Kinokameras: Nikon kauft amerikanischen Videokamera-Spezialisten RED

Fabian Vecellio del Monego
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Kinokameras: Nikon kauft amerikanischen Videokamera-Spezialisten RED
Bild: Red Digital Cinema

Überraschend hat der japanische Kamera-Hersteller Nikon die Übernahme des amerikanischen Kinokamera-Spezialisten RED bekanntgegeben. Der Kaufvertrag ist Nikon zufolge bereits unterzeichnet, lediglich einige Formalitäten und die Zustimmung der Kartellbehörden stehen noch aus. Über die Kaufsumme ist nichts bekannt.

Nikon sichert sich Videokamera-Kompetenzen

Es ist ein für Nikon ebenso großer wie auch unerwarteter Schritt: Red Digital Cinema wird zum Tochterunternehmen des japanischen Konzerns. Der im Jahr 2005 in Kalifornien gegründete Hersteller von professionellem Kameraequipment zur Produktion von beispielsweise Kinofilmen beschäftigt aktuell rund 220 Mitarbeiter und gilt als einer der führenden Wettbewerber der Branche. Das Topmodell, die als Body ohne notwendiges Zubehör schon rund 45.000 US-Dollar teure 8K-Kinokamera V-Raptor XL [X], bezeichnet Nikon im Zuge der Übernahme als derzeit beste Lösung für anspruchsvolle Videoproduktionen. Red Digital Cinema führt eine eigene Liste an Filmen, die unter Einsatz einer RED-Kamera produziert wurden.

Nikon will mit der Übernahme insofern einen Fuß in die Hollywood-Branche bekommen, hat sich der Hersteller doch bislang in erster Linie auf Fotokameras konzentriert – anders als die Konkurrenz in Form von Canon (EOS C) und Sony (Venice, Burano & FX), die zuletzt deutlich stärker um den Videomarkt bemüht waren. Überraschend kommt der Schritt, weil sich Nikon und Red Digital Cinema zuletzt wegen Patentrechtsklagen vor Gericht stritten. Nikon habe mit dem internen RAW-Codec der Systemkamera Nikon Z9 gegen RED-Patente verstoßen, so lautete der Vorwurf, der letztlich zu einer außergerichtlichen Einigung führte.

Viele Synergien möglich

Weitere potenzielle Streitigkeiten sind mit der Übernahme konsequenterweise aus der Welt geschafft. Nikon spricht davon, die eigenen Stärken in den Bereichen Entwicklung, Bildverarbeitung und Optik mit REDs Kompetenzen bei Kinokameras, Bildkompression und Color Science zu verbinden. Offen bleibt zunächst, ob zukünftige Kinokameras weiterhin unter der Marke RED firmieren werden und ob Nikon Cine-Objektive der eigenen Marke Nikkor produzieren wird. Bis dato setzten RED-Kameras auf das Canon-RF-Objektivbajonett und Nikon setzt bei den eigenen Kameras mitunter auf Sensoren von Sony. Dass es in Zukunft Nikon-Kameras mit RED-Sensor oder RED-Kameras mit Nikons Z-Bajonett geben wird, ist jetzt durchaus denkbar.

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