuell Apple, aber auch für Sony Mobile könnte die Entwicklung interessante Produkte zur Folge haben. Die JDI erwartet vollständig neue Produkte am Markt, wie es sie nie zuvor gab. Die Massenproduktion des vollaktiven Displays ist für März 2017 geplant. Die neue Fertigungstechnik soll neben Smartphones auch für andere Plattform genutzt werden.

LTPS-Display mit UHD-Auflösung

Darüber hinaus hat die JDI heute in Tokio die Entwicklung eines 13,3 Zoll großen LTPS-Displays (Low Temperature Polysilicon) mit der UHD-Auflösung von 3.840 × 2.160 Bildpunkten bekannt gegeben. Bei der LTPS-Technik kommen Bildpunkte mit größerer Subpixel-Öffnung zum Einsatz, die dadurch für die gleiche Helligkeit 30 Prozent weniger Energie verbrauchen als amorphe Silizium-TFT-LCDs (a-Si) oder Oxid-TFT-LCDs.

Ende 2016 startet die Massenproduktion

JDI gibt eine typische Helligkeit von 400 cd/m² und einen Kontrast von 1.500:1 für das Panel an. In puncto Farbraumabdeckung werden 72 Prozent des NTSC-Standards erreicht, was sRGB entspricht. Die Rahmenbreite des Panels liegt bei 6,1 Millimetern an der Unterseite und 2 Millimetern für die anderen Seiten. Erste Samples des Panels sind bereits an OEMs ausgeliefert worden, die Massenproduktion soll Ende dieses Jahres beginnen. Neben 13,3 Zoll sind weitere Versionen von 10 bis 17 Zoll geplant.

LTPS-Panel mit 13,3 Zoll und UHD-Auflösung
LTPS-Panel mit 13,3 Zoll und UHD-Auflösung (Bild: JDI)

In-Cell-Technologie für Notebooks

Speziell für das Notebook-Segment hat die JDI eine Ausweitung der In-Cell-Technologie angekündigt, bei der die Touch-Fähigkeit direkt in das LCD-Panel integriert und somit Bauhöhe und Produktionskosten gespart werden. Die aktuell vor allem für Smartphones zum Einsatz kommende Technik soll im Laufe des nächsten Jahres auch bei Notebooks und 2-in-1-Geräten verwendet werden. JDI will diese Panels unter dem Markennamen „Pixel Eyes“ vertreiben und auch mit Unterstützung für aktive Stylus anbieten.

Umsatz bei Mobilgeräten eingebrochen

Im heute veröffentlichten Bericht für das erste Geschäftsquartal 2016 für den Zeitraum von Ende März bis Ende Juni weist JDI einen Umsatz von 174,34 Mrd. Yen (1,54 Mrd. Euro) aus – ein Rückgang um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 80,4 Prozent seines Umsatzes mach JDI mit Displays für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte. Der Umsatz dieser Sparte ist um ziemlich genau ein Drittel gesunken. Vor allem die Verkäufe an US- und europäische Unternehmen seien schleppend gelaufen, erklärt JDI. Das Joint Venture steht in starker Abhängigkeit zu den Abnahmezahlen von Apple. Verkauft Apple weniger Smartphones, verkauft JDI weniger Displays.

Verlust von über 100 Millionen Euro

Der operative Verlust der JDI liegt im ersten Quartal bei 3,41 Mrd. Yen (30,1 Mio. Euro), nachdem im letzten Jahr der operative Gewinn noch bei 2,24 Mrd. Yen lag. Der Nettoverlust dieses Quartals beträgt 11,67 Mrd. Yen (103,14 Mio. Euro).