iPhone 12: Die kleinen Details, die Apple gestern nicht angekündigt hat

Nicolas La Rocco
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iPhone 12: Die kleinen Details, die Apple gestern nicht angekündigt hat
Bild: Apple

Etwas mehr als eine Stunde hat sich Apple gestern der neuen iPhone-12-Familie gewidmet, nachdem der HomePod mini in wenigen Minuten abgefrühstückt war. Obwohl während der Keynote viel Zeit in die Smartphones investiert, viel über 5G, Prozessoren und Kameras geredet wurde, haben es ein paar Details nicht in die Show geschafft.

Alle neuen iPhones unterstützen 5G, selbst das kleinste iPhone 12 mini ist damit ausgestattet. Dennoch gibt es regionale Unterschiede bei den 5G-Fähigkeiten, wie der Blick über den Atlantik zeigt. In den USA und auch nur dort bietet Apple die iPhone-12-Familie mit Unterstützung für Sub-6-GHz und das deutlich schnellere mmWave an, das mehrere Hundert MHz Bandbreite bündelt und im UWB-Netz des US-Anbieters Verizon Spitzengeschwindigkeiten von 4 Gbit/s im Downlink ermöglicht. Die entsprechend ausgestatteten iPhones haben die Modellnummern A2176 (iPhone 12 mini), A2172 (iPhone 12), A2341 (iPhone 12 Pro) sowie A2342 (iPhone 12 Pro Max) und unterstützen mmWave über die Frequenzbänder n260 (39 GHz) und n261 (28 GHz).

mmWave benötigt Aussparung im Rahmen

Das Millimeterwellenspektrum setzt einen extrem dichten Netzausbau und kurze Distanzen zwischen Sender und Smartphone voraus. Auch für die Verdeckung direkt am Smartphone ist mmWave anfällig, weshalb üblicherweise gleich mehrere Antennenmodule verbaut werden. Apple-Zulieferer Qualcomm empfiehlt den Einsatz von mindestens drei Modulen, wenngleich noch nicht bekannt ist, wie und wo überall Apple die mmWave-Technik in die US-Modelle des iPhone 12 integriert hat. An einer Stelle sichtbar ist die mmWave-Unterstützung allerdings: im rechten Rahmen des Smartphones, wo eine große Aussparung aus Kunststoff der Durchlässigkeit des Signals dient.

Auf den deutschen Produktseiten ist die Aussparung nicht zu sehen, da die hierzulande angebotenen Modelle nur den Sub-6-GHz-Bereich abdecken. Wie Apples Seite für Mobilfunk entnommen werden kann, heißen die deutschen Modelle A2403 (iPhone 12 mini), A2399 (iPhone 12), A2407 (iPhone 12 Pro) und A2411 (iPhone 12 Pro Max). Die US-Modelle unterstützen aber auch alle Frequenzen der deutschen Varianten.

iPhone 12 mit mmWave-Aussparung rechts im Rahmen
iPhone 12 mit mmWave-Aussparung rechts im Rahmen (Bild: Apple)

Frequenzen für LTE-Anker noch nicht bekannt

Apple deckt mit allen vier Smartphones sehr viele relevante Frequenzbänder für 5G und LTE ab, legt aber auf der Informationsseite nicht offen, in welcher Kombination die Frequenzen als LTE-Anker mit 5G verwendet werden können. Diese nicht unwichtige Information ist derzeit aber bei keinem Smartphone-Hersteller zu finden. Hintergrund ist, dass das aktuelle 5G im Non-Standalone-Betrieb (NSA) betrieben wird und immer einen LTE-Anker für die Einwahl in das Netz und Dienste wie Telefonie benötigt, um dann zusätzlich 5G NR (New Radio) als reinen Datenkanal zu öffnen. Nur weil ein Smartphone sehr viele Frequenzbänder abdeckt, bedeutet dies nicht automatisch, dass diese in beliebiger Kombination für den LTE-Anker und 5G genutzt werden können.

