Ukraine-Invasion: Anonymous erklärt russischer Regierung den Krieg

Andreas Frischholz
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Ukraine-Invasion: Anonymous erklärt russischer Regierung den Krieg
Bild: YourAnonTV

Als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine kündigt das Hacker-Kollektiv Anonymous Cyber-Angriffe gegen die russische Regierung an. Eines der ersten Ziele war der Staatssender Russia Today (RT), weitere Angriffe richteten sich gegen russische Regierungswebseiten, die zeitweise nicht zu erreichen waren.

Man befinde sich nun „im Cyber-Krieg mit Russland“, teilte das Hacker-Kollektiv am Donnerstagabend mit. Anonymous verurteilt die Invasion, das Ziel sei nun, die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Verkündet wurde die Botschaft über mehrere Kanäle. Die Operation läuft unter dem Namen #OpRussia.

Grundsätzlich sollen sich die Angriffe gegen die russische Administration richten, allerdings sei es unvermeidlich, dass auch der private Sektor getroffen werde. Ein erstes Ziel war der als Propagandakanal der russischen Regierung geltende Sender RT News, der in der Nacht von Donnerstag zu Freitag zeitweise offline war. Den Erfolg der Attacke verkündete Anonymous via Twitter, RT bestätigte die Angriffe und dass der Web-Auftritt über mehrere Stunden hinweg schwer erreichbar war.

Zudem wurden mehrere russische Regierungswebseiten lahmgelegt, das betraf etwa den Kreml und die Duma. Für den Verlauf des Tages plant das Hacker-Kollektiv weitere Angriffe.

Seit Wochen laufender Cyber-Krieg gegen die Ukraine

Derweil ist die Ukraine seit Wochen von Hacker-Angriffen betroffen, die auf die digitale Infrastruktur des Landes abzielen. Diese sollen laut amerikanischer und britischer Regierung von Russland ausgehen. Wie CNBC berichtet, bestritt der Kreml noch am Mittwoch – also einen Tag vor der Invasion –, für die Angriffe verantwortlich zu sein.

Laut der BBC handele es sich bei den Cyber-Angriffen um eine langfristig geplante Operation, die die Invasion begleitet. Die Angriffe erfolgen auf mehreren Ebenen. So werden seit Mittwoch mehrere DDoS-Attacken registriert, die etwa staatliche Webseiten, Banken und ukrainische Organisationen betrafen. Wie die BBC meldet, konnte die Infrastruktur aber vergleichsweise schnell wiederhergestellt werden. Seit gestern laufen aber weitere DDoS-Attacken, die als massiv beschrieben werden.

Ergänzt werden diese DDoS-Attacken um Angriffe mit komplexerer Malware wie HermeticWiper, die Sicherheitsforscher von ESET Research beschreiben. Demnach ist HermeticWiper in der Lage, Daten auf den befallenen Systemen zu löschen. Mehrere Hundert Systeme in der Ukraine sollen laut der Meldung von gestern Vormittag bereits kompromittiert sein. „Die Wiper-Malware missbraucht legitime Treiber der Software EaseUS Partition Master, um Daten zu beschädigen“, so die ESET-Forscher.

Cyber-Attacken sind als Part der hybriden Kriegsführung bereits bekannt. Beobachtet wurde das Vorgehen bereits bei den russischen Einmärschen 2008 in Georgien und 2014 auf der Krim.

Um den Schutz der kritischen Infrastruktur vor Angriffen zu stärken, soll die Regierung der Ukraine auch einen Aufruf an ukrainische Hacker versendet haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Personen, die mit dem Projekt vertraut sind. Die Freiwilligen-Einheit soll demnach helfen, um Elektrizitätswerke und Wasserkraftwerke zu schützen.