Ubuntu 13.10 erscheint ohne den Display-Server Mir

Ferdinand Thommes
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Wenn am 17. Oktober Ubuntu 13.10 „Saucy Salamander“ veröffentlicht wird, so geschieht das für die Desktop-Variante ohne den umstrittenen Display-Server Mir, den Canonical seit Jahresbeginn entwickeln ließ. Dieser wird vorerst lediglich in Ubuntu Touch Anwendung finden.

Ubuntu 13.10 sollte mit Mir als Standard-Display-Server zusammen mit XMir und Unity 7 veröffentlicht werden. Dabei sollte XMir als Zwischenschicht für Grafiktreiber dienen, die mit Mir noch nicht umgehen können.

Oliver Ries von Canonical musste nun schwerwiegende technische Probleme mit XMir einräumen, die die Verwendung von Mir und XMir als Standard in Ubuntu 13.10 unmöglich machen. Die meisten Probleme liegen in der XMir-Abteilung, wenn es um das Ansteuern mehrerer Monitore geht. Beide Komponenten, Mir und XMir stehen im Ubuntu-Archiv zum Testen zur Verfügung, Ubuntu 13.10 wird jedoch mit dem herkömmlichen X.org-Server veröffentlicht. Damit hat Canonical sein Haupt-Entwicklungsziel für „Saucy Salamander“ nicht erreichen können. Ubuntu 14.04, Canonicals nächste LTS-Version von Ubuntu, die im April 2014 zur Veröffentlichung ansteht, soll bereits völlig auf Mir basieren, ohne Zutun von XMir. Mit 13.10 wird erstmals Ubuntu Touch mit den restlichen Varianten von Ubuntu zusammen veröffentlicht. Hier setzt Canonical auf Unity 8 und Mir.

Ubuntu geht mit Mir einen eigenen Weg, um zusammen mit der Desktop-Umgebung Unity über den gesamten Gerätepark, vom PC über Notebooks und Tablets bis zum Smartphone ein einheitliches Betriebssystem zu bieten. Nach Aussagen von Canonicals CEO Mark Shuttleworth ist Wayland als geplanter Nachfolger von X11 dazu nicht geeignet. Der Rest der Linuxwelt wird früher oder später jedoch auf Wayland als die „ausentwickeltere“ Alternative umsteigen. Auch die Desktop-Umgebungen KDE SC, Gnome und Enlightenment setzen auf Wayland und haben bereits vor Längerem mit den nötigen Umstellungen begonnen.

Insgesamt gab es für das Vorhaben, einen eigenen Anzeige-Server zu entwickeln, viel Kritik, da die Gründe, die Canonical anführte, nicht stichhaltig waren. Der eigentliche Grund für den Alleingang dürfte eine doppelte Lizenzierung sein, die Canonical sich per hauseigenem CLA (Contributor Licence Agreement) sichert. Während Wayland einer MIT-Lizenz unterliegt, ist Mir unter der GPLv3 lizenziert. Das CLA erlaubt Canonical unter anderem, solchen Code unter eine (auch kommerzielle) Lizenz ihrer Wahl zu stellen, ohne selbst das Copyright zu halten, wie Linux-Entwickler Matthew Garrett kritisch in seinem Blog ausführt. Kürzlich warf dann auch Intel den XMir-Treiber wieder aus seinem Repository; die Gründe dürften in der Lizenzierung liegen.

Andere Varianten von Ubuntu, wie etwa Kubuntu oder Xubuntu hatten bereits im Vorfeld nach ersten Tests mitgeteilt, zumindest für diese Veröffentlichung noch auf den X.org-Server zu setzen. Bei Kubuntu wird das vermutlich auch in Zukunft so bleiben, da es keinen Sinn macht, KDEs frühzeitige Entscheidung für Wayland nicht mitzutragen. Andere Ubuntu-Varianten hielten sich die zukünftige Entscheidung für oder gegen Mir noch offen.