Inkasso-Abzocke?

Dionysos808 · 20. Oktober 2011

Hallo Leute,

folgendes Problem:
Mein Bruder hat einen Brief vom Bayerischen Inkasso Dienst (BID) erhalten, in dem von ihm 102,39 Euro gefordert werden. Die Hauptforderung beträgt 30 Euro und kommt von 1&1 Mail & Media GmbH.

Die Forderung setzt sich folgendermaßen zusammen:
Hauptforderung 30 Euro
5,00 Prozentpunkte über Basiszins bis heute 0,39 Euro
Mahnspesen des Gläubigers + evtl. Bankrücklastkosten 15 Euro
Gebühren und Auslagen 45 Euro
Ermittlungs- und Auskunftskosten 12 Euro

Sie betrifft offensichtlich ein Mailkonto (ehemals WEB.DE GmbH) meines Bruders, in das er sich schon ewig und drei Tage (er meint, ein knappes halbes Jahr) nicht eingeloggt hatte, und in das er sich nun aufgrund der Forderung auch nicht mehr einloggen kann.
Er ist besonnen, was den Umgang mit dem Internet angeht und klickt nicht einfach diese Lockangebote, die einem dann ein kostenpflichtiges Konto aufdrücken.

Besonders ärgerlich: Der Brief wurde noch nicht einmal an seine Adresse gesendet, sondern an die unseres Vaters! Obwohl er schon seit über zwei Jahren an anderer Adresse gemeldet ist! Dafür dann 12 Euro... ein Witz!

Der Brief wurde am 12.10.2011 verfasst, die Forderung soll bis zum 25.10.2011 beglichen sein.

Im Netz finden sich einige negativen Erfahrungen dieser Art. Auch der Verbraucherschutz wurde schon aufmerksam. Ich halte es für eine Abzocke.

Wie soll sich mein Bruder nun verhalten?

Vielen Dank für eure Hilfe!

Hellbend · 20. Oktober 2011

Garnicht!
Solange die Forderung nicht direkt an Ihn und seine derzeitige gemeldete Adresse gegangen ist - ignorieren.
Sollte dies irgendwann mal der Fall sein, abwarten bis ein Mahnverfahren ansteht, dem man dann allerdings mit Rechtsbeistand etc. widersprechen sollte.
Bis dahin können die sich mal gediegen einen Schicken und Schreiben das es brummt.

Wenn ihm das zu windig ist, soll er sich einfach an den Verbrauchserschutz wenden.

Aber wie gesagt - solange dein Bruder nicht expliziet unter seiner polizeilich gemeldeten Adresse angeschrieben wird - ignorieren.

G.Threepwood · 20. Oktober 2011

Hm... wenn er einen Club-Account bei web.de hat (der kostet ja9 dann wird er den wohl auch bezahlen müssen. Oder für was soll er den überhaupt bezahlen?

Ob dann die Inkasso-Geschichte also die Gebühren wucher sind, steht noch auf einem anderen Blatt. Erstmal gilt es zu klären ob die ursprüngliche Forderung rechtens ist, oder nicht.

GreyhoundHH · 20. Oktober 2011

So läufts be web.de, hatte ich leider (wenn auch ohne Inkasso) auch mal.

Angeblich hat man da beim Login über das Webinterface irgendwas bestätigt von wegen web.de Club udn damit bestellt. Dies sollte laut Service-Hotline aus "Minumum drei Bestätigungs-Klicks" bestanden haben. Ist klar...

Die ersten Rechnungen kommen dann per Mail an dieses Konto, erst die erste Mahnung wird per Post an die registrierte Adresse verschickt. Dein Bruder wird zum Zeitpunkt der Kontoerstellung noch daheim gewohnt und daher diese Adersse angegeben haben.

Mein Fazit nach Mailverkehr und Telefonaten mit der Hotline. Ärgern zwecklos: Sofort schriftlich kündigen und sich die Kündigung schriftlich bestätigen lassen, dann die noch fälligen Rechnungen begleichen und gedanklich abhaken.

Bucklava · 20. Oktober 2011

So würd ich auch vorgehen, erstmal ignorieren bis ein Mahnbescheid kommt, dem dann innerhalb der Frist widersprechen und damit hat sich das Thema meistens erledigt, was ich schon für Drohungen und Zahlungsuafforderungen erhalten habe, weil ich angeblich auf einer Internetseite ein Abo abgeschlossen hätte, ich wäre um 1000 EUR ärmer wenn ich das alles geglaubt und bezahlt hätte....nie wieder was gehört von den Betrügern !

