Grüne Welle: Audi vernetzt sich mit Ampeln in Düsseldorf

Nicolas La Rocco
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Grüne Welle: Audi vernetzt sich mit Ampeln in Düsseldorf
Bild: Audi

Audi bietet den Dienst „Ampelinformation“ zu Ende Januar in Düsseldorf an. Nach Ingolstadt ist es die zweite Stadt Europas, in der der Vehicle-to-Infrastructure-Dienst genutzt werden kann. Ampelinformation zeigt dem Fahrer das optimale Tempo für eine grüne Welle an und liefert die aggregierten Messwerte auch zurück an die Stadt.

Seit Juli des letzten Jahres kann der Service Ampelinformation in Ingolstadt genutzt werden, in den USA ist er bereits seit 2016 verfügbar. Zum Ende dieses Monats folgt die Umsetzung für Düsseldorf an zunächst rund 150 Ampeln. Bis zum Frühsommer soll ein Großteil der Düsseldorfer Kreuzungen vernetzt werden, sodass dann 450 der insgesamt 600 Signalanlagen Informationen für den Vehicle-to-Infrastructure-Dienst (V2I) liefern.

GLOSA und Time-to-Green

Der Dienst teilt sich in die zwei Funktionen „Green Light Optimized Speed Advisory” (GLOSA) und „Time-to-Green“ auf. GLOSA ist dafür verantwortlich, dass der Fahrer die optimale Geschwindigkeit für eine grüne Welle wählen kann. Wird im Kombiinstrument das geltende Tempolimit angezeigt, steht dieses für ein Erreichen der nächsten Ampel bei Grün. GLOSA kann bei einer roten Ampel rund 250 Meter vor der Signalanlage vorschlagen, die Geschwindigkeit zu reduzieren, um pünktlich bei Grün an der Ampel anzukommen. Dadurch soll der unökonomische und Stop-and-Go-Verkehr reduziert werden.

Greifen diese Maßnahmen nicht und lässt sich der Stopp an einer roten Ampeln nicht mehr verhindern, zählt bei „Time-to-Green“ ein Countdown im Display die Sekunden bis zur nächsten Grünphase. Die Funktion wird bereits vor dem Halt aktiv, sodass der Fahrer das Auto ausrollen lassen und dadurch Kraftstoff sparen kann.

Audi will mit Ampelinformation die Effizienz, den Komfort und die Sicherheit im Verkehr erhöhen. Im Rahmen eines Pilotprojektes habe Audi mit Hilfe des Dienstes den Kraftstoffverbrauch um 15 Prozent senken können. „Mit Audi Ampelinformation wollen wir den Komfort für den Fahrer verbessern, die Sicherheit im Verkehr erhöhen und einen vorausschauenden, ökonomischen Fahrstil fördern“, sagt Andre Hainzlmaier, Leiter Entwicklung Apps, Connected Services und Smart City bei Audi.

Audi Ampelinformation in Düsseldorf
Audi Ampelinformation in Düsseldorf (Bild: Audi)

Das System lernt und gibt Daten zurück

Partner für das Projekt ist Traffic Technology Services (TTS). Gemeinsam habe man einen Analyse-Algorithmus entwickelt, der aus drei Quellen die Prognosen errechnet. Die Daten stammen aus dem jeweiligen Steuerprogramm der Signalanlage, den Echtzeitdaten vom Verkehrsrechner – einer Kombination aus Belegungskameras, Detektorschleifen in der Straße, Bus- oder Tram-Anmeldungen und Fußgängerdrückern – sowie historischen Daten. Der Prognose-Algorithmus soll sich kontinuierlich verbessern und lernen, wie sich das Verkehrsaufkommen morgens im Berufsverkehr verändert, oder mittags, wenn Kindergärten und Schulen schließen. Die Audi-Flotte sendet anonymisierte Daten der Ampelüberfahrten an ein Audi-Backend, wo überprüft wird, ob die realen Ampelüberquerungen mit den Prognosedaten übereinstimmen. Erst dann sollen die Ampeln für die Anzeige im Auto freigegeben werden, erklärt Hainzlmaier.

Bei Ampelinformationen fließen Daten in beide Richtungen, sodass auch Städte davon profitieren sollen. Die Daten zeigen, wenn Autos an einer Kreuzung ungewöhnlich viele Stopps einlegen oder die durchschnittliche Wartezeit vergleichsweise hoch ist. „Wir aggregieren die Messwerte in Reports, die wir den Städten zur Verfügung stellen werden. Ampeln lassen sich dann effizienter schalten, der Verkehr fließt besser.

Diese Modelle unterstützen Ampelinformation

Audi hatte den V2I-Dienst Ampelinformation erstmals zur CES 2016 gezeigt. In Nordamerika ist der Dienst an 10.000 Kreuzungen verfügbar, darunter mit gut 2.000 in Manhattan, New York City. 1.600 weitere Kreuzungen sind rund um die US-Hauptstadt Washington D.C. vernetzt.

Ampelinformation funktioniert in allen e-tron, A4, A6, A7, A8, Q3, Q7 und Q8, die seit Mitte Juli 2019 als „Modelljahr 2020“ produziert wurden. Vorausgesetzt werden „Audi connect Navigation & Infotainment“ und „kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung“.