Widerspruch Gendertheorie <-> Homosexualitätstheorie

Ähm, ihr versteht da was falsch. Die These über Feuerbach (nicht von Feuerbach) denunziert einen falschen Gedanken des sog. bloß anschauenden, kontemplativen Materialismus. Der letzte, von mir gefettete Satz stellt diese notwendig falsche Konsequenz dar, gegen die sich die Thesen richten.

Das ist kein Appell dafür, die Erzieher besser zu erziehen, sondern arbeitet das Problem heraus, das gesellschaftliche Veränderung kein ideeller Akt ist - wer erzieht dann die Erzieher der Erzieher und deren Erzieher? -, sondern einer der umwälzenden Praxis.

Wenn man also will, das der Hass auf Schwule aufhöre, muss man die Genese und Funktion dieses Hasses begreifen und ihn ändern - was hieße, Familie und Heterosexualität schlechthin der Kritik zu unterziehen.

Beim Copy&Paste ist leider der letzte Satz verschwunden, der das noch deutlicher gemacht hätte:

Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden.

vgl. auch die siebte bis zehnte These:
7.
Feuerbach sieht daher nicht, daß das "religiöse Gemüt" selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Individuum, das er analysiert, in Wirklichkeit einer bestimmten Gesellschaftsform angehört.

8.
Das gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis.

9.
Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft".

10.
Der Standpunkt des alten Materialismus ist die "bürgerliche" Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft, oder die vergesellschaftete Menschheit.
(Hervorhebung durch Abe81)

D.h. ihr diskutiert genau über einen solchen Akt, ohne zu verstehen, das das unmöglich ist. Woher haben denn die Eltern diese verschrobenen Ideen, Olf? Woher komt denn der 'Konsum', onkelhitman? Aus dem nichts? Warum wird jede noch so offensichtlich gesellschaftliche Genese zur erstarrten Naturgeschichte erklärt? Man beschäftigt sich lieber mit Steinzeitmenschen und was uns da determiniere, als mit dem, was uns von Steinzeitmenschen unterscheide. Es ist nicht sonderlich schwer zu verstehen, daß der Mensch eine sich selbst transzendierende Gattung ist, aber man will es nicht verstehen, das ist ein interessiertes Mißverständnis und keine Ursache mangelnder Aufklärung, der man im Umkehrschluss mit Aufklärung beikäme, sondern ein Problem der Ideologiekritik.

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Ein wenig frustrierend ist das schon, so mißverstanden zu werden, wiel man ja auch erwarten könnte, das die Diskutanten sich tatsächlich ein wenig mit dem Thema auseinandersetzen, anstatt nur wildes Denken aneinanderzureihen...
 
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@Abe81
Wieso verstehen wir was falsch? Du musst die Gesellschaft nicht in zwei Bereiche teilen, und erhaben über dem anderen sein.

Wenn man also will, das der Hass auf Schwule aufhöre, muss man die Genese und Funktion dieses Hasses begreifen und ihn ändern - was hieße, Familie und Heterosexualität schlechthin der Kritik zu unterziehen.
Nein, wenn man will, dass der Hass auf Schwule aufhören soll, sollte man ihn nicht als etwas hinstellen, was er nicht ist. Eine homosexuelle Beziehung wird in der Schule, bei vielen Menschen und bei der Religion als etwas verachtenswertes hingestellt. Wohingegen man in der Familie die Möglichkeit hätte, das zu verhindern. Wohingegen man in der Religion (durch die Nächstenliebe) die Möglichkeit hätte etwas zu tun. Wohingegen man in der Schule (durch den Sexualunterricht und dem ganz normalen Aufklärungsunterricht mit FAKTEN zur biologischen Tätigkeit von Mann und Frau und der Klärung, dass homosexuelle Paare keine Kinder bekommen können) etwas dagegen machen kann. Die biologischen Anlagen jedoch sollten keiner Wertung unterzogen werden. Das ist nämlich entscheidend. Wenn etwas wertend dargestellt wird, so wird es entweder "gut" oder "schlecht". Die Wertung ist also, was in der Schule falsch durchgeführt wird. Reine Informationen und Fakten sollten ausreichen. Wie sich jemand entscheidet ist ja dann jedes Menschen persönliche Entscheidung. Selbiges zur Religion. Daher Religionsfreiheit. Mit dem Religionsunterricht jedoch separiert man Menschen in Grüppchen und fördert die Andersartigkeit von Menschen.

D.h. ihr diskutiert genau über einen solchen Akt, ohne zu verstehen, das das unmöglich ist.....Man beschäftigt sich lieber mit Steinzeitmenschen und was uns da determiniere, als mit dem, was uns von Steinzeitmenschen unterscheide. Es ist nicht sonderlich schwer zu verstehen, daß der Mensch eine sich selbst transzendierende Gattung ist, aber man will es nicht verstehen, das ist ein interessiertes Mißverständnis und keine Ursache mangelnder Aufklärung, der man im Umkehrschluss mit Aufklärung beikäme, sondern ein Problem der Ideologiekritik.
Natürlich ist es möglich, eine aufgeschlossenere Gesellschaft zu kreieren. Nur ist dies natürlich nicht so gewollt. Das trifft nicht nur auf die Homosexualität zu, das trifft in fast allen Themen zu. Die festgefahrene Meinung ist es, die dafür sorgt, dass man sich die Kritik nicht anhört und an Ideologien, Religionen oder Traditionen festhält. Weil dies gesellschaftlich so anerkannt wird. Warum dies so ist, das ist eigentlich gar nicht diskussionsgrund. Denn wie das kam wissen wir. Die Frage ist, wie man es unterbinden kann.

Durch Wertevermittlung geht das. Dies muss aber Hand in Hand mit den Menschen selbst gehen. Von alleine geht es, wie du selbst schreibst, nicht.

Ein wenig frustrierend ist das schon, so mißverstanden zu werden, wiel man ja auch erwarten könnte, das die Diskutanten sich tatsächlich ein wenig mit dem Thema auseinandersetzen, anstatt nur wildes Denken aneinanderzureihen...
Tja Abe81, es ist wie immer nicht wahr? Dein Geschwurbel ist etwas schwer zu verstehen, für mich persönlich. Ich muss immer dreimal lesen, was du meinst. Ich fühle mich auch nicht so, dass ich die These missverstanden hätte, sondern eher, dass ich ausführe, dass es ein Teil des Problems ist, wenn man die Denkfreiheit in eine bestimmte Richtung lenkt und so keine eigentliche Freiheit schafft. Es wird auch immer eine wertende Weise sein, denn jeder hat eine eigene Meinung. Jedoch ist die Lösung des Problems eigentlich nur ein Feinschliff.