Marv82 · 20. Oktober 2011

Wenn die Forderung berechtigt ist, weil er sich bei einem kostenpflichtigen Mail-Dienst angemeldet hat, und diesen nicht ordnungsgemäß wieder gekündigt hat, dann sollte er die Rechnung begleichen. 100 Euro sind da ja noch ein Sonderpreis.

Wenn er sicher ist, dass diese Forderung unbegründet ist, und er es auf eine Konfrontation anlegen will: Ein Brief kommt niemals an, immer nur auf Einschreiben reagieren. Falsch geschriebene Namen oder falsche Adressen ... kommt nicht an.

Es ist immer die Frage, wie weit man bereit ist sich Ärger einzuhandeln, wegen läppischer 100Euro.

|SoulReaver| · 20. Oktober 2011

garnicht lange fackeln rechtsschutz in anspruch nehmen und sich beraten lassen. auf gar keinen fall würde ich zahlen.

BlubbsDE · 20. Oktober 2011

Hallo,

das ist sehr ärgerlich. Aber leider keine Abzocke. Es ist eben heute Gang und Gebe, dass sich Gläubiger nicht direkt mit dem Schuldner auseinander setzen wollen. Sie wollen sich den Ärger ersparen und beauftragen ein Inkassobüro. Das ist deren Recht und Du bzw. Dein Bruder wird die Rechnung begleichen müssen.

Entstanden ist dies ja durch eine scheinbar korrekte Forderung seitens 1und1 bzw. web.de. Oder hat Dein Bruder keinen *Pofilmail Account* bei denen gebucht? Dann sähe es natürlich anders aus. Ansonsten müsste Ihr in den sauren Apfel beißen.

Grüße,

Blubbs

Dionysos808 · 20. Oktober 2011

Ach ja, das hatte ich ja ganz vergessen zu erwähnen:

Es kam nie eine Mahnung, weder an die Adresse meines Vaters, noch an die meines Bruders.

Und er hat auch nie einen kostenpflichtigen Account gebucht, auch nicht aus Versehen - das glaube ich ihm, ich kenne seinen Umgang mit dem Internet.

Kowar · 20. Oktober 2011

Wenn ich mich recht entsinne kann bei der ersten Mahnung (Zahlungserinnerung) nur der Staat Mahngebühren verlangen, also unseriöse Abzocke meiner Meinung nach.

Bei sowas am besten nicht reagieren, die stürzen sich auf die Leute die sich melden und damit auseinandersetzen wollen.

TBMule · 20. Oktober 2011

Die einfachste Lösung ist erstmal den Bruder fragen ob er überhaupt Zahlungsaufforderungen bekommen hat. Denn diese gehen einer Inkassoforderung voraus.
Falls ja prüfen ob ein ordnungsmäßer Vertrag zustande gekommen ist ansonsten Schreiben an 1&1 das kein Vertrag besteht und die Zahlungen nicht erfolgen werden.
Aber nicht ignorieren sonst wirds wirklich teuer falls die Forderung berechtigt ist.

Abe81 · 20. Oktober 2011

Die hier gegebenen Hilfen strotzen nicht gerade vor Expertise.

Inkasso-Unternehmen verdienen ihr Geld damit, Schulden an sich abtreten zu lassen. Die Gläubiger bekommen sofort ihre Schulden beglichen, das Inkasso-Unternehmen verdient durch die dreisten Aufschläge.

Ignorieren wäre da das dümmste aller Vorgehen. Du musst ja noch nicht auf das Schreiben reagieren, aber zumindest die Rechtsberatung des Verbraucherschutzes oder einer anderen Organisation, die sowas anbieten, solltest du konsultieren - und dich nicht auf halbgare Tips aus einem Computerforum verlassen.

Die Forderungen der Inkassos, so dreist sie auch sein mögen, sind zumeist legitim, die Frage ist eben, ob die ursprüngliche Forderung von der 1&1 Mail & Media GmbH legitim ist... das gilt es herauszufinden.

Hellbend · 20. Oktober 2011

Wer von jemanden Geld haben möchte, berechtigt oder unberechtigt, der schickt seine Forderung an die Adresse, die er über kostenpflichtige Recherche Einwohnermeldeamt bekommen hat.
Davon Abgesehen - Inkasso-Unternehmen - brauchen die nicht um tätig zu werden einen Titel bzw hätte der Schuldner da nicht das Mahnverfahren fristlos verstreichen lassen müssen und kann der Gläubiger das nachweisen?!
Das riecht so nach Abzocke, schlimmer gehts nimmer.

