Über 4 Milliarden geschriebene WhatsApp-Nachrichten pro Tag

Michael Schäfer
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In den vergangenen Jahren wurde die Art der Kommunikation mit SMS-Nachrichten zu einer lukrativen Einnahmequelle der Mobilfunkanbieter – bis die Internetflatrates kamen, und mit ihnen auch Dienste wie WhatsApp. Mittlerweile werden über 4 Milliarden Nachrichten über genau diesen Dienst versendet – pro Tag!

Als am 3. Dezember 1992 im britischen Vodafone-Netz die erste SMS mit dem Inhalt „Merry Christmas“ versendet wurde, konnte sich sicherlich keiner der Beteiligten vorstellen, welchen Platz Kurznachrichten irgendwann einmal in unserer Gesellschaft einnehmen würden. Obwohl im GSM-Standard verankert, wurde dem Dienst keine große Zukunft vorausgesagt, zu gering sei der Mehrwert für den Kunden. Wenn man sich an die ersten Gehversuche mit den damaligen Pagern zurückerinnert, könnte man diesem Argument durchaus zustimmen, denn deren Handhabung erwies sich als recht umständlich. Der Siegeszug der SMS setzte erst ein, als man diese einfach per Mobiltelefon versenden konnte. Dazu kam, dass E-Plus anfangs das Versenden von Kurznachrichten unentgeltlich erlaubte. Spätestens hier war der Siegeszug der SMS nicht mehr aufzuhalten. So wurde aus einem Abfallprodukt des GSM-Standards eine der wichtigsten Einnahmequellen der Mobilfunkanbieter.

Mittlerweile verschicken z.B. in den USA Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren durchschnittlich 60 SMS-Nachrichten pro Tag. In Deutschland wurden dagegen 2011 noch im Durchschnitt insgesamt 117 Millionen SMS-Nachrichten pro Tag verschickt.

Doch so langsam neigt sich die SMS-Ära dem Ende entgegen. Der Grund liegt in den immer günstiger werdenden Internetflatrates und den damit verbundenen Möglichkeiten, online Nachrichten zu versenden.

Ganz oben an der Spitze solcher Dienste steht unangefochten WhatsApp, welcher nahezu für jede Plattform zu haben ist und mit dem es zudem möglich ist, auch Bilder, Videos oder Audiodateien zu verschicken. Diese kann man zwar schon seit einiger Zeit auch mit dem SMS-Nachfolgedienst MMS versenden, aber zu einem umgerechnet deutlich höheren Preis. Auch konnte der Nachfolger in Sachen Bedienungsfreundlichkeit WhatsApp nie das Wasser reichen und hat sich, auch aufgrund der Preispolitik der Anbieter, nie wirklich durchsetzen können.

Jetzt wurde, wie das Unternehmen WhatsApp via Twitter mitteilte, zum ersten Mal die Marke von 10 Milliarden verarbeiteten WhatsApp-Nachrichten pro Tag überschritten. Dabei sind vier Milliarden Nachrichten auf den Servern des Unternehmens eingegangen (von Nutzern getippt worden) und sechs Milliarden Nachrichten an Benutzer versendet worden (im Schnitt erreicht eine versendete Nachricht demnach 1,5 Empfänger). Es ist zudem davon auszugehen, dass mit den momentan sinkenden Geräte- und Flatratepreisen diese Zahlen eher steigen als sinken dürften.

Anhand dieser Zahlen ist der Versuch der Mobilfunkanbieter, mit Joyn einen Nachfolger im Kurznachrichten-Bereich zu etablieren, schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. Gerade weil man davon ausgehen kann, dass die Nachrichten eher teurer als günstiger zu den schon vorhandenen SMS/MMS-Systemen werden dürften.