Wird Thunderbolt 2013 aus der Nische kommen?

Ferdinand Thommes
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Seit Intel im Februar 2009 das damals noch als Light Peak bezeichnete Thunderbolt vorstellte und 2011 Apple als ersten OEM gewinnen konnte, fristet die Schnittstelle ein Nischendasein. Die Gründe dafür liegen großenteils bei Intel und Mitentwickler Apple.

Thunderbolt war bis ins Jahr 2012 fast ausschließlich in Apples MacBook-Pro-Reihe vertreten, bis Mitte 2012 erste Windows-Notebooks mit der Schnittstelle für den schnellen Transfer von großen Datenmengen auf dem Markt erschienen. Geräte für die Schnittstelle, die auf existierende Protokolle wie DisplayPort und PCI-Express aufsetzt, waren oft für den professionellen Markt bestimmt und zu teuer, um im Massenmarkt zu bestehen. Auch die nötigen Kabel und anderes Zubehör liegen auf einem hohen Preisniveau. Bisher hat sich daran nicht viel geändert und so waren Ende 2012 gerade einmal 110 von rund 4.100 Notebook-Modellen mit der schnellen Schnittstelle ausgestattet. Von diesen 110 Notebooks trugen 97 einen Apfel als Logo auf der Front.

Mittlerweile verbreitert sich das Angebot. So hat seit Kurzem beispielsweise Gigabyte Mainboards mit gleich zwei Thunderbolt-Ports im Angebot, die einen Betrieb von vier Monitoren gleichzeitig ermöglichen. Corning, bekannt als Hersteller von Gorilla Glass, hat auf der kürzlich zu Ende gegangenen CES in Las Vegas optische Thunderbolt-Kabel gezeigt, die bei zehn Gigabit pro Sekunde und Kanal Längen von bis zu 30 Metern überbrücken können. Damit ist Corning der zweite zertifizierte Anbieter von optischen Thunderbolt-Verbindern. Lacie stellte auf der CES die „5big Thunderbolt Series“ vor, die die Kollegen vor Ort in Augenschein nahmen. In einem Alu-Gehäuse können bis zu fünf 3,5-Zoll-Festplatten untergebracht und in verschiedenen RAID-Modi betrieben werden.

Intel hegt die Hoffnung, 2013 werde Thunderbolt zu einer breiteren Präsenz im Markt finden und vertrat diese Ansicht auch auf der CES. Dazu braucht es aber weit mehr Auswahl an Geräten von mehr Herstellern, um eine Konkurrenzsituation zu schaffen, die die Preise in den Bereich der Massenverträglichkeit bringt. Mit der zweiten Generation der Thunderbolt-Controller-Chips, die 2012 veröffentlicht wurde, können entsprechende Geräte und Kabel nun günstiger produziert werden. Intel musste sich seit Längerem harsche Kritik an seiner Lizenzierungs- und Zertifizierungspolitik gefallen lassen. Potenzielle Hersteller von Thunderbolt-Hardware und Peripherie beklagen, Intel sei nicht nur sehr langsam bei der Zertifizierung sondern auch übermäßig wählerisch bei der Auswahl der Hardware-Partner. Hier hat Intel auf der CES Besserung gelobt, wie Ars Technica im Interview erfuhr. Intel nahm diese Kritik – bisher hatte man sie immer von sich gewiesen – an, suchte Erklärungen für Versäumnisse und erklärte, 2013 mehr Ressourcen für eine schnellere Lizenzierung bereitzustellen.

Damit ist Intel gut beraten, denn ebenfalls auf der CES kündigte die USB 3.0 Promoter Group an, USB 3.0, das bisher nominell etwa halb so schnell wie Thunderbolt war, auf bis zu zehn Gigabit pro Sekunde als maximale Geschwindigkeit zu erweitern. Mit dieser Verdoppelung der aktuellen Bandbreite würde USB 3.0 zur derzeit bei Thunderbolt verfügbaren Geschwindigkeit von rund zehn Gigabit pro Sekunde aufschließen. Erste Geräte, die den neuen schnelleren USB-3.0-Standard unterstützen, werden für Ende 2014 erwartet. Spätestens dann könnte es Thunderbolt sehr schwer haben, da Hardware und Zubehör für USB 3.0 längst im Massenmarkt zu erschwinglichen Preisen angekommen sind und zudem eine Abwärtskompatibilität bieten.