Es ist letztlich so etwas wie: "Wie du mir, so ich dir." Dieser einfache Grundsatz für das Leben angewandt würde so einige Konflikte in der Gesellschaft lösen. Das ist kein Religionsspruch, es ist ein Spruch des Menschen. Denn ich möchte nicht diskriminiert werden. Ich möchte nicht persönlich angegriffen werden. Ich möchte nicht verletzt werden. Ich möchte nicht, dass mich jemand nach meiner sexuellen Orientierung diskriminiert. Das ist eine endlose Liste.

Eine umwälzende Praxis wäre ansich nur dann wirklich möglich, wenn man alles vorher geschehene vergessen würde, und immer wieder neu anfängt. Dem ist eigentlich nicht mehr so. Wir leben in einer Zeit, in dem so gut wie jegliche Information permanent verfügbar ist. Das heißt, vergessen werden kann nur das, was vergessen werden soll oder was von den Menschen selbst vergessen wird, weil es als unwichtig erscheint. Was also anzuprangern ist, ist das Wort "Gesellschaft" weil es einen Zusammenschluss beschreibt, welcher aber wiederum abgrenzend zu Menschen außerhalb der Gesellschaft ist. "Menschheit" ist daher ein viel größeres Wort als "Gesellschaft" und man sollte die Gesellschaft daher vergessen. Die Gesellschaft selbst grenzt ein.

Das gesellschaftliche Leben ist daher kein bisschen Praxis, denn sie zeigt uns kein gesellschaftliches Leben in einem anderen Land, dafür müsste man dort das gesellschaftliche Leben studieren. Auf der Welt gibt es demnach schier unendlich viele Gesellschaften, welche alle anders funktionieren und daher für alle Menschen nicht ersichtlich sind. Es fehlt daher an einer Einigkeit der Menschheit selbst.

@DerOlf
Offensichtlich die Eltern der Schutzbefohlenen. Und scheinbar wollen viele dieser Eltern keine Vorurteilsfreie oder auch nur -sensible Erziehung für ihre Kinder. Und auf der gesetzlichen Basis ist das ihr gutes Recht, es steht einer vorurteilssensiblen Unterrichtspraxis nur leider arg im Weg. Die Lösung für dieses "Problem" muss allerdings in den Köpfen der Eltern stattfinden, wenn sie nicht einfach diktiert werden soll.
Welche Wahl hast du denn als aufgeschlossenes Elternteil? Du bist doch gezwungen, dein Kind auf eine Schule zu schicken, welche eben diese Vorurteile, welche es auch immer sind, schürt. Das heißt, als Eltern hast du doch überhaupt keine Macht, das zu ändern, was du gerne geändert hättest.

Von wem kommt der Bildungsauftrag letztlich? Wer ist der eigentliche Auftraggeber der Schulen? Die Eltern oder der Staat? Und wie sieht es mit dem Umstand aus, dass sich Schulen mittlerweile ebenfalls in einem Konkurenzkampf befinden, ihr "Profil" in einer Weise entwickeln, die Eltern das Gefühl gibt "hier ist mein Kind gut aufgehoben?
Hier stellt sich eine andere Frage. Und zwar, wer hat die Schule und sämtliche Politik sowie die Bürger dazu getrieben, Menschen als materialistisch, als wirtschaftlich zu sehen? Die Familie stirbt so nach und nach aus. Die Weitergabe der Werte fand früher einfach zu hause statt. Ob dies gut oder schlecht ist, lassen wir das. Aber die Familie selbst stirbt so wie sie war aus. Die Erziehung findet demnach in der Schule/Kindertagesstätte/Kindergarten statt. Und dort werden nach deren Meinung erzogen, nicht nach denen der Eltern. Was die Eltern somit vernachlässigen ist nachher zu spät. Denn dann haben sich schon Dinge in den Kindern verfestigt, die man nur schwer wieder abgewöhnen kann. Vorurteile, Pauschalisierungen, Wertungen, alles in dem Sinne schlecht für die Menschen selbst und alle anderen Menschen.

Und bei der Frage, welche Probleme sich ergeben, wenn man versucht humanistische Ideale in einem solchen System weiterzugeben - zumindest Geld macht dafür freiwillig keiner locker, der durch dieses System gegangen ist.
Wo wir bei dem Punkt wären, dass die Politik sich dem Bürger ja angepasst hat (was ich persönlich nicht glaube). Der Materialismus, der Konsum ist in den Jahren immer weiter gestiegen, durch diese Umwandlung der Gesellschaft in eine Konsumgesellschaft agiert auch der Staat und die Politik rein wirtschaftlich. Und dazu gehören nunmal alle Institutionen des Staates. Auch die Schulen. Man hat also letztlich durch die Menschen, durch Macht und Reichtum eine Gesellschaft, die eben rein auf diesem Konsum als Hauptkriterium agiert. Wo spart man Geld? Weniger Steuern? Wo bekommt mein Kind die beste Schule/Ausbildung/Arbeit?


Der Fokus vom Staat als Regulierung des Menschen ist zur Deregulierung des Menschen/Bürgers geworden. Der Erfolg besteht nur noch aus wirtschaftlichen Interessen, nicht mehr an sozialen Interessen, sodass der Mensch an zweiter Stelle steht, obwohl doch ansich erstmal jeder Mensch zufrieden leben möchte.


