Ideologie in Videospielen

VsteckdoseV

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Ich wollte euch fragen ob ihr Videospiele kennt die in besonderem Maße Ideologie transportieren? Oder ein Spiel dass euch eventuell ideologisch "umerzogen" oder zum Nachdenken angeregt hat?

Ich denke dabei an Kriegsspiele, die zb. den Krieg verherrlichen oder an Sexismus, also dass Männer die Helden und Frauen die Bimbos sind?

Man könnte die Frage auch so formulieren: Reflektieren Videospiele die bestehende Gesellschaftsordnung und inwieweit zementieren/lockern sie bestehende Denkmuster/Diskurse?

Dass Spiele Kulturgut sind ist ja bereits weitestgehend anerkannt. Die Frage ist aber wie weit ihr Einfluss in die Gesellschaft reicht, evtl. sogar auch bis hin zu den Nicht-Spielern?

Welche Beispiel fallen euch dabei ein? Gibt es spezielle Szenen/Stellen in Spielen wo man solchen "Ideologietransport" deutlich sieht?
 
Mir fallen dabei besonders 2 Spiele ein.
Zum einen wäre das Call of Duty Black Ops (hoffentlich liege ich nicht falsch) die Neuschwabenland Mission und das neue Spiel Wolfenstein: The New Order.

An der CoD-Mission störte mich, dass ich auf Deutsche schießen muss. Das mag jetzt vielleicht absurd klingen "es ist ja nur ein Spiel", aber ich habe das Spiel an diesem Punkt abgebrochen.

Bei Wolfenstein das selbe, warum soll ich da auf Deutsche schießen? Nur weil irgendein Produzent die Deutschen mal wieder als "Haudrauf-Puppe" aus dem Schrank holt? Das finde ich alles andere als schön!

Letztlich geht es mir in beiden Fällen nicht primär um das "töten"/"erschießen" der fiktiven Menschen (sonst dürfte ich Spiele wie CoD garnicht erst kaufen), sondern um die Tatsache, dass man Deutsche immer wieder als Zielscheibe für alles Schlechte und Böse missbraucht.
Hier nehmen Spiele einen erheblichen Einfluss auf das politische Denken (meiner Meinung nach).
 
Zuletzt bearbeitet:
Definitiv "Spec Ops - The Line" - hier wurde sehr viel Wert auf inhaltliche Tiefe gelegt - am Ende wird dies dann auch nochmal verdeutlicht. Will nicht zu viel spoilern.
Finde dieses Spiel als wirkliche Bereicherung gegenüber den sonst eher inhaltlich flachen Shootern - die Auswirkungen vom eigenen Handeln werden hier wirklich nochmal sehr gut aufgezeigt.
 
Spiele, die indirekt politisch erziehen (bzw. Ideologien transportieren können), fallen mir spontan keine ein, aber das kann auch daran liegen, dass sie es bei mir (mMn) nicht geschafft haben, Einstellungen zu ändern - für mich sind und bleiben das Spiele.
Auch Abneigungen bezüglich irgendwelcher Eigenschaften der "Ziele" in Shootern konnte ich bisher nicht feststellen. Wenn in Spielen wie Wolfenstein zB. verlangt wird, auf Deutsche zu schießen, dann stört mich das nicht - ich schieße in einem solchen Fall dann nicht auf "meine Landsleute", nur auf Nazis (im Grunde könnten das wegen mir auch simple Polygone sein) - und damit habe ich keinerlei Probleme. Es entspricht neben dem Spielzielen auch meiner politischen Einstellung, und die hatte ich schon lange vorher.
Auf der anderen Seite kann man aber wohl auch fragen, ob ich mit dieser "scheißegal" Haltung nicht auch dazu beitrage, dass politisch eingefärbte Spiele weiterhin auf dem Markt sind, schließlich hält mich der Inhalt des Spiels nur recht selten vom Kauf ab - und damit verzichte ich auf das einzig probate Protestmittel gegen derlei Einflussnahme.
Auch meinetwegen wurden ein paar CoD - Teile zu Kassenschlagen, obwohl in diesen Spielen hauptsächlich ein äußerst fragwürdiger Ethos verbreitet findet, nach dem am westlich-amerikanischen Wesen, die Welt genesen WIRD - solange es nur gut genug ausgebildete und ausgerüstete Spezialeinheiten gibt, die gegen jeden "Feind" schnell und effizient weltweit eingesetzt werden können.
Natürlich stets nur zum Schutz der menschlichen Zivilisation (deren Prototyp auch nirgendwo anders zu sehen sein KANN, als innerhalb der NATO von 1980).

