Smart Home: Verschärfte Gesetze, um Verbraucher zu schützen

Andreas Frischholz
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Smart Home: Verschärfte Gesetze, um Verbraucher zu schützen

Der Bereich Smart Home ist eines der dominierenden Themen der IFA 2017, was auch nicht verwunderlich ist, denn Experten sehen in dem Markt ein Milliarden-Potential. Genau deswegen fordern Verbraucherschützer aber schärfere Regeln.

Vernetzte Geräte und Smart-Home-Anwendungen werden immer wichtiger, so lautet die Einschätzung von Klaus Müller, dem Vorsitzenden des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv). Nur dürfen Verbraucher im digitalen Zeitalter nicht schlechter gestellt werden, als es mit analogen Produkten der Fall wäre. „Es braucht einheitliche technische Standards, damit Verbraucher nicht an einen Anbieter gebunden sind, und es muss sichergestellt werden, dass die Geräte sicher und Verbraucher rechtlich abgesichert sind“, so Müller.

Gütesiegel für die IT-Sicherheit

Deswegen wäre es nötig, den gesetzlichen Rahmen anzupassen. Außerdem müsse man sicherstellen, dass sowohl Datenschutzgesetze eingehalten als auch die IT-Sicherheit der Produkte gewährleistet werde. In puncto IT-Sicherheit fordern die Verbraucherschützer daher gesetzliche Mindeststandards sowie Gütesiegel, sodass Käufer auf den ersten Blick erkennen können, was sie von einem Produkt zu erwarten haben. Mehr Transparenz wäre zudem beim Datenschutz erforderlich. Verbraucher müssen wissen, was mit ihren Daten passiert und zudem ein Widerspruchsrecht haben.

Die längere Lebensdauer von Smart-Home-Produkten berücksichtigen

Entscheidend ist zudem noch die Lebensdauer der Smart-Home-Produkte: Im Vergleich zu den heute üblichen IT-Produkten wie Notebooks, PCs oder Smartphones sind elektronische Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen oftmals mehr als zehn Jahre im Betrieb und werden selbst danach noch als Second-Hand-Produkte weiterverkauft. Daher dürfe die Lebensdauer nicht künstlich begrenzt werden, nur weil entsprechende Produkte künftig vernetzt sind.

Die Konsequenz: Anbieter von Smart Devices müssen „verpflichtet sein (…), für die gesamte Lebensdauer des Produktes zumindest sicherheitsrelevante Updates ohne weitere Zusatzkosten zur Verfügung zu stellen“, so die Verbraucherschützer.

Um einen langfristigen Betrieb zu garantieren, wäre es zudem noch erforderlich, dass einzelne Smart-Home-Produkte mit anderen Geräten kompatibel sind. Die Forderung des vzbv ist daher: Die Hersteller sollten „verstärkt auf gemeinsame Standards oder Meta-Plattformen setzen“.

Ebenso problematisch ist die Haftung. Da geht es dann vor allem um Frage, wer für einen Schaden aufkommt, der durch die intelligenten Systeme entsteht. Denn mit zunehmender Automatisierung lasse sich nicht mehr eindeutig nachvollziehen, wer ein Gerät bedient hat – war es der Besitzer, jemand Drittes oder das Produkt schlicht fehlerhaft. Hier bestehe noch Regelungsbedarf.

Politikbetrieb redet bereits

Dass Handlungsbedarf bei vernetzten Geräten besteht, ist derweil schon im Politikbetrieb angekommen. Angesichts der grassierenden Sicherheitslücken bei Geräten aus dem Bereich Smart Home und dem Internet der Dinge (IoT) forderte die deutsche Innenministerkonferenz bereits im Mai, dass europäische Standards und IT-Gütesiegel nötig werden. Außerdem ist eine Produkthaftung für Hersteller im Gespräch.