Geendet hat die Zivilisation bisher jedenfalls nicht, sie hat die Säkularisierung überlebt, das Ende der gottgewollten Feudalordnung, die tatsächliche Berührung und den verstärkten kulturellen Austausch mit dem Orient oder mit Asien.
Hier machst du in meinen Augen einen Fehler. Die Zivilisation wird nur von den Menschen so anerkannt, die gut weggekommen sind. Wer dabei immer untergangen ist waren: Menschen!

die ganze Kulturgeschichte ist Überfremdung, ich sehe das eher als Einflüsse oder Entwicklungimpulse im Prozess "Zivilisation". Angst habe ich davor jedenfalls keine, denn ich weiß, dass es weitergehen wird, und dass sich schon ganze Generationen die Zähne daran ausgebissen haben, kulturelle Vermischungen und damit Zivilisationsentwicklung zu unterbinden.Das einzige, das in einem Prozess dringend zu unterbinden ist, ist der Stillstand.
Nein, der Stillstand ist nicht zu unterbinden. Der Stillstand ist ein harmonisches Leben ohne Vorurteile und Pauschalisierungen und mit dem Zusatz, dass das einzige, was man tatsächlich noch im Wandel hat, ein Konkurrenzstreben des Menschen ist inkl. eines Erfolges für sich ohne das schlechter machen von Anderen.

Die Zivilisationen und Kulturen hängen an Geschichte, an Kulturen, Religionen und Gesellschaften wie Sch.... am Schuh. Wenn man etwas daraus lernen würde wäre es eine tolle Sache. Leider führt die Vermischung die du ausführst nur immer wieder zu sinnlosen Konflikten, einfach weil man sich niemals so richtig grün ist. Weil rot nicht grün mag, und schwarz nicht rot mag, schließen sich rot und grün zusammen um schwarz nicht zu mögen. Völliger Blödsinn. Die Menschen machen sich ihre Probleme selber. Würden mehr Leute sich darum bemühen die Welt besser zu machen, indem sie selber besser würden und somit wiederum alle um sich herum besser machen, wäre die Welt besser. ;)

Das heißt, die Entwicklung würde nicht zum stillstand kommen, wenn man keine Menschen mehr unterdrückt, sterben lässt oder Hilfe anbietet. Sie würde sogar weiter gehen. Aber ein paar Menschen wollen das eben nicht. Denn es wäre viel schwieriger an Macht zu kommen. Diese Machtgelüste muss man versuchen sinnvoll zu nutzen.
 
Dein Geschwurbel ist etwas schwer zu verstehen, für mich persönlich. Ich muss immer dreimal lesen, was du meinst. Ich fühle mich auch nicht so, dass ich die These missverstanden hätte, sondern eher, dass ich ausführe, dass es ein Teil des Problems ist, wenn man die Denkfreiheit in eine bestimmte Richtung lenkt und so keine eigentliche Freiheit schafft. Es wird auch immer eine wertende Weise sein, denn jeder hat eine eigene Meinung. Jedoch ist die Lösung des Problems eigentlich nur ein Feinschliff.

Ich finde es viel 'schwurbeliger', ganz abstrakt über Freiheit und Gesellschaft zu schreiben und die Begriffe völlig leer zu lassen. Denken nicht in eine Richtung zu lenken, ist die Freiheit von Gedanken. 'Wertungsfreiheit der Gedanken' im Rahmen der Erziehung ist ein Widerspruch in sich, jeder Gedanke ist die Bewertung von etwas. Das ist nur der Form nach Freiheit, aber verkennt eben notwendig, wie die Gesellschaft erst in diese 'selbstverschuldete Unmündigkeit' (Kant), also Unfreiheit gekommen ist. Es kommt eben nicht darauf an, den Eltern/Lehrern/etc. Leere zu verordnen, sondern die richtige Position. Aber nicht als ideeller Akt i.S. einer Erziehungsdiktatur, sondern im Sinne einer umwälzenden Praxis sensu Marx.

Dass dir das schwurbelig vorkommt, liegt eben daran, dass ich Begriffe ganz spezifisch verwende; m.E. dem Gegenstand angemessen, ihm gerecht werdend. Denn das allgemeine Lamento "Jaja, die Eltern, die Lehrer, die Gesellschaft, die Zivilisation..." könnte man identisch zu jedem Thema schreiben. Dass dir die Begriffe in ihrer Verwendung unbekannt sein mögen, geschenkt, aber es gehört nunmal zu einer Diskussion und zu Erkenntnis schlechthin dazu, sich Begriffe anzueignen, sonst schreibt man zu jedem Thema immer nur das gleiche. Wo du 'Schwurbelei' beim Autor vermutest, erkenne ich Unwillen zur Erkenntnis beim Rezipienten.

Ich habe lediglich die Feuerbachthesen von Marx zitiert, weil mir Marxens Kritik an Feuerbach eben auch auf eure Lamenti zuzutreffen scheint. Anschauende, kontemplative Geschwätzigkeit aus dem Krähennest samt einem leeren Appell an ideelle Veränderung. Was hat das spezifisch mit Gendertheorie oder Homosexualität zu tun?

Und wo soll denn nun der Widerspruch zwischen den beiden sein? Ich kann da keinen erkennen. Der Widerspruch steckt zwischen der Alltagsweisheit "Sex ist, wenn man den Penis in die Vagina steckt und dann dabei Kinder rauskommen" und dem Begriff Gender als sozialem Geschlecht. Und dieses ist nunmal unauflösbar verbunden mit dem biologischen.
 
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@Abe81
'Wertungsfreiheit der Gedanken' im Rahmen der Erziehung ist ein Widerspruch in sich, jeder Gedanke ist die Bewertung von etwas.
Nein ist er nicht. Es gibt einmal die Information, den Fakt (oder sagen wir eher, den momentan am meisten respektierten, nachweisbar, belegbaren Fakt) und es gibt einmal den Gedanken, die Meinung und die daraus resultierende Wertung eines jeden selbst.

Ich kann zum Beispiel sagen: "In Afrika gibt es Löwen." Das beschreibt nur, dass es ein anderes Land gibt, in diesem anderen Land gibt es ein Tier mit der Bezeichnung Löwe. Ansonsten ist diese Aussage leer, weil sie nicht meine Meinung wiedergibt. Sage ich jedoch: "In Afrika gibt es Löwen, und Löwen sind schön." so ist das schon eine Wertung meinerseits, jedoch ohne Grund. Wir gehen daher eigentlich viel zu leichtfertig mit Wertungen um, bzw. das wäre wieder so eine Situation, in der die Kinder mit Löwen "schön" assoziieren. Und zwar so lange, bis sie selber die Meinung vertreten, dass sie persönlich Löwen nicht schön finden. Die erste Reaktion wird jedoch Glauben sein.

