Android Q: Huawei hat nur wenige Wochen Zeit für Updates

Nicolas La Rocco
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Android Q: Huawei hat nur wenige Wochen Zeit für Updates

Huawei will für 17 Smartphones Updates auf Android Q anbieten, obwohl das Unternehmen zum 19. August keine Android-Lizenz mehr besitzen wird. Ein Blick auf das letzte Jahr zeigt, dass Huawei nach Googles Fertigstellung von Android Q im besten Fall knapp zwei Wochen Zeit haben wird, um seinen Kunden die Updates anzubieten.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat zur Folge, dass US-Unternehmen nur noch mit einer speziellen Genehmigung Geschäfte mit Huawei machen dürfen. Die US-Regierung kann dies mit einem Verweis auf die nationale Sicherheit verweigern. Nach Ausruf des nationalen Notstandes in der Telekommunikation durch US-Präsident Donald Trump hatte zunächst Google zwangsweise die Zusammenarbeit mit Huawei beenden müssen, bevor sich schließlich zahlreiche Hardware-Hersteller zurückzogen.

Im Rahmen einer von den USA gewährten 90-tägigen Übergangsfrist hat Huawei eine „Temporary General License“ erhalten, die es dem Unternehmen ermöglicht, gewisse Geschäftsprozesse fortzuführen, um nicht von einem auf den anderen Tag handlungsunfähig zu sein. Diese Lizenz ist vom 20. Mai an für 90 Tage gültig und läuft somit bis zum 18. August. Ab dem 19. August gelten die von der US-Regierung festgelegten Einschränkungen.

Huawei beantwortet Kundenfragen und Gerüchte

Um die Folgen des Konflikts für Kunden besser verständlich zu machen und um kursierende Gerüchte zu widerlegen, hat Huawei für den deutschen Markt und für den britischen Markt Webseiten eingerichtet, die offene Fragen beantworten sollen. Dabei wird zum Beispiel das Gerücht aus dem Weg geräumt, dass Huawei-Kunden kein Facebook oder WhatsApp mehr nutzen können. Tatsächlich darf Huawei diese Apps nicht mehr vorinstallieren, über den Google Play Store haben Kunden aber weiterhin Zugriff auf die Anwendungen.

In den britischen FAQ geht Huawei auch auf potenzielle Updates auf Android Q ein, das von Google im dritten Quartal dieses Jahres fer­tig­gestel­lt werden soll, während auf der deutschen Seite lediglich davon die Rede ist, dass Smartphones und Tablets, „die verkauft wurden, aktuell verkauft werden oder auf Lager sind, weiterhin Sicherheits- und Softwareupdates erhalten werden.“ Auf die nur noch bis zum 18. August gültige Lizenz geht Huawei nicht ein.

Android-Q-Updates für 17 Smartphones geplant

Den Briten erklärt Huawei in Punkt 9 unter der Überschrift „Das P30 und das P30 Pro werden keinen Zugang zu Android Q haben“, dass das Unternehmen zuversichtlich sei, dass die beliebtesten Geräte, inklusive der P30-Serie, Zugang zu Android Q haben werden. Huawei arbeite seit mehreren Monaten mit Dritten zusammen um sicherzustellen, dass die Geräte Android Q erhalten werden. Technische Vorbereitungen und Tests hätten bereits für über 17 Geräte begonnen. Das Mate 20 Pro habe bereits eine Genehmigung bekommen, um Android Q zu erhalten, sobald das Betriebssystem von Google veröffentlicht wird. Folgende Smartphones hat Huawei für Updates auf Android Q eingereicht:

  • P30 Pro
  • P30
  • Mate 20
  • Mate 20 Pro
  • Porsche Design Mate 20 RS
  • P30 Lite
  • P Smart 2019
  • P Smart+ 2019
  • P Smart Z
  • Mate 20 X
  • Mate 20 X (5G)
  • P20 Pro
  • P20
  • Mate 10 Pro
  • Porsche Design Mate 10
  • Mate 10
  • Mate 20 Lite

Google will das finale Android Q im Laufe des dritten Quartals veröffentlichen, also irgendwann zwischen Juli und September. Wird das letzte Jahr als Richtungsanzeiger genommen, ist mit der Veröffentlichung schon früh im August zu rechnen. Android P war letztes Jahr bereits am 6. August fertiggstellt und stand sofort für Pixel-Smartphones zum Download bereit.

Huawei muss sich beeilen

Für Huawei wäre es von Vorteil, wenn Google dieses Jahr den gleichen Fahrplan wie letztes Jahr fahren würde. Denn selbst wenn Google frühzeitig im August Android Q freigeben würde, blieben Huawei im besten Fall nur knapp zwei Wochen bis zum 18. August, um die genannten Smartphones auf das mit allen Google-Diensten laufende Android Q zu aktualisieren, bevor Huawei die Lizenz entzogen wird. Danach könnte Huawei lediglich noch die in das Android Open Source Project (AOSP) überführten Teile von Android Q nutzen. Da Google zahlreiche Android-Features seit Jahren aber an die kosten- und lizenzpflichtige Version von Android koppelt, steht im AOSP nur eine kaum mit der „Vollversion“ vergleichbare Android-Variante zur Verfügung, der viele proprietäre Features fehlen.

Eigenes Betriebssystem zunächst nur für China

Im Heimatmarkt China will Huawei angeblich ab Oktober Smartphones mit dem eigenen Betriebssystem HongMeng OS anbieten. Dieses Betriebssystem könnte im kommenden Jahr auf den in Europa angebotenen Smartphones als Ark OS zum Einsatz kommen.