Zur "klassischen" Geschlechter-Rollen-Verteilung könnte man wohl ganze Kataloge schreiben - ich lasse das hier mal, denn diese Kritik bezieht sich lang nicht nur auf Videospiele - eher auf die gesamte "Kultur"-industrie.
 
Zuletzt bearbeitet:
gab da doch mal son ego-shooter der von der us-army rausgebracht wurde... denke da wurde bewusst darauf abgezielt, potentielle rekruten für die armee zu begeistern. ansonsten ist das wohl eher zufall.

An der CoD-Mission störte mich, dass ich auf Deutsche schießen muss.
bei anderen shootern sinds vietcong, muslemische terroristen oder russische soldaten. irgendwer muss halt der buhmann sein. da steckt aber keine erzieherische absicht der spielehersteller dahinter.
 
Lübke schrieb:
gab da doch mal son ego-shooter der von der us-army rausgebracht wurde... denke da wurde bewusst darauf abgezielt, potentielle rekruten für die armee zu begeistern. ansonsten ist das wohl eher zufall.

America's Army hiess das Game. Ursprünglich als Simulator für Rekruten entwickelt wurde daraus später ein Marketing- und Anwerbemittel.

http://de.wikipedia.org/wiki/America's_Army


Lübke schrieb:
bei anderen shootern sinds vietcong, muslemische terroristen oder russische soldaten. irgendwer muss halt der buhmann sein. da steckt aber keine erzieherische absicht der spielehersteller dahinter.

Warum "darf" ich dann nicht mal als Deutscher, Taliban oder Iraker auf Amerikaner oder Briten schiessen ? Alles Zufall ?
 
bei einigen spielen gehts, bei anderen ist halt nur eine spielbare rolle in einer story eingebettet und da kann man ja schlecht auf seiten der bots kämpfen...
und da die macher meist amerikanische firmen und/oder publisher sind, ist wohl selbstredend, dass die guten immer amerikaner sind.

und ja, genau das spiel hatte ich gemeint, thx :)
 
VsteckdoseV schrieb:
Ich denke dabei an Kriegsspiele, die zb. den Krieg verherrlichen oder an Sexismus, also dass Männer die Helden und Frauen die Bimbos sind?
Spiele, in denen so etwas wirklich ernst gemeint hat sind wohl sehr selten. Klar gibt es irgendwo ein paar demagogische Randerscheinungen, aber die hast du auch für Öko-Fanatiker, Religion,...
Wenn Krieg mal "verherrlicht" wird, dann in so überzeichneten Bildern, dass nur weltfremde Politiker den Kram wirklich ernst nehmen. Dasselbe gilt für die Bimbo-Problematik. Oder nimmt irgend einer von euch Duke Nukem ernst?

Selbst Alltags-Gewalt kann so stark überzeichnet sein, dass sich nur die fanatischen Sittenwächter daran stören... und oftmals gar nicht merken, dass sie damit genau das vom Spiel angeprangerte Klischee erfüllen. Ich sag nur Postal, die Sache mit dem Game-Studio...