Das ist nur der Form nach Freiheit, aber verkennt eben notwendig, wie die Gesellschaft erst in diese 'selbstverschuldete Unmündigkeit' (Kant), also Unfreiheit gekommen ist.
Die Gesellschaft ist aber nur dann daran gebunden, wenn sie sich an diese Gesellschaftsnormen hält.Wenn jeder aber darüber nachdenkt, könnte es sein, dass man zu dem Schluss kommt, dass die jetzige Gesellschaftsnorm eine schlechte ist. Freiheit ist auch, sich versklaven zu lassen. Aber ist man einmal darin, wie kommt man da heraus?

Es kommt eben nicht darauf an, den Eltern/Lehrern/etc. Leere zu verordnen, sondern die richtige Position.
Aber genau das ist immer wieder schief gegangen, weil die richtige Position ein Standpunkt ist, und von Menschen befohlen wurde, die Macht besitzen. Die "richtige" Position setzt immer jemanden voraus, der sie auch kennt. Ich selbst mute mir das nicht zu, wir haben alle unsere Fehler, Ecken und Kant(en). Die Leere im Sinne der Information ohne eigentliche Wertung würde in der Schule dazu führen, dass jeder erst einmal gleich ist. Diese Leere würde gefüllt werden müssen, und das ist eigentlich die Aufgabe von aufgeschlossenen Eltern. Die ja auch das Kind "erziehen", wenn man es so sagen kann. Bestimmte Regeln gibt es für das Zusammenleben. Das krasseste Gegenbeispiel wäre ein Kind mit dem Asperger-Syndrom bzw. Autismus. Dieses nimmt keine Regeln an und ist daher für das soziale, gemeinschaftliche Zusammenleben kaum geeignet. (nicht dass ich damit sagen will: Unnütz, denn das stimmt nicht)

Wo du 'Schwurbelei' beim Autor vermutest, erkenne ich Unwillen zur Erkenntnis beim Rezipienten.
Nein, du bist ja in der Lage es so zu schreiben, dass ich es verstehe. Du neigst aber dazu es so umzuformen, dass ich mich herausgefordert fühle. Wer kann uns dann noch folgen? Text und Sprache sollten für jeden Menschen lesbar und verständlich sein. Ansonsten nützt die Diskussion nichts, wenn die Zielpersonen sich auf eine bestimmte Gruppe von Menschen beschränkt, welche eine intellektuelle Diskussion nur deswegen nicht verfolgen können, weil sie einige Worte evtl. sogar missdeuten oder nicht verstehen. Ich versuche daher selbst immer lieber Vergleiche zu finden, die es beschreiben, als es in Worte zu kleiden die keiner versteht. Natürlich ist das dein persönlicher Stil, so wie ich eben den meinen habe. Leider ist es für mich schwer, weil ich deine für kompliziert halte, und du als Gegenpart findest mich dann, hm, primitiv? Unwillig dich zu verstehen?

Anschauende, kontemplative Geschwätzigkeit aus dem Krähennest samt einem leeren Appell an ideelle Veränderung. Was hat das spezifisch mit Gendertheorie oder Homosexualität zu tun?
Siehe oben. Der Biologieunterricht ist eigentlich, wie fast jeder Unterricht, auf Fakten aufgebaut. Dabei bedient sich auch der Lehrer an den Mitteln der Psychologie und des Lernverhaltens Dinge besser zu verstehen und zu speichern, wenn sie durch Beispiele und Anschaulichkeiten erklärt werden. Dazu kommt dann die eigene, subjektive Meinung des Lehrers hinzu. Dadurch wertet man immer wieder in der Schule die eigentlichen Informationen. Fragen, die von Schülern kommen, und die nicht beantwortet werden können, werden auch mit der Antwort: "Nun sei doch nicht dumm, solch eine Frage zu stellen." Der Schüler kommt sich in dem Moment schlecht vor, und die anderen Schüler neigen dann dazu, dem Lehrer, also der Machtposition gleich hinter den Eltern, zu glauben und es gleichzumachen. Nur ist diese Antwort natürlich nur dazu gedacht, den Schüler zu denunzieren. Eine Antwort bleibt er dem Schüler nämlich schuldig. Wertet diesen jedoch für seine Frage ab. Passiert dies ein paarmal zu häufig kann es sein, je nach Charakter, dass das Fragen aufhört, und dann beginnt der stumpfsinnige Glaube, in welchem nichts mehr hinterfragt wird.

Daher ist es prägend und lenkend, was die Eltern, was die Lehrer und Erzieher einem Kind mitgeben. Die spätere Entscheidung, ob das alles so richtig war anzuerkennen oder nicht, liegt dann in jedem Individuum selbst. Die Selbsterkenntnis, dass etwas jedoch falsch sein könnte was man früher gelernt hat, kommt nicht bei jedem Kind-> Erwachsenen, sodass vieles einfach so hingenommen wird und im Gedächtnis ein Fakt/Glaube bleibt. Das zu ändern geht dann später auch mit noch so genauen Ausführungen, Gegenthesen und Gesprächen sehr müßig. Es bedürfte einer ständigen Berieselung von außen hin. Aber wer unterhält sich so mit einem Gegenüber? Es sind nicht viele Menschen, die auch Fehler zugeben und versuchen sich dahingehend zu ändern. Zu leicht ist "der dunkle Weg der Macht". Daher ist es vor allen Dingen wichtig früh zu erkennen, dass nicht alles leichtgläubig geglaubt werden muss/kann, sondern hinterfragt und gestützt.

Was es dann mit Gendertheorie/Homosexualität zu tun hat ergibt sich daraus. Der Unterricht ist wertend, weil er nur die eine Seite, die Heterosexualität beschreibt und das Paarungsverhalten des Menschen. Die aus der Entwicklung ebenfalls hervorkommende Art der Homosexualität jedoch wird nicht erwähnt. Auch hier muss man völlig wertefrei an das Thema gehen. Es ist keine "Norm" und das ist Fakt. Denn eine Norm würde für das Aussterben der Menschheit sorgen. Aber es ist eine Richtung die man einschlagen "könnte" die nur nicht erwogen wird. Homosexualität ist nicht ansteckend und auch nicht krank, die Aufklärungsarbeit wird mit Kondomen gemacht, jedoch werden die Homosexualität nicht angesprochen. Warum?

