Anonymous „leakt“ Dokumente zur Kunduz-Affäre

Jirko Alex
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Das Hackerkollektiv Anonymous rühmt sich seit einigen Stunden mit der Veröffentlichung angeblich geheimer Dokumente zur Kunduz-Affäre. Diese habe man bei einem Streifzug auf dem Bundestags-Server entdeckt, heißt es. Dabei sind die Papiere seit langem frei zugänglich – die Hacker sehen das aber anders.

Die Aufregung war groß – zu groß vermutlich. Anonymous verkündete jüngst, mehrere Dutzend Dokumente zur Kunduz-Affäre erbeutet zu haben, darunter auch als vertraulich deklarierte Unterlagen. Die ergatterten PDF-Dateien sind authentisch, wie kurz darauf fest stand, und sollen mit simpelsten Mitteln von den Bundestags-Servern heruntergeladen worden sein. Das Hackerkollektiv protzt seitdem mit Tipps für die Bundestags-Administration und weist auf offensichtliche Sicherheitslücken bei der Konfiguration der Zugriffsrechte hin.

Allerdings: Mittlerweile scheint festzustehen, dass die veröffentlichten Dokumente allesamt schon seit einigen Monaten öffentlich zugänglich sind. So sind die Kunduz-Unterlagen Teil der Dokumentensammlung, die in der Drucksache „17/7400“ (PDF) ab Seite 460 verlinkt wird. Darunter fallen auch die ehemals als „geheim“ oder „nur für den Dienstgebrauch“ markierte Dokumente. Nach Aussage der Pressestelle des Bundestages handelt es sich um geprüfte und teilweise geschwärzte Dokumente, die bewusst veröffentlicht wurden.

Anonymous beharrt in einer neuen Stellungnahme allerdings darauf, einen Fehler in der Konfiguration der Bundestags-Server entdeckt zu haben. Der Veröffentlichung der Dokumente widerspricht Anonymous insofern, als dass diese nach Meinung des Kollektivs noch nicht in einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden – eine Argumentation, die allerdings nur oberflächlich kaschieren kann, dass man sich mit der neuesten „Hacker“-Errungenschaft wohl etwas verhoben hat. Außerdem weist man die Bundestags-Administratoren auf Sicherheitslücken im Suchalgorithmus und Verbesserungspotenzial bei der Zugriffsberechtigung hin.