Rote Zahlen: Apple-Händler Gravis muss schließen

Frank Hüber
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Rote Zahlen: Apple-Händler Gravis muss schließen
Bild: Gravis

Gravis, das vielen in erster Linie als Apple-Händler bekannt sein dürfte, wird abgewickelt. Wie Freenet gegenüber ComputerBase bestätigt, seien alle Versuche, den Händler mit neuen Konzepten oder einer Beteiligung oder Übernahme durch andere Unternehmen zu retten, gescheitert, weshalb Freenet das Geschäft nun aufgebe.

Geplante Anteilsübernahmen gescheitert

2013 hatte Freenet Gravis übernommen und das Unternehmen gehörte zu einem der wichtigsten Reparatur- und Servicepartner von Apple. Ende 2023 startete beim Bundeskartellamt in Bonn ein Fusionskontrollverfahren, da Gravis Anteile an die österreichische Unternehmensholding Anantara Holding GmbH mit Sitz in Wien verkaufen wollte. Details, ob es sich bei dem geplanten „Anteilserwerb und Erwerb der gemeinsamen Kontrolle über die Gravis Computervertriebsgesellschaft mbH“ um eine Mehrheitsübernahme handeln sollte, wurden nicht bekannt. Die Anantara Holding ist auf die Übernahme und Fortführung mittelständischer Firmen spezialisiert. Mit den österreichischen A1 Mobilfunkshops, der Reparaturkette Mobiletouch und dem österreichischen Apple Premium Reseller McShark hätten sich durchaus viele Synergien mit Gravis nutzen lassen können.

Doch aus der Anteilsübernahme ist nichts geworden, nachdem auch Freenet selbst Mitte 2023 noch einmal in Gravis investiert und das Konzept der Geschäfte mit einem neuen Corporate Design abermals umgestellt und den Fokus wieder auf Apple-Produkte gerichtet hatte. Nach 38 Jahren ist nun Schluss bei Gravis.

Restriktives Konditionsmodells seitens Apple

Gravis habe nach eigenen Angaben seit 2022 rote Zahlen geschrieben, die immer größer ausfallen. Die Gründe liegen laut Gravis einerseits in der Konkurrenz durch den Online-Handel, aber auch die Pandemie habe nachhaltig Spuren im stationären Handel hinterlassen. Zudem führt Gravis das „restriktiven Konditionsmodells seitens Apple“ an, das keine Möglichkeiten geboten habe, Gravis wirtschaftlich weiterzuführen. Apple gewährt seit jeher nur geringe Gewinnmargen auf seine Produkte, in den letzten Jahren sollen diese aber noch einmal reduziert worden sein.

Finales Ende noch nicht terminiert

Details, wie lange Gravis noch weiterbetrieben wird, und einen Termin, wann der Online-Handel und die stationären Geschäfte tatsächlich geschlossen werden, gibt es bislang noch nicht. Die Prozesse hierzu laufen laut Unternehmen derzeit noch. Sobald es hierzu weitere Informationen gibt, werden diese in der Meldung ergänzt.

Gravis war sehr viele Jahre erfolgreich. In den Jahren seit freenet das Unternehmen 2013 übernommen hat, war Gravis einer der wichtigsten Reparatur- und Servicepartner von Apple. Apple hat Gravis vielfach als Partner für Qualität, Service, Beratung, Customer Journey ausgezeichnet.

Seit 2022 hat die Gravis jedoch mit einem negativen Ergebnis zu kämpfen. Die Verluste steigen seitdem mehr oder weniger jedes Quartal. Das ist auf verschiedene Hintergründe und Marktbedingungen zurückzuführen. Wie viele Händler, sind auch wir nachhaltig betroffen vom Einfluss der Pandemie, dem Rückgang der allgemeinen Nachfrage sowie dem immer stärker werdenden Online-Handel und der damit einhergehenden Verluste im stationären Handel. Hinzu kommt, dass wir aufgrund des restriktiven Konditionsmodells seitens Apple keine Möglichkeit sehen, das Geschäft in Zukunft auskömmlich zu gestalten. Das sind unter anderem die Gründe dafür, dass wir schlussendlich nicht mehr wirtschaftlich waren und zu diesem Schluss kommen mussten.

Im vergangenen Jahr wurde mit potenziellen Partnern über Zusammenarbeit – und Zusammenlegung von Geschäften gesprochen, aber keines der Konzepte erwies sich als so stichhaltig, dass es die Verluste wettmacht. Zudem haben im vergangenen Jahr nochmal umfangreich investiert, unter anderem in die Umsetzung unseres neuen Store-Konzepts, die Umstellung auf bargeldlose Bezahlung oder durch verschiedene Anstrengungen im Marketing wie ein vollständiges Redesign der Marke und eine Neugestaltung des Online Auftritts. Doch auch diese Maßnahmen haben leider nicht zur gewünschten Rückkehr des Erfolgs geführt.

Stellungnahme zur Abwicklung von Gravis im Wortlaut