Und wo soll denn nun der Widerspruch zwischen den beiden sein?
Wie es der Themenersteller schreibt. Das eine wäre anerzogen, das andere angeboren. Die Genetik könnte man nicht "austricksen", die Erziehung jedoch schon. Wieso man sich jedoch darin generell einmischt, welche sexuellen Orientierung jemand hat, ist ansich die Frage die entscheidend ist. Denn solange niemand zu irgend etwas gezwungen wird kann doch jeder Mensch so weiter leben wie er möchte, und mit wem er möchte.
 
@Abe81
Ich gebe zu, dass ich sie Feuerbach-Thesen etwas anders interpretiere als Marx oder Du, was aber daran liegt, dass ich Marxens Gedanken zwar nicht für falsch, aber für etwas unterdifferenziert halte. Marx ist vereinfacht - was nichts daran ändert, dass seine Art materialistischer Theoriearbeit einen unglaublichen Anteil an dem hatte, was wir von der Gesellschaft momentan so zu verstehen glauben - aber alles, wirklich alles was in der Gesellschaft so geschieht auf eine einzige Kapitalform herunterzubrechen, ist mMn etwas zu kurz gedacht.

Ausserdem kann ich dir nun genauso ein Missverständnis vorwerfen aber ein solches Vorgehen halte ich in einer Diskussion einfach für unangebracht.

Ich versuche lieber meinen Standpunkt verständlicher zu erklären:
Mein Ansatzpunkt ist das Individuum (im letzten Post eben als Lehrer, Schüler oder Eltern). Individuen gieren nach Anerkennung, und versuchen möglichst viel des Gegenteils zu vermeiden. Das bedeutet dann wiederum, dass es einiger Kraft bedarf, sich gegen den Wind zu stellen, den EINZELNE Eltern veranstalten.
In den Lehrplänen (zumindest in NRW) ist z.B. eine pluralistische Sexualerziehung vorgesehen. Die wird auch von den Individuen in der Schule irgendwie umgesetzt (Homosexualität ist nach Rahmenlehrplan zu behandeln und zwar möglichst Wertungsfrei). Soviel zu den institutionellen Rahmenbedingungen. Das was da vermitelt werden soll ist höchsten die Leere im Bezug auf verkrustete Wertungsmuster, naja, die Theorie ist die Theorie, kommen wir mal zur Praxis.

Wird dann in der Schule z.B. eine Unterrichtseinheit zu alternativen Lebensentwürfen oder abweichender Sexualität vorbereitet (nehmen wir der Einfachheit halber mal an, die verantwortlichen bekommendieses Kunststück tatsächlich hin), hat plötzlich die hälfte der Klasse Entschuldigungsschreiben der Eltern parat, und nimmt an den entsprechenden Unterrichtsstunden nicht teil. Mehr noch, wenn es überaschend genug war, gibt es eben auch gerne mal Mobbing (das bekommt man als verantwortlicher Lehrer für diese Inhalte z.B. auf Elternabenden zu spüren). Wenn man dann als Lehrer dumm genug war, seine Telefonnummer zu veröffentlichen, und sich am Wiochenende aber auch nicht ganz von der Welt abkapseln will, kann es eben sein, dass man einigermaßen unschöne Anrufe bekommt, oder dass das Interesse an diesen "Perversionen" zu einem Verdacht auf eigene perverse Neigungen stilisiert wird (was noch immer eine Gefahr für die Lehrerkarriere darstellen kann) und und und.
Und es sind eben keinesfalls "die Eltern" (solche unzulässigen Verallgemeinerungen versuche ich eigentlich zu vermeiden) sondern Eltern. Das sind meist einzelne (jeden Alters und jeder sozialen Herkunft), die einem eben dann das Gefühl geben, dass man den Kindern nicht die richtigen Werte vermittelt. So wird es gesagt, und es ist schon nicht ganz leicht, das als das zu sehen, was es ist: Unsinn da es keine richtigen Werte geben kann. Werte sind immer Kulturkonstruktionen - auch Werte wie Gleichberechtigung oder Diskriminierungsfreiheit sind letztlich Konstruktionen. Da gibt es kein "richtig" oder "falsch". Aber man kann sich eben überlegen, mit welchen Werten wohl ein friedliches Miteinander besser funktioniert (und dabei geht es zumindest mir nicht um Perfektion). Für mich ist allerdings auch darüber hinaus klar, dass eine Mentalität a la "Meins ist auch für Dich Richtiger" nicht funktionieren KANN, das ist mMn mit Abstand die schlechteste Umgangsform mit Pluralismus, denn sie möchte mit ihm am liebtsten garnicht umgehen.

Ich bezog mich dabei sogar nur auf die direkten Beziehungen zwischen Eltern und Lehrern. Das macht aber nicht den ganzen Kommunikationsalltag der Schule aus. Da gibt es dann noch die Beziehungen zwischen Lehrern und Kindern, und auch in denen spielen die von den Eltern propagierten Werte eine große Rolle (es ist Teil dessen, was die Kinder in die Schule mitbringen). Allerdings sind die Kinder für eine unvoreingenommene Beschäftigung mit diesen Themen um einiges offener, als es viele Eltern sind.
Die Kids kämen (bis zu einem bestimmten Alter) also mit einer Schule klar, die nur informiert. Aber ein paar Eltern kommen eben nicht darauf klar, wenn ihre Kinder so erzogen werden. Die halten es für falsch, und wehren sich dagegen.
Und dann stehst du nämlich da, als Lehrkraft, die im Alltag mitbekommt, wie Kinder aufhören, sich gegenseitig als "Kümmeltürke" oder "Bergbauer" zu beschimpfen - kurz wie deine Art von "wertfreier" Informationskultur in der Klasse wirken kann. Allerdings bekommst du auch immer wieder mit, dass einige Eltern in deiner Klasse dich genau deswegen für einen schlechten Lehrer halten.
Kurzer Theorie-Begriffseinwurf "looking glass self", Identität als kommunikativer Prozess mit dem Umfeld. Das gibt u.U. Selbstzweifel - gerade für jemanden, der etwas tut, das er für richtig hält, und daher kaum anders kann, als anderen auch dieses Recht zuzugestehen. Die Eltern machen keinen Fehler, wenn sie dir ihre Meinung sagen - ganz im Gegenteil, die tun das einzig Mögliche.
Aber trotzdem befeuern diese Situationen die Frage, ob man denn seinen Job nun wirklich gut macht - ist das alles vielleicht doch nicht so richtig, wie ich glaube? Ist mein Glaube an die "Überlegenheit" meiner möglichst vorurteilsfreien Unterrichtspraxis vielleicht auch nichts anderes, als ein Dogma? Und so weiter. Noch krasser wird es dann, wenn Eltern keinen Hehl draus machen, dass es dein Sexualunterricht war, wegen dem sie ihr Kind von der Schule genommen haben. Wie war es bei den anderen Wechslern aus der Klasse - sind die vielleicht auch genau deswegen gegangen worden?
Das Ergebnis diese ganzen Kopfkinos ist dann vielleicht, ein zurückfahren der Informationskultur - nicht weil man es plötzlich für falsch hält, sondern einfach zur Stressprävention, oder als Identitätsschutz. Nicht die "Gesellschaft" oder gar die "Politik" oder meinetwegen das Kapital und der Konsum bestimmen das gesellschaftliche Miteinander, sondern die Individuen, die es praktizieren. Der Rest ist lediglich der Rahmen in dem das ganze stattfindet (auch der ist nicht wirkungslos aber seine konkrete Wirkung ist eben individuell unterschiedlich).