_killy_ schrieb:
Definitiv "Spec Ops - The Line" - hier wurde sehr viel Wert auf inhaltliche Tiefe gelegt - am Ende wird dies dann auch nochmal verdeutlicht. Will nicht zu viel spoilern.
The Line ist eine (meiner Meinung nach sehr gelungene) Adaption von Heart of Darkness. Ja, hier wird eine ziemlich radikale Botschaft transportiert, aber dieselbe Botschaft haben bereits die Romanvorlage sowie vorherige Verfilmungen vermittelt. Wer von euch hat denn nie Apocalypse Now! gesehen?
So gesehen kaut das Spiel hier nur bestehende Themen zum 100sten Mal durch.

Da würde ich eher Anno 2070 noch anführen, hier wird wenigstens die Thematik der radikalisierten Ideologien aufgegriffen. Egal ob 100% Eco oder 100% Tycoon, beides geht vor den Baum. Nur im Verbund lassen sich wirklich große Siedlungen aufziehen.

Lübke schrieb:
gab da doch mal son ego-shooter der von der us-army rausgebracht wurde...
America's Army. Hier waren tatsächlich Rekrutierung und virtuelles Training Vater des Gedanken.
Ergänzung ()

Damocles' Sword schrieb:
Warum "darf" ich dann nicht mal als Deutscher, Taliban oder Iraker auf Amerikaner oder Briten schiessen ? Alles Zufall ?
BF Vietnam... Als Vietcong blöde Amis in Pfahl-Fallen laufen lassen ist toll. Ich hab viel lieber VC als Ami gespielt
 
Warum "darf" ich dann nicht mal als Deutscher, Taliban oder Iraker auf Amerikaner oder Briten schiessen ? Alles Zufall ?

Ein WWII Scharfschützenspiel (Sniper challenge oder so?!). Da ist man deutscher Scharfschütze.

Alle Counterstrikes: einfach GSG-9 auswählen.

Enemy Territory doch auch mWn.

Oder Wings of Prey und so.

Es gibt zig Beispiele wo das der Fall ist...
 
Zuletzt bearbeitet:
Sind das alles SinglePlayer-Spiele wo ich in der Kampagne Amis metzeln darf ? Ernsthaft ? Die Counterstrikes haben eine Kampagne ?

Versus-Modi im Multiplayer sind uninteressant was das Thema Ideologie angeht. Und darum geht es ja hier.
 
Es gibt auch Videospiele, in denen man als Taliban auf Amerikaner-Jagd gehen muss - allerdings sind das Spiele, die in z.B. Arabien entwickelt und vermarktet werden. Hier bekommt man sowas allenfalls über "dunkle Kanäle".

Man sollte nicht den Markt vergessen, den man als Deutscher (oder Mitteleuropäer) im Blick haben kann. Der Kunde in DE z.B. ist wohl mehrheitlich christlich sozialisiert (mehr oder weniger ausgeprägt), und ist die letzten 50 Jahre einer recht eingefärbten prowestlichen Propaganda ausgesetzt.
Wenn man auf diesem Markt einen Titel plazieren möchte (und keinen "Flop" ), so wird man als Helden nicht gerade die Partei wählen, die dem Kunden beinahe "traditionell" als Feindbild angeboten wurde (Russen, Chinesen oder Taliban bspw.).
Da müssen es eben die "Standard-Bösen" sein, denen man im Namen der "Standard-Guten" auf die Mappe geben muss.

Spieleschmieden wollen selten erziehen, selbst wenn politische Ziele verfolgt werden, so geschieht das vor allem im Hinblick auf Absatz- und Profitchancen. Es ist geradezu natürlich für ein "Wirtschaftsunternehmen" ein Produkt so zu gestalten, dass es möglichst breit angenommen wird - auf das bisschen arabische Welt (als Beispiel) kann EA in der Quartalsabrechnung locker verzichten, wenn das Spiel dafür in USA und der EU bombig einschlägt. Und deswegen spielt man in ihren Spielen nicht den Terroristen, sondern einen "regulären" Soldaten - der nur tötet, wenn sein Gegner oder die Situation ihn dazu "zwingt".
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Wenn man auf diesem Markt einen Titel plazieren möchte (und keinen "Flop" ), so wird man als Helden nicht gerade die Partei wählen, die dem Kunden beinahe "traditionell" als Feindbild angeboten wurde (Russen, Chinesen oder Taliban bspw.).
Und wie passt Company of Heroes 2 in dein Bild? Die Russen mit ihrer brutalen Taktik des "wer sich zurückzieht wird erschossen" sind alles andere als sympatisch...
Oder ist es in Ordnung als Russe so zu agieren, solange man nebenher "Nazis" erschießt?
 