Abe81 schrieb:
Du musst ja noch nicht auf das Schreiben reagieren...

Wie bitte soll er das denn auch, wenn das Schreiben ihn ja garnicht erreicht hat.
Wenn ich das richtig sehe ist er doch bei seinem Vater garnicht mehr gemeldet, seit 2 Jahren oder so.

Dionysos808 · 20. Oktober 2011

Ich weiß, dass die Einzelposten, wenn auch dreist, legitim sind, sofern die Forderung tatsächlich berechtigt ist - wobei man sich in diesem Fall wohl über die Ermittlungs- und Auskunftskosten streiten kann.

Mit dem Verbraucherschutz hat er schon einen Termin.

eddiexy · 20. Oktober 2011

Ich würde bezahlen.100€ sinds nicht Wert sich da auf was einzulassen.am Ende hast nen Schufa Eintrag!
Aber danke für die Info, mein Web Account wird gekündigt und ich Steig komplett auf gmail um.

Abe81 · 20. Oktober 2011

Hellbend schrieb:
Wie bitte soll er das denn auch, wenn das Schreiben ihn ja garnicht erreicht hat.
Wenn ich das richtig sehe ist er doch bei seinem Vater garnicht mehr gemeldet, seit 2 Jahren oder so.

Ja, das könnte natürlich ein 'Schlupfloch' sein, wenn z.B. der Vater das Inkassounternehmen darüber informiert, daß die adressierte Person dort nicht mehr wohnhaft ist.... aber auch das gilt es mit einer Rechtsberatung zu klären - durch eine falsche Zusendung verschwinden ja die Ansprüche nicht einfach im Nichts.

overdriver · 20. Oktober 2011

Ist es nicht so das man das E Mail Konto sogar prüfen muss. Wenn das so ist und Rechnungen an dieser E Mail gesand wurden aber die Rechnung nicht beglichen wurde so hat dein Bruder leider pech.

Hellbend · 20. Oktober 2011

Ist müßig darüber zu diskutieren.
Der Termin beim Verbraucherschutz sollte Aufklärung bringen.

Trotzdem macht speziell das Ding mit der Adresse so den Anschein, als hätte jemand diesen alten Kundenbestand mit Daten und Adressen erkoren, um bei diesem Bestand jetzt Gebühren geltend zu machen, die nie existiert haben.
Briefbögen etc kann man heute soweit trauen wie man spucken kann.

Schaut mal hier
oder hier

smoke-air · 20. Oktober 2011

Abe81 schrieb:
Die hier gegebenen Hilfen strotzen nicht gerade vor Expertise

Sehe ich auch so, ne Menge Hobbyjuristen unterwegs.

@TE: Vergiss bitte diesen Thread. Genauso Google. Kann manchmal ganz hilfreich sein (Wie ist das Wetter morgen?), aber hier wird's ernst. Ich persönlich würde entweder einen Anwalt oder den Verbraucherschutz konsultieren, oder eben das Inkassounternehmen bzw. 1&1 direkt.

Wichtig für mich wäre:

Sind die Forderungen berechtigt?
Welche Pflichten/Rechte habe ich in dieser Angelegenheit?

Das wird dir hier keiner sagen (können).

Und bevor ihr euch groß Arbeit macht, sollte man über den Ausgleich der Rechnung nachdenken. Die 1&1 Mail & Media GmbH mag nicht immer die seriösesten Vorgehensweisen haben (Lockangebote beim Einloggen ins Postfach), aber Abzocke assoziiere ich mit diesem Unternehmen nicht.

Viel Erfolg!

Dionysos808 · 20. Oktober 2011

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass mein Bruder von 1&1 einen Beweis für den Vertragsabschluss fordern wird. Und zwar per Einschreiben mit Rückschein. Ich bezweifele aber, dass dieser Beweis erbracht wird.

Eine Mahnung ist nie angekommen.

Was ich außerdem frech finde, sind die Ermittlungs- und Auskunftskosten, da ganz offensichtlich niemals das Einwohnermeldeamt befragt wurde. Ich empfinde dies als betrügerisch.

Nicht uninteressant: http://www.verbraucherschutz.tv/2011/04/13/web-de-mahnung-wegen-web-de-clubvertrag

Ich halte euch auf dem Laufenden und werde jedem raten, einen großen Bogen um web.de und 1&1 zu machen. Danke schon einmal!

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