Lehrer, Eltern, Erzieher, Bürokraten, Politiker, Wissenschaftler - alles nur Menschen, die sich nur ungern mit voller Überzeugung entgegenschleudern lassen, dass bei ihnen etwas "falsch" läuft (im Denken, Leben oder was auch immer), die gerne glauben möchten, dass sie ihren Job gut machen - eben "nach ihrem besten Wissen und Gewissen".

Ein Beispiel aus der KiTa:
Nach dem Mittagessen ist obligatorisches Zähneputzen angesagt, für die meisten Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder dieses Stückchen Körperhygiene vermittelt bekommen. Allerdings gibt es einen Verweigerer, der immer nicht mitmachen will (k.A. warum, vielleicht mag er einfach die Zahnpasta nicht). Macht man aus dieser Gruppenaktivität dann einen Zwang, dem sich auch dieses Kind beugen muss, so wird es regelmäßig zuhause erzählen, dass es in der KiTa zu Dingen gezwungen wird, die es nicht möchte - ein Verstoß gegen unveräußerliche Individualrechte? Das kommt drauf an, wozu dort gezwungen wird. Schließlich steht dann ein Elternteil in der KiTa und möchte (verständlicher Weise) wissen, was da los ist. Die Story mit dem Zähneputzen wird erzählt (sie ist dokumentiert) nachdem das "Zwang-" und "Schweinerei-" gepolter (gerne auch mit Nazi-Keule) etwas abgeklungen ist. Die Eltern verstehen kurz die Welt nicht mehr, denn zuhause putzt er sich doch immer brav die Zähne. Die Eltern haben dieses Problem also nicht, denn zuhause spurt der Bengel. Die These, dass dieser Junge die Zahnpasta vielleicht nicht mag, die in der KiTa benutzt wird, kam von einem der Erzieher (von dem ich die Geschichte auch habe). Die Reaktion "ja das kann sein, beim Geschmack ist er schon etwas eigen" und direkt danach die daraus abgeleitete Forderung, man möchte doch bitte für diesen Jungen eine andere Zahnpasta besorgen. Der Vorschlag, dass der Junge sich doch auch selbst Zahnpasta mitbringen kann, wurde nicht gemacht. Dafür gibt es "pädagogische" Gründe, die man eigentlich gut auf Stressreduktion (in der ganzen Institution) herunterbrechen kann. Aus dem gleichen Grund wurde auch die Anschaffung einer "Extrawurst" - Zahnpasta abgelehnt - das macht alles, von der Beschaffung bis zum KiTa-Alltag nur komplizierter. Die Erzieher, der VOrstand und eigentlich fast alle Pädagogen verstehen das, aber die Eltern sehen das eben ganz anders, für die zeigt das eben nur eine unverständliche und in gewisser Weise unmenschliche Verweigerungshaltung der KiTa-Mitarbeiter.
Eine Zwickmühle, die letztlich dazu geführt hat, dass die Eltern ihr Kind auf eine andere KiTa geschickt haben, und der Vorstand das zum Anlass genommen hat, von seinen Mitarbeitern mehr Kundenorientierung zu verlangen.
Ein Kind, das keine Lust hat, sich etwas von Menschen vorschreiben zu lassen, die NICHT seine Eltern sind - Eltern, die ihr Kind grundsätzlich als kleinen Heiligen erleben (meist verändert sich das Verhalten der Kinder ja auch radikal, wenn sie denn bemerken, dass Mama oder Papa zusehen), und eine Kleinigkeit, wie die normale Mundhygiene, schlägt institutionsweit Wellen.
Seitdem können die Eltern ihre Kinder in dieser KiTa von dieser ursprünglich verpflichtenden Tätigkeit befreien lassen (auf Initiative des Finanzausschusses im Vorstand, die KiTa ist eine Eltern-Initiative und da sind die Finanziellen Möglichkeiten an die Anzahl zahlender Mitglieder gebunden) - der einzige, der sich darüber unter Umständen freut, ist der spätere Zahnarzt der kleinen, die sich nur durch Mama oder Papa zu irgendetwas zwingen lassen und bei Verweigerung gegenüber Dritten sich darauf verlassen können, das die Eltern das für sie ausboxen.

Aus der Perspektive der KiTa geht es um Gesundheitserziehung (Umsetzen staatlicher Richtlinien), aus Sicht des Kindes um etwas, das es nicht machen will (aus welchem Grund auch immer) und für die Eltern geht es letztlich um Brutflege, den Schutz eines kleinen Heiligen und wahrscheinlich nur darum, dass man doch bitte seine Ruhe haben möchte, statt sich nach dem überzogenen Geheule des Chefs nach Feierabend auchnoch das überzogene Geheule des Zöglings anzuhören, oder ihm bei Hausaufgaben zu helfen, die man nichtmal wirklich versteht, oder deren Formulierung man für ein klares Anzeichen des Werteverfalls hält.

Es sind nicht viele Eltern, die tatsächlich aktiv in das Schulgeschehen eingreifen, aber die wenigen, die es lautstark tun, haben mehr Einfluss auf den Schulalltag, als der ganze Rest zusammen. Und über nichts beschwert man sich lauter, als über vermeindlich "falsches".
Das Traurige daran ist, dass der Rest eben keinen aktiven Einfluss nimmt (wozu denn auch, wenn nichts wirklich falsch läuft - oder man sich denkt, "naja, die Erziehungsideale meiner Lehrer habe ich ja auch nie so richtig geteilt, aber geschadet haben die mir offensichtlich nicht" ), und damit das Feld denen überlässt, die betonierte Vorstellungen von "richtig" und "falsch" haben und beim leisesten Anflug von vernünftiger (unvoreingenommener, informationsbasierter) Argumentation mauern.
Ich möchte gerne glauben, dass es sich hier um eine Minderheit handelt - es sind schließlich Einzelfälle - aber sicher kann ich mir da nicht sein, vielleicht fehlt dem Rest ja auch nur der Mumm.
Aber wenn es sich dabei tatsächlich um eine Minderheit handelt, dann denke ich, dass es gerade nicht diese Gruppe sein sollte, die auf diese Weise diktieren kann, wie unsere kommenden Generationen erzogen werden.

Ich finde es eigentlich traurig, dass man Lehrer per Lehrplan dazu zwingen muss, sich diesem Wind entgegenzustellen, einfach weil es eben nur menschlich wäre, ihm nachzugeben, und damit wenigstens nicht mehr mit regelmäßiger, aktiver Annerkennungsverweigerung konfrontiert zu sein. Schweigen ist Zustimmung, und da es bei uns ganz allgemein an einer Lob-Kultur hapert, ist das dann auch schon alles, was man als Lehrer an Anerkennung zu erwarten hat - ist ja bei den Schülern oft (leider) auch nicht anders, wenn man etwas richtig gemacht hat, dann interessiert das keine Sau und Lob gibt es eigentlich nur, wenn man etwas nun endlich (Gott seis getrommelt) nicht mehr grundlegend und grundsätzlich "falsch" macht. Ich habe tatsächlich eine zeitlang absichtlich Fehler gemacht, damit die Aufmerksamkeit (der Lehrer oder Eltern) auch mal zu mir kam.
Die Botschaft ist klar: der Weg zu Lob führt gerade NICHT über gleichbleibend gute Leistungen, das führt nur zu Tadel, wenn es dann mal nicht so gut gelaufen ist.

Anerkennung der eigenen Person und seiner Leistungen, das ist mMn der Schlüssel zum Verständnis sozialer Interaktion. Sicher nicht der einzige. Darauf aufbauend glaube ich, dass es nicht damit getan ist, Vorurteile pauschal zu verurteilen, und sich dann nicht weiter damit zu beschäftigen (das Vorurteil kriegt einfach jedesmal nur eins auf die Nase, wenn es sich mal raustraut). Vorurteile sind für den der sie hat, eben keine Vorurteile sondern eher im Gebiet zwischen Meinung und Wissen angesiedelt. Damit muss man sich beschäftigen, zusammen mit den Tragern dieses "Wissens", und ausgehend von IHREM Standpunkt. Sonst bekommt man nichts anderes als geheuchelte Bekenntnisse, die es dann sehr wahrscheinlich nichtmal über die nächste Türschwelle schaffen, oder den Leuten beim nächsten Treffen mit Opa dann eher als Ausrutscher erscheinen - denn Opa kennt den richtigen Weg, da ist zumindest er selber sich schonmal sicher, und man selbst hat damit ja bisher auch ganz gut gelebt.

Ich weiß nicht ob ich es hier schon einmal gesagt habe, für mich findet das, was man Gesellschaft nennen könnte auf der Mikro-ebene statt. Das was Marx, Weber, Boudieu oder einfach unsere Verwaltungsrichtlinien und Gesetze sagen (oder der Markt) stellt dafür den Rahmen - mit entsprechender Wirkung bis auf die Mikroebene. Aber wenn ich mir im Rahmen einer akteurszentrierten Institutionsanalyse z.B. anschaue, was auf dem Entscheidungsweg so alles an Interpretation (erster, zweiter, dritter ... n-ter Potenz) stattfindet, dann ist der Kern dessen, was diese Institution tut, nicht so sehr durch den institutionellen Rahmen definiert, wie durch das tägliche miteinander der Akteure und deren Reaktion auf die Rahmenbedingungen.
Im Bezug auf Sexualunterricht bedeutet das dann: Nicht die tatsache, dass eine möglichst wertfreie Beschäftigung mit allen möglichen Sexualitätsvarianten im Lehrplan verankert ist, bestimmt den Unterrichtsalltag, sondern die tatsache, wie das im Unterricht umgesetzt wird. Werden tatsächlich möglichst viele Informationen über die verschiedenen Varianten zusammengetragen und bearbeitet, oder ist es typischer Missionarsstellungs - Unterricht, der es bei dem Hinweis belässt, dass da ja noch viele andere Sachen möglich sind, und das das nicht schlecht sei. Jeder muss das für sich selbst herausfinden, soviel ist klar, aber ob ich ihn mit der Informationsbeschaffung alleine lasse, das ist letztlich die Entscheidung der Erziehungsverantwortlichen (Lehrer, Erzieher und zu allererst Eltern), und die MUSS der Lehrer/Erzieher mit Rücksicht auf die unterschiedlichen kulturellen oder sonstigen Hintergründe seiner Klasse/Gruppe treffen - einfach weil es sonst mit unter echt Stressig wird, gerade weil die Eltern das eben bei ihrer Erziehung NICHT berücksichtigen müssen.
Je nach Zusammensetzung kommt da dann auch mal "heteronormative Scheiße" bei raus - nicht unbedingt weil das gut wäre oder weil der Lehrer das so will, sondern einfach weil EINZELNE Eltern es nicht anders zulassen wollen. Und mit der heteronormativen Scheiße kommt immerhin schonmal ein großteil der Eltern klar, das kennen die alle noch aus der eigenen Erziehung.

