Zu Xfce: Ein reines Xfce ist tatsächlich recht schlicht, was Eyecandy angeht. Da bieten Gnome und vor allem KDE wesentlich mehr. Wenn man sein Xfce aber mit Compiz aufpeppt, dann ist natürlich wesentlich mehr Eyecandy drin als bei Gnome und höchstwahrscheinlich auch mehr als bei KDE. Der Vorteil des geringen Ressorcenverbrauchs geht so natürlich verloren, wobei Xfce+Compiz mit 1GB RAM und einem Pentium M von 2004 ganz gut klarkommen, auf schwächerer Hardware konnte ich nicht testen. Die Größe der Ränder ist übrigens ganz vom verwendeten Xfwm-Theme (bzw Emerald-Theme im Falle von Compiz) abhängig, im Moment sind leider die randlosen Themes in, wo das Resizen tatsächlich zum Problem wird. Thunar hat das Feeling von Nautilus 2, Funktionen aus Nautilus vermisse eigentlich keine. Schön ist die Navigation mit Maus-Gesten via Druck auf die Mitteltaste, weiß nicht, ob Nautilus das auch kann. Plugins für Dropbox- und Owncloud-Integration existieren.
Zu Gnome: Ich glaube, was mich am meisten gestört hat, sind die langen Mauswege bei Benutzung der Dash mit der Maus. Möchte ich ein Programm starten oder zu einem anderen Fenster wechseln, muss ich erst mit der Maus in die linke obere Ecke fahren und dann wieder runter zur Fensterauswahl bzw. zum Starter-Dock. Ich versuche mal drei Anwendungsfälle - Öffnen einer häufig benutzten Anwendung, Öffnen einer selten benutzten Anwendung, Fensterwechsel - unter den drei Kombinationen Gnome, Xfce, Xfce+Compiz+Cairo-Dock miteinander zu vergleichen und zwar bei der Benutzung von Maus, Tastatur und Maus+Tastatur.
Reine Tastatur-Bedienung:
Öffnen einer häufig benutzten Anwendung:
- Gnome: Super-Taste drücken, Dash öffnet sich, tippen des Anwendungsnamen, bestätigen
- Xfce: Super-Taste drücken, Whisker-Menü öffnet sich, tippen des Anwendungsnamen, bestätigen
- Xfce+Compiz+Cairo: wie oben
Öffnen einer selten benutzten Anwendung: wie oben.
Fensterwechsel: Alt-Tab bei allen Kandidaten.
Fensterwechsel bei sehr vielen Fenstern: Alt-Tab bei allen Kandidaten.
Fazit: Bei reiner Tastaturbedienung klares Unentschieden in allen Testfällen.
Reine Maus-Bedienung:
Öffnen einer häufig benutzten Anwendung:
- Gnome: Maus in die Ecke links oben führen, mit der Maus die Anwendung im Dock links anklicken
- Xfce: Maus nach unten führen, mit der Maus die Anwendung im Starter-Panel anklicken
- Xfce+Compiz+Cairo: Maus nach unten führen, mit der Maus die Anwendung im Cairo-Dock anklicken
Fazit: Xfce gewinnt, da der Mausweg kürzer ist.
Öffnen einer selten benutzten Anwendung:
- Gnome: Maus in die Ecke links oben führen, mit der Maus die "Anwendungen anzeigen"-Schaltfläche ganz unten im Dock anklicken, die Anwendung aus einer ungefilterten Liste auswählen
- Xfce: Maus in die Ecke links oben führen, mit der Maus die richtige Kategorie wählen, die Anwendung aus einer gefilterten Liste auswählen
- Xfce+Compiz+Cairo: Wie oben
Fazit: Xfce gewinnt deutlich, einerseits wegen dem wesentlich kürzeren Mausweg, andererseits wegen der Möglichkeit die installierten Anwendungen zu filtern (warum zum Teufel ist das unter Gnome nicht mehr möglich?)
Fensterwechsel:
- Gnome: Maus in die Ecke links oben führen, mit der Maus das benötigte Fenster in der Fensterauswahl anklicken
- Xfce: Maus nach oben führen und mit der Maus den Eintrag des benötigten Fensters im Panel anklicken
- Xfce+Compiz+Cairo: Maus nach unten führen und mit der Maus das Icon des benötigten Fenstern im Dock anklicken
Fazit: Xfce gewinnt wiederum wegen dem kürzeren Mausweg
Fensterwechsel bei sehr vielen Fenstern:
- Gnome: Maus in die Ecke links oben führen, mit der Maus das benötigte Fenster in der Fensterauswahl anklicken
- Xfce: Maus nach oben führen und mit der Maus den Eintrag des benötigten Fensters im Panel anklicken
- Xfce+Compiz+Cairo: Maus in die Ecke rechts oben führen, mit der Maus das benötigte Fenster in der Fensterauswahl anklicken
Fazit: Gnome und Xfce+Compiz+Cairo gewinnen wegen der besseren Übersichtlichkeit
Großes Fazit: Gnome ist bei reiner Mausbedienung schlechter zu bedienen.
Maus+Tastatur:
Es ändert sich eigentlich nicht so viel. Entweder, man benutzt die reine Tastaturbedienung, dann gibt es wieder ein Unentschieden. Oder man benutzt die Mausbedienung mit Tastatureinlagen. Dann lässt sich sowohl die Dash in Gnome als auch das Whisker-Menü in Xfce mit der Super-Taste öffnen statt mit der Maus. Der Mauswegunterschied zwischen Gnome und Xfce wird so wesentlich kleiner.
Insgesamt sehe ich also in meinem "Weltbild" keinen Vorteil von Gnome gegenüber Xfce. Gibt es bei Gnome vielleicht irgendein cooles Feature, das ich übersehe, wo ihr sagen würdet: Wow, das ist super, das hat sonst kein anderer Desktop und das möchte ich nicht mehr missen?