Elektrisches SUV: EX90 soll als erster Volvo autonom fahren können

Nicolas La Rocco
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Elektrisches SUV: EX90 soll als erster Volvo autonom fahren können
Bild: Volvo

Volvo hat den EX90 als elektrisches SUV mit sieben Sitzen vorgestellt. Das für Ende 2023 bis Anfang 2024 geplante Fahrzeug vertraut bei den Assistenzsystemen auf Nvidia Drive Orin und soll eines Tages als erster Volvo überhaupt autonom fahren können. Das Android-Automotive-Cockpit läuft auf Snapdragon-Hardware mit Unreal Engine.

Zwei Antriebe mit 300 oder 380 kW

Bestellt werden kann der EX90 bereits jetzt zu Preisen ab 105.000 Euro in der Variante mit 300 kW (408 PS) starkem Elektroantrieb an der Vorder- und Hinterachse. Für 110.650 Euro bietet Volvo eine stärkere Variante mit insgesamt 380 kW (517 PS) verteilt über beide Achsen an. In 5,9 s und 4,9 s sprintet das 2,8-t-SUV auf 100 km/h, beide Modelle sind wie alle neuen Volvo auf 180 km/h in der Spitze limitiert. Günstigere Varianten mit nur einem Motor und weniger Serienausstattung sollen nach dem Start der Auslieferung zum Ende des nächsten respektive Anfang des übernächsten Jahres folgen. Der EX90 ist im Luxussegment angesiedelt und kann als elektrische Version des XC90 verstanden werden, der aber nach wie vor von Volvo produziert und angeboten wird.

600 km Reichweite und bidirektionales Laden

Für den EX90 liefert CATL die Batterien, die in beiden Konfigurationen des Fahrzeugs auf brutto 111 kWh kommen und eine nutzbare Kapazität von 107 kWh aufweisen, die nach europäischer WLTP-Norm für 590 km im stärkeren und 600 km im schwächeren Modell ausgelegt sind. Das DC-Laden ist zu Beginn des Marktstarts mit bis zu 250 kW möglich und soll den Akku innerhalb von 32 Minuten von 0 auf 80 Prozent bringen. Zu einem späteren Zeitpunkt sei ein Upgrade auf 300 kW geplant, erklärt der Hersteller. Der EX90 unterstützt bidirektionales Laden in den Modi Vehicle to Home (V2H), Vehicle to Load (V2L), Vehicle to Vehicle (V2V) und Vehicle to Grid (V2G).

Autonomes Fahren mit Nvidia Drive Orin

Das Fahrzeug zeichnet eine üppige Ausstattung mit Sensoren und zugehöriger Automotive-Hardware von Nvidia aus, die eines Tages das autonome Fahren ermöglichen sollen. „The Volvo EX90 is the first Volvo that’s hardware-ready for unsupervised driving in the future“, heißt es vom Hersteller, der sich mit einem konkreten Termin dafür aber noch zurückhält. Der EX90 ist mit einem Lidar oberhalb der Windschutzscheibe, fünf Radarsensoren, acht externen Kameras, zwei Interieur-Kameras und 16 Ultraschallsensoren ausgerüstet. Vor allem mit dem leistungsfähigen Lidar von Luminar brüstet sich Volvo und gibt die Erkennung von Fußgängern in 250 m Entfernung an. Ein loser Reifen auf schwarzem Asphalt könne aus 120 m Entfernung erkannt werden. Nichts weniger als der sicherste Volvo aller Zeiten soll mit dem EX90 auf die Straßen gelassen werden.

Die Sensorik läuft im Nvidia Drive Orin zusammen, das ab 2024 auch Mercedes-Benz für das autonome Fahren nach (zunächst) Level 3 einsetzen will. Orin ist ein System-on-a-Chip mit 17 Milliarden Transistoren, das bei der CPU auf zwölf Hercules- alias Cortex-A78-Kerne und bei der Grafikeinheit respektive für die KI-Beschleunigung auf die Ampere-Architektur setzt. Mit Drive Atlan hatte Nvidia jüngst noch einen Nachfolger mit eigener Grace-Next-CPU und Ampere-Next-GPU auf der Roadmap, zur Herbstausgabe der diesjährigen GTC hat das Unternehmen aber Drive Thor vorgestellt, das Hopper, Hopper-Next und Grace-Next in einem SoC verbindet ab 2025 einsatzbereit sein soll.

Android Automotive OS auf Snapdragon

Für das Cockpit kommt Nvidia allerdings nicht mit der eigenen Hardware zum Zug. In diesem Bereich vertraut Volvo auf eine der zahlreichen Snapdragon Cockpit Platforms von Qualcomm und rendert die Grafiken mit Hilfe der Unreal Engine. Auf dem zentralen Touch-Bildschirm mit 14,5 Zoll, der abermals vertikal positioniert wird, läuft wie bei allen Modellen von Volvo und Polestar das von Google entwickelte Android Automotive OS und stellt Dienste wie Google Maps, den Google Assistant und zahlreiche weitere Apps aus dem Google Play Store zur Verfügung, sofern diese für Fahrzeuge freigegeben wurden.

Zur Google I/O im Frühjahr hatte Google in Kooperation mit Volvo auch YouTube und weitere „große Streaming-Anbieter“ in Aussicht gestellt. Das Apple-Ökosystem kann beim EX90 über drahtloses CarPlay eingebunden werden. Die Plattform soll regelmäßig OTA-Updates erhalten, verfügt über eine 5G-Anbindung und bietet Features wie Dolby Atmos, das über Bowers-&-Wilkins-Lautsprecher auch in den Kopfstützen ausgegeben wird.