Dolby Vision mit 60 FPS nur beim Pro

Abseits des Themas Mobilfunk investierte Apple wie üblich viel Zeit in die Vorstellung der neuen Kameras. Ein Bestandteil der Vorstellung war die Unterstützung von Dolby Vision für Videoaufnahmen. Erstmals lassen sich mit allen vier iPhone 12 HDR-Aufnahmen erstellen, nachdem zuvor nur ein erweiterter SDR-Dynamikumfang geboten wurde. Obwohl die Smartphones mit dem gleichen A14 Bionic bestückt sind und somit den gleichen Bildprozessor nutzen, beschränkt Apple die Kamera des iPhone 12 mini und iPhone 12 auf Dolby-Vision-Aufnahmen mit 4K und maximal 30 FPS. Wer Dolby Vision in 4K mit 60 FPS aufnehmen möchte, muss zum iPhone 12 Pro oder iPhone 12 Pro Max greifen. Eine weitere, eigentlich nicht von der Rechenleistung abhängige Einschränkung, betrifft das neue Apple-ProRAW-Format, das ebenfalls nur die teureren Pro-Modelle unterstützen.

Gleiche Akkulaufzeiten trotz 5G-Netz

Kaum etwas gesagt wurde zu den Akkulaufzeiten der neuen Smartphones. Apple bietet glücklicherweise eine Seite für den Vergleich aller iPhone-Generationen bis zurück zum iPhone SE der 1. Generation an. Die Akkukapazitäten legt Apple traditionell nicht offen, zur Verfügung gestellt werden aber Laufzeitangaben für die Videowiedergabe, das Videostreaming und die Audiowiedergabe. Daran lässt sich ablesen, dass die neuen iPhones beinahe so lange durchhalten sollen wie die vorherige Generation. Das iPhone 12 kommt gegenüber dem iPhone 11 beim Videostreaming auf eine Stunde mehr, beim iPhone 12 Pro ist es eine Stunde weniger zum iPhone 11 Pro bei der Videowiedergabe.

Videowiedergabe Videowiedergabe (Streaming) Audiowiedergabe
iPhone 12 Pro Max 20 Stunden 12 Stunden 80 Stunden
iPhone 12 Pro 17 Stunden 11 Stunden 65 Stunden
iPhone 12 17 Stunden 11 Stunden 65 Stunden
iPhone 12 mini 15 Stunden 10 Stunden 50 Stunden
iPhone 11 Pro Max 20 Stunden 12 Stunden 80 Stunden
iPhone 11 Pro 18 Stunden 11 Stunden 65 Stunden
iPhone 11 17 Stunden 10 Stunden 65 Stunden
iPhone XS Max 15 Stunden 65 Stunden
iPhone XS 14 Stunden 60 Stunden
iPhone XR 16 Stunden 65 Stunden
iPhone X 13 Stunden 60 Stunden

Wie Apple diese Angaben ermittelt, lässt sich auf einer Informationsseite zu den Batterietests einsehen. Für die iPhone-12-Familie wird angegeben, dass die Tests in LTE- und 5G-Netzen durchgeführt wurden, sodass Apple nicht etwa zugunsten längerer oder gleicher Laufzeiten nur auf die älteren LTE-Netze gesetzt hat. Insofern sind die Laufzeitangaben der neuen iPhone-Generation durchaus als positiv anzusehen, da selbst mit 5G-Nutzung das Niveau des Vorjahres gehalten wird.

Nur MagSafe liefert kabellos 15 Watt

Mit der iPhone-12-Familie bringt Apple den einst für Notebooks genutzten Markennamen MagSafe zurück, diesmal jedoch als eigener Standard für kabelloses Laden sowie für Hüllen und Zubehör auf der Rückseite des iPhones. Den bisher genutzten Qi-Standard für kabelloses Laden unterstützt Apple jedoch weiterhin, wenngleich nach wie vor nur mit maximal 7,5 Watt. Nur wer zum neuen MagSafe wechselt, dessen Ladegerät 43,85 Euro kostet, kann mit 15 Watt drahtlos laden.

Apple reduziert Zubehör und verkleinert Karton

Dass Apple künftig mehr auf drahtlose Technologien setzen wird, zeigt auch der Wegfall von weiterem Zubehör im Karton, wenngleich Apple dies zugunsten eines reduzierten CO2-Fußabdrucks vermarktet. Auf den Produktseiten der neuen Smartphones heißt es dazu, dass Netzteil und EarPods-Kopfhörer oft ungenutzt bleiben, sodass dieses Zubehör nun gegen ein Lightning-Kabel auf USB Typ C getauscht wurde. Weniger Zubehör bedeutet aber auch kleinere Kartons, kleine Kartons wiederum stehen für mehr Kartons pro Lieferung und die wiederum für weniger Lieferungen insgesamt, so Apple. Wer die EarPods dennoch benötigt, kann dieses nun für 18,50 Euro statt zuvor 28,25 Euro erwerben. Statt des 5-Watt- (iPhone 11) oder 18-Watt-Netzteils (iPhone 11 Pro) bietet Apple ein 20-Watt-Ladegerät mit USB Typ C separat für 24,35 Euro an.

Neue kleinere Verpackung am Beispiel des iPhone 12
Neue kleinere Verpackung am Beispiel des iPhone 12 (Bild: Apple)

Diese Umstellung beim Zubehör betrifft übrigens nicht nur die neue iPhone-12-Familie. Mit der gestrigen Vorstellung der neuen Smartphones reduziert Apple auch bei dem im Sortiment verbleibenden iPhone SE, iPhone 11 und iPhone XR das Zubehör und passt den Karton entsprechend in der Größe an. Von Apple direkt bestellte und im Apple Store angebotene Smartphones kommen somit nur noch mit Ladekabel, Geräte aus dem freien Online- und Einzelhandel bieten potenziell in den kommenden Wochen noch mehr Zubehör, wenn es sich um vor der Umstellung ausgelieferte Ware handelt.

Kein iPhone 11S

Kein Wort dazu verloren hat Apple, warum die neuen iPhones vom Namen her direkt zum iPhone 12 gewechselt sind. Auf das iPhone X, iPhone XS und iPhone 11 hätte nach bisherigem Namensschema eigentlich das iPhone 11S folgen müssen. Vielleicht wollte Apple mit der 5G-Umstellung aber einfach nur ein neues Kapitel aufschlagen.

Technische Daten der iPhone-12-Familie im Überblick

Apple iPhone 12 mini
Apple iPhone 12
Apple iPhone 12 Pro
Apple iPhone 12 Pro Max
Software:
(bei Erscheinen)
iOS 14
Display: 5,40 Zoll, 1.080 × 2.340
477 ppi, 60 Hz
OLED, HDR, Ceramic Shield
6,10 Zoll, 1.170 × 2.532
457 ppi, 60 Hz
OLED, HDR, Ceramic Shield
6,70 Zoll, 1.284 × 2.778
457 ppi, 60 Hz
OLED, HDR, Ceramic Shield
Bedienung: Touch, Gesichtsscanner
SoC: Apple A14 Bionic
2 × Firestorm, 3,00 GHz
4 × Icestorm, 1,82 GHz
5 nm, 64-Bit
GPU: Apple Quad-Core
RAM: 4.096 MB
LPDDR4X
6.144 MB
LPDDR4X
Speicher: 64 / 128 / 256 GB 128 / 256 / 512 GB
1. Kamera: 12,0 MP, 2160p
Quad-LED, f/1,60, AF, OIS
2. Kamera: 12,0 MP, f/2,40
3. Kamera: Nein 12,0 MP, f/2,00, AF, OIS 12,0 MP, f/2,20, AF, OIS
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 12,0 MP, 2160p
Display-Blitz, f/2,2
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: DC-HSPA
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced Pro
↓2.000
5G: NSA/SA
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac/ax
Bluetooth: 5.0
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS
Weitere Standards: Lightning, UWB, NFC
SIM-Karte: Nano-SIM, Dual-SIM
Akku: 2.227 mAh (8,57 Wh), 20,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
2.815 mAh (10,78 Wh), 20,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
3.687 mAh (14,13 Wh), 20,0 W
fest verbaut, kabelloses Laden
Größe (B×H×T): 64,2 × 131,5 × 7,40 mm 71,5 × 146,7 × 7,40 mm 78,1 × 160,8 × 7,40 mm
Schutzart: IP68
Gewicht: 133 g 162 g 187 g 226 g
Preis: ab 457 € / ab 499 € / ab 559 € ab 459 € / ab 530 € / ab 568 € 1.120 € / 1.237 € / ab 1.031 € ab 779 € / 1.334,45 € / ab 859 €