Riot: Mit eSport-Verträgen gegen die Konkurrenz

Update Andreas Schnäpp
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„League of Legends“-Entwickler Riot Games sorgt aktuell für Unmut in der eSport-Szene: Anlässlich der bevorstehenden vierten Season der „League of Legends Championship Series“ (LCS) wurden Teile des Vertrags veröffentlicht, der teilnehmenden professionellen Spielern das Livestreaming von Konkurrenztiteln untersagt.

Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres sponsert der „League of Legends“-Entwickler an der alljährlichen Weltmeisterschaft teilnehmende Teams auf direkte Weise, wodurch Verträge mit den Teilnehmern nötig sind. Davon verspricht sich Riot Games „League of Legends“ als festen Bestandteil der eSport-Szene weiter in den Vordergrund zu rücken. Teil dieser jüngst veröffentlichten Verträge ist auch eine zweiseitige Liste an Spielen, die sowohl Teams als auch deren einzelnen Mitgliedern während der gesamten Vertragsdauer weder livestreamen noch auf andere Weise bewerben dürfen. Eher weniger verwunderlich sind dort Titel aufgeführt, die in direkter Konkurrenz mit dem MOBA stehen, darunter beispielsweise Valves Dota 2 oder „Heroes of Newerth“ von S2 Games.

Teil des geleakten Vertrags (via onGamers.com)
Teil des geleakten Vertrags (via onGamers.com)

Umso verwunderlicher sind jedoch Einträge von Spielen, die in erster Linie wenig bis nichts mit „League of Legends“ und dessen Genre zu tun haben: So findet sich unter anderem beinahe die komplette Palette an Blizzard-Titeln inklusive des Multiplayer-Sammelkartenspiels „HearthStone“ auf dem Index von Riot Games. Selbst Konsolentitel wie Fat Princess, ein 2009 erschienenes Echtzeitstrategiespiel für Sonys PlayStation 3, sind in der Aufzählung vertreten. Die Echtheit des geleakten Dokuments wurde onGamers von mehreren beteiligten eSport-Teams bestätigt.

Whalen 'RiotMagus' Rozelle, „Director of Esports“ bei Riot Games, rechtfertigte sich dazu im mittlerweile mehr als 6.400 Kommentare umfassenden Thread auf Reddit: Man bemühe sich darum „League of Legends“ zu einer „legitimen Sportart“ zu machen, dementsprechend sei auch eine Menge „struktureller Arbeit nötig, um das professionelle Setting“ zu wahren. Früher hätten sich professionelle Spieler darüber Gedanken machen müssen, wie sie ihre Sponsoren und deren Produkte vertreten, beispielsweise nicht eine „falsche“ Herstellermarke während Livestreams zu präsentieren – heutzutage, in Anbetracht von Zuschauerzahlen jenseits der 50.000 vertreten diese professionellen Spieler jedoch nicht nur Sponsoren, sondern eine ganze Sportart. 'RiotMagus' wählte dabei die Analogie zu NFL Teams: Diese würden sich, wenn ihr Team von Nike gesponsert wird, schließlich auch nicht mit Reebok-Schuhen vor der Kamera präsentieren. In diesem Fall gehe es eben darum, dass diese Sportler „das Gesicht des kompetitiven League of Legends“ seien.

Einer Erklärung, was „StarCraft 2“, „World of Tanks“ oder das oben erwähnte „Fat Princess“ mit der Vorbild-Funktion vieler professionellen Spieler für „League of Legends“ als elektronische Sportart zu tun habe, blieb RiotMagus jedoch schuldig. Dem Betrachter drängt sich zunehmend die Vermutung auf, dass Riot Games die durch über 32 Millionen aktiven Spielern gewonnene Marktmacht dazu nutzt, mit unethischen Methoden Konkurrenzprodukte aus der Wahrnehmung der Zuschauer zu verdrängen.

Update

Whalen 'RiotMagus' Rozelle meldete sich erneut auf Reddit zu Wort, um Änderungen in den LCS-Verträgen zu verkünden. So habe es laut Rozelle in der Vergangenheit Versuche anderer Spiele-Studios gegeben, „sich Zugang zu League of Legends Fans zu erkaufen, indem LCS-Teams oder deren Mitglieder genutzt wurden, um Konkurrenztitel während Livestreams zu promoten“. Rozelle räumt dabei ein, dass die Art und Weise, wie Riot Games mit der Situation umgegangen ist, über sein Ziel hinaus schoss. Man habe zwar damit erfolgreich verhindert, dass andere Spiele-Entwickler über LCS-Spieler Werbung für ihre Titel machen, gleichzeitig wurden professionelle Spieler jedoch auch dabei beeinträchtigt, Spaß zu haben und ihre Zuschauer zu unterhalten, während die eSportler sich in langen Warteschlangen befanden. „Wir haben eingesehen, dass das nicht cool ist“, so Rozelle.

Rozelle erläutert ferner: Nach dem Lesen der Kommentare aus der Community und vieler interner Debatten im Laufe der letzten 24 Stunden, hat sich Riot Games dazu entschieden die Verträge dahingehend zu überarbeiten, sodass es den professionellen Spielern zukünftig frei steht, welche Spiele sie streamen möchten. Während der LCS-Vertragsdauer ist es Teams und deren Mitgliedern jedoch untersagt Sponsoring von anderen Spiele-Firmen anzunehmen, um „andere Titel zu promoten“.

Wir danken unserem Lesern für die zahlreichen Hinweise zu dieser Meldung!