Ende der Pandemie-Warnungen: Corona-App geht in den Schlafmodus

Andreas Frischholz
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Ende der Pandemie-Warnungen: Corona-App geht in den Schlafmodus

Die Corona-Warn-App war eines der Instrumente, das das Infektionsgeschehen während der Corona-Pandemie einbremsen sollte. Mittlerweile hat die App an Relevanz verloren. Heute ist daher der letzte Tag, an dem Warnungen versendet werden. Ab morgen wird die Funktion abgeschaltet.

Begründet wird der Schritt mit dem aktuellen Stand der Corona-Pandemie. So heißt es im FAQ der App-Entwickler:

Angesichts einer gewachsenen Immunität der Bevölkerung, leicht übertragbarer Virusvarianten und der Rückkehr zu einem öffentlichen Leben (weitgehend) ohne Corona-Maßnahmen entfällt momentan der Bedarf an einer App zur Kontaktnachverfolgung.

Das bedeutet: Heute lassen sich andere Nutzer noch warnen. Ab morgen ist der Austausch der Zufallscodes nicht mehr möglich, die die Grundlage für das Verfahren sind. Bei dem dezentralen Tracing-Modell versenden die Smartphones per Bluetooth-Signal einen Zufallscode an Geräte in der Umgebung. Bei einem positiven Test konnten so dann Personen mit einem potenziellen Ansteckungsrisiko identifiziert und gewarnt werden.

Der Austausch der Zufallskennung ist im Kern aber keine Funktion der App, sondern erfolgt über das im jeweiligen Betriebssystem verankerte Exposure Notification Framework (ENF). Wie sich das deaktivieren lässt, erklärt das FAQ ebenfalls.

App geht in den Schlafmodus

Ab dem 1. Juni wird die App in einen Schlafmodus versetzt, die Entwicklung endet zu diesem Zeitpunkt. Dann ist die App auch nicht mehr in den App Stores von Google und Apple abrufbar. Neuinstallationen sind also nicht mehr möglich.

Nutzer, die die App dann noch auf dem Smartphone haben, können diese aber weiterhin als Speicherort für Impf-Zertifikate und das Kontakttagebuch nutzen. Neue Zertifikate lassen sich aber nicht hochladen. Zudem gibt es derzeit praktisch keine Orte mehr, an denen das Vorzeigen von Zertifikaten erforderlich ist.

Sollte es die Pandemielage aber nochmal abseits von inzwischen akzeptierten Infektionszahlen erfordern, könnte die App schnell wieder aus dem Schlafmodus herausgeholt werden.

Fast 50 Millionen Downloads

In der Anfangszeit der Corona-Pandemie sorgte die Entwicklung der App für hitzige Diskussionen. Im Kern ging es um die Frage, ob ein dezentraler oder zentraler Ansatz verfolgt wird. Am Ende setzte sich der datensparsame Ansatz durch. Das Ziel war aber stets dasselbe: Nutzer sollten rechtzeitig über Corona-Infektionen im Umfeld informiert werden, um sich so in Quarantäne begeben zu können und damit Infektionsketten zu unterbrechen.

Für das Gesundheitsministerium war die App ein Erfolg. Laut den offiziellen Zahlen wurde die App über 48 Millionen mal heruntergeladen, mehr als 240 Millionen Testergebnisse wurden übermittelt und mehr als 270 Millionen Warnungen versendet.

Entwickelt wurde die App von der Deutschen Telekom und SAP. Die Kosten beliefen sich am Ende auf über 200 Millionen Euro.