Berliner Verwaltung: 66 Prozent Rechner mit Windows XP

Ferdinand Thommes
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Die Berliner Senatsverwaltung hat anlässlich der Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus jetzt Presseanfragen beantwortet und konkrete Zahlen zur Verwendung von Windows XP in Berliner Amtsstuben genannt. Demnach laufen in der Berliner Verwaltung noch 66 Prozent aller Rechner mit Windows XP.

In Zahlen ausgedrückt sind das rund 48.000 der insgesamt fast 75.000 Rechner, die noch mit dem 2001 veröffentlichten Betriebssystem aus Redmond arbeiten, dessen Unterstützung Microsoft am 8. April endgültig einstellt. Noch höher liegt der Prozentsatz in der Bundestagsverwaltung, wo von über 7.200 IT-Arbeitsplätzen noch mehr als 5.400 und somit rund 75 Prozent mit Windows XP arbeiten.

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport ließ nun verlauten, die Aussage des Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen Thomas Birk in der Anfrage (PDF) und einer Pressemitteilung, die besagt, die Rechner der Berliner Verwaltung seien durch die verspäteten Migrationspläne des Senats in Gefahr, sei falsch:

Die Ankündigung des Supportendes von Windows XP hat natürlich auch die Berliner Verwaltung veranlasst, eine Windows XP Migration zu planen. Im Land Berlin mit seinen 74.698 IT-Arbeitsplätzen (Stand 31.3.2013) gibt es eine dezentrale Organisationsstruktur beim IT-Einsatz. Daher ist es Aufgabe und Verantwortung der jeweiligen Senats- bzw. Bezirksverwaltung, in eigener Zuständigkeit die notwendigen Aktualisierungen von Hard- und Software durchzuführen. Das gilt auch für die Windows-Migration.

Senatsverwaltung für Inneres und Sport

Deshalb sei es auch schwer möglich, zu sagen, wann die Migration abgeschlossen sei, viele Arbeitsplätze ließen sich nur nach vorheriger individueller Terminabsprache mit den Mitgliedern des Bundestages umstellen. Die Migration sei im Gange, bis zum 8. April sollen bereits viele Rechner umgestellt sein. Konkrete Zahlen hierzu gab es nicht.

Auch zu den Fachverfahren gab es nähere Auskunft. So sagte die Senatsverwaltung dem Linux-Magazin: „In Berlin werden rund 330 IT-Fachverfahren genutzt. Bei einer im Sommer 2013 durchgeführten Befragung der zuständigen Verfahrensverantwortlichen hat sich gezeigt, dass nur einