Epic Games: Angestellte beklagen Arbeitsbedingungen

Max Doll
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Epic Games: Angestellte beklagen Arbeitsbedingungen
Bild: Epic Games

Der Erfolg von Fortnite hat sich für Angestellte bei Epic Games auch negativ ausgewirkt und die Arbeitsbelastung in die Höhe getrieben. Überstunden in bedenklicher Höhe und über längere Zeiträume sind zwar offiziell freiwillig, werden aber erwartet.

Der zum Normalzustand gewordene Crunch geht, das belegt eine umfangreiche Reportage von Polygon, auf den Erfolg von Fortnite zurück. Um den massiven Erfolg des wohl populärsten Videospiels am Markt nicht zu gefährden, wird in hoher Frequenz an Inhalten gearbeitet – Fortnite ist nicht als Spiel, sondern permanente Dienstleistung konzipiert. Da ein solches Spiel nie fertig ist, sind immer neue Dinge und im Falle von Fortnite unter Aufbietung aller Ressourcen und Zeit zu erstellen. Auch möglichst sofortige Fehlerbehebungen und schnellstmögliche Reaktionen auf Kritik an neuen Versionen des Spiels sieht Epic als notwendig an, die die Arbeitslast ebenfalls in die Höhe treiben.

We’re always in crunch. Crunch never ends in a live service game like that. You’re always building more content and more stuff.

Epic-Mitarbeiter

Er arbeite „durchschnittlich 70 Stunden die Woche“, berichtet ein Angestellter der Seite, der auch von Entwicklern berichtet, die es auf 100 Stunden bringen. Ausgleichszeiten oder Freizeit zu nehmen, die Epic in unbegrenzter Höhe gewähre, sei praktisch ein Problem – Mitarbeiter fühlen sich schuldig, weil ihre nicht beendete Arbeit dann die Belastung von Kollegen erhöhe. Schon ein Wochenende zu haben, ist, in den Worten eines Angestellten, eine „erhebliche Leistung“. Gesundheitliche und mentale Probleme sind die Folge.

Erwartete Freiwilligkeit

Stimmen, die Zwang verneinen, stehen allerdings solche gegenüber, die von einer Kultur obligatorischer Mehrarbeit sprechen, die zwar nicht offiziell festgeschrieben, aber praktisch erwartet werde. Mitarbeiter, deren Weigerung am Wochenende zu arbeiten zum Verpassen einer Deadline geführt habe, hätte Epic entlassen, auch können Beschwerden oder Verweigerungen nachteilig auf die Karrierechancen bei Epic wirken. Auf die gleiche Weise verfahre Epic mit Subunternehmern, die als eine Art Wegwerfartikel eingesetzt würden. Ihnen werde klar gemacht, dass Epic Verträge vor allem dann verlängere, wenn die Arbeit fristgerecht erledigt werde.

Andere Mitarbeiter, die mit der Seite gesprochen haben, sind hingegen nicht von Überstunden betroffen. Hervorgehoben werden außerdem die gute Bezahlung und ein Bonus-System, von crunchenden Entwicklern die herausragende Kompensation, mit der die Zusatzarbeit vergütet werde. Die meisten Angestellten würden sich nicht beschweren, „wenn man ihnen das Dreifache ihres Gehalts als Bonus zahlt“.

Maßnahmen ohne Erfolg

Vor dem Erfolg von Fortnite habe Epic allerdings eine gute Arbeitskultur etabliert, bei der nötige Überstunden zwar geleistet wurden, die aber lange im Voraus absehbar und tatsächlich freiwillig waren. Diesen Zustand konnte Epic nicht wieder herstellen. Leitende Angestellten hätten mehrfach angewiesen, dass Überstunden nicht verlangt werden dürfen, allerdings ohne einen Effekt zu erzielen. Auch andere Maßnahmen, etwa das Hinzuziehen zusätzlicher Studios und das Anschwellen der Mitarbeiterzahl, haben bislang keinen Erfolg gehabt – Epic suche noch immer nach einem Weg, die Belastung zu reduzieren, das fundamentale Problem bestehe derweil weiter. Mit Crunch zu kämpfen hat allerdings die gesamte Branche. Schlechte Arbeitsbedingungen werden regelmäßig beklagt, zuletzt etwa bei BioWare.