Mir fielen nur wenige Spiele ein, die nicht Ideologieträger sind. Was man dann hier wohl auseinanderhalten müsste, sind Ideologien, die bewusst durch die Produzenten genutzt werden und solche, die immanenter und notwendiger Bestandteil eines jeden kulturindustriellen Produktes sind.

Ich finde jene Spiele, in denen die Deutschen auf die Mütze bekommen, noch am sympathischten - ansonsten bin ich da recht indifferent. Das würde mir - analog zum z.B. Gemotze über die Praktiken von Spielefirma/-publisher XY - ja den Spielspass versauen.
 
http://en.wikipedia.org/wiki/Spec_Ops:_The_Line

Das ist das krasseste Beispiel dafür das ich kenne. Das ist wie ein sehr böser Anti-Kriegsfilm. Also das kostet nicht mehr viel, dauert auch nicht besonders lange es zu spielen. Aber lohnt sich.
 
Mir ist noch ein weiteres Spiel eingefallen: Homefront.

Kurzer Überblick:
In dem Spiel wird Amerika von Korea angegriffen und eingenommen.
Auch hier wird wieder ein klares Bild vermittelt, der böse "Chinese" bzw. Nordkoreaner greift das arme (unschuldige) Land USA an. Der Protagonist (Amerikaner) muss sich zusammen mit einer Gruppe gegen die neuen Besatzer einsetzen, um sein Land zuretten.
Auch hier bekommt der Spieler Gräueltaten präsentiert, die auch die Schattenseiten eines Krieges zeigen.

Auf der einen Seite finde ich es gut, dass bei dem Spiel die negativen Seiten nicht vergessen wurden (Massengräber, eigene Fehler, etc.). Zudem wird auch klar gezeigt, niemand ist unbesiegbar und auch Amerika kann zu einem leichten Ziel werden.
Die andere Seite der Medaille ist allerdings, wieder wird ein klaren Bild geschaffen was der Mainstream-Propaganda gerecht werden soll: Guter Amerikaner - Böser (Nord-)Koreaner (oder Chinese, je nach dem wie genau man es nehmen möchte, passen würde beides).

Man bekommt in dem Spiel nur die Möglichkeit US-Sympathisant zu sein.
Von Anfang an, wäre ich lieber Koreaner gewesen und hätte Amerika eingenommen.
So war es nur das inhaltliche 0815-Standardprogramm.

EDIT:
Abe81 schrieb:
Ich finde jene Spiele, in denen die Deutschen auf die Mütze bekommen, noch am sympathischten - ansonsten bin ich da recht indifferent.
Daraus verstehe ich, solange Deutsche das Ziel sind, ist alles in Ordnung, ansonsten scheinst du allen gegenüber neutral gestimmt zu sein... ahja
 
Zuletzt bearbeitet:
Abe81 schrieb:
Ich finde jene Spiele, in denen die Deutschen auf die Mütze bekommen, noch am sympathischten - ansonsten bin ich da recht indifferent.
Ausgehend von deinem Avatar wäre dein Lieblingsspiel wohl der Palästina-Siedlungssimulator...
Oh halt... so etwas darf man ja nicht sagen.
 
Gibt es eigentlich Videospiele, die keine Ideologie verkaufen wollen?

Abgesehen von Fun, Sport und Puzzlespielen etc., also vor allem Rollenspiele, Shooter und Strategiespiele.
 
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