Unsere Klassen (und Gruppen in der KiTa) sind extrem heterogen. Da gibt es eben Leute aus "Kulturkreisen", in denen es normal ist, dass sie ihre ersten Sexualerfahrungen mit 12 oder 13 machen, während es dann wieder andere gibt, die Sex erst nach einer verabredeten Eheschließung entdecken wollen (inkl. sämtlicher Schattierungen zwischen diesen Extrempolen).
Diese Unterschiedlichen Strömungen sensibel zu behandeln, ist gerade bei der Sexualität nicht leicht, denn da prallen grundsätzlich verschiedene Welten aufeinander (in jedem Kind eine eigene, und nochmal eine ganz andere im Kopf des Lehrkörpers). Wenn man das wirklich durchziehen will,müsste man die Wünsche zumindest einzelner Eltern eigentlich komplett ignorieren, was aber gerade aufgrund der zunehmenden Ökonomisierung des Bildungsektors nicht mehr machbar ist.
Das wäre dann eben das Prinzip okelhitman: Wenn sie eine Erziehung zu festen Werten haben wollen, dann müssen die sich eben eine Schule suchen, die das bietet - das ist dann allerdings eine private, die Schulgeld haben will, weil sie ja vom Staat aus gutem Grund nicht gefördert wird. da gibts dann auch eine "Sexualerziehung" die katholischer ist als der Papst.
Ich kenne viele Lehrer (weil ich selbst mal auf Lehramt studiert habe), und wenn ich die Frage, was am ehesten einer Art "beruflichem Feindbild" nahekommt, variieren die Antworten zwischen "Schulaufsicht" oder "Direktorat", also Staatlichen Kontrollorganen und den Eltern. Zumindest bei Grundschullehrern sind es eigentlich nie die Kinder - das entwickelt sich scheinbar erst in höheren Jahrgangsstufen, da werden dann die Eltern fast zu Verbündete.
Ich sehe das als Folge unseres Schulsystems (die Schule erzieht nach und nach dazu, sie zu hassen), aber das ist ein ganz anderes Lied. Für mich der Grund, warum alles jenseits der Klasse 5 für mich definitiv kein schöner Beruf war, da musste ich nur mal neutral dran denken, wie ich z.B. mit 13 drauf gewesen bin - solche Schüler unterrichten? Ja, aber nicht ohne genug Haldol im Blut.

Zu deinem Kritikpunkt, wir würden gesellschaftliche Entwicklung negieren.
Bist du dir da sicher, oder stört es dich nur, dass wir bei unserer Betrachtung dieses Prozesses nicht zu streng marxistischen Anschauungen kommen?
Ich frage mich halt gerade, wie du es sonst geschafft hat, all das Gerede von "prozesscharakter" zu überlesen. Wenn ich momolithische Strukturen sehen will, dann schaue ich mir Steine an, und sogar da fällt es mir schwer, in Anbetracht der Relativität von Zeit. Im Bezug auf soziale Interaktion suche ich nichtmal danach, vielleicht muss ich mir angewöhnen, dass auch explizit zu schreiben.
Wenn ich mir bei Marx über etwas im klaren bin, dann ist das einerseits die Einschätzung, dass er eine brilliante Gesellschaftsanalyse geliefert hat (nebts gut durchdachter Methodik), andererseits aber die Meinung, die ich z.B. mit G. S. Rubin, J. Butler oder P. Bourdieu teile, dass das der Weisheit letzter Schluss eben auch nicht so gewesen ist.
Marx Analyse ist gut - als Augangspunkt für Verfeinerungen - aber eben nicht als eherne Tatsache, die das gesellschaftliche Leben bis in alle Ewigkeit umfassend beschreiben kann. Damit negiert man nämlich genau die gesellschaftliche Entwicklung mit der Marx Feuerbach kritisiert.
Ich halte es da lieber (sinngemäß) mit Protagoras: "Alles Sein ist Fluss, nur das Göttliche ist dem Wandel entückt". Und "das Göttliche" lassen wir hier mal lieber raus, denn das ist schon bei Marx ad absurdum geführt (siehe These #7).

Back to Topic.
Den Widerspruch, auf den der Themenersteller hinweist, gibt es kurz unter der Oberfläche der Diskussion nicht mehr, denn der entsteht nur durch unterschiedeliche Dekonstruktions- und Verteidigungsstrategien der jeweiligen Gegenseite - das ist reine Politik - da sollte man allgemein nicht mit soviel Logik rechnen ;), die ist für Politik nicht notwendig. Und da Widersprüche eben etwas logisches sind, lohnt es eigentlich nicht, auf diesem Gebiet von "Widersprüchen" zu sprechen. Denn dieser Widerspruch entsteht nur auf der Ebene der rücksichtslosen Instrumentalisierung zu politischen Zwecken.
Die einheitliche Logik auf der das fußt, gibt es erst sehr viel weiter innerhalb der jeweiligen Diskursposition. Da kommen plakative politische Äusserungen im allgemeinen nicht hin. Also erscheinen diese dann widersprüchlich, obwohl sie letztlich aus der gleichen Ecke kommen.
Wie @Onkelhitman es in seinem letzten Absatz schreibt, geht es beiden Seiten (Gender- und Homosexualitätstheorie) darum, dass die Menschen sich ihre Sexualidentitäten möglichst ohne externe Reglementierungen oder Anreizsysteme bilden können. Jede Art von Determinismus ist da dann eben zu bekämpfen, mit den entsprechenden Mitteln. Wenn es die Erziehung ist, dann kann man es nicht operativ entfernen, und wenn es die Gene sind, ist jede Umerziehungsmaßnahme von vornherein nutzlos. Es geht darum dass es letztlich egal ist, wie Sexualität zustandekommt, solange die Menschen bei ihrer Entscheidung nicht brutal in eine bestimmte Ecke geprügelt werden - egal mit welchem theoretischen Hintergrund das passiert. Gott hat das eben so eingerichtet/gewollt, ist da einfach genauso eine falsche Herangehensweise wie, "das machen die Gene", oder die Phantasterei über alternative Erziehungsmethoden, die man erstmal über Generationen etablieren müsste. Egal worum es dabei geht, die Entscheidung ist dem Individuum zu überlassen - und wenn dieses Individuum sich eben mit verschiedenen Ausprägungen lieber nicht beschäftigen möchte, dann ist auch das eine individuelle Entscheidung, die ich respektieren muss - ich kann das dann vielleicht "irgendwie schade" finden, aber respektieren muss ich es dennoch. Sonst kommt da am Ende noch homo- oder sonstwienormative Kacke bei raus. Das sieht dann vielleicht etwas anders aus (vielleicht wird das Kackbraun etwas Pink-stichig, oder bekommt Regenbogefacetten), aber stinken tuts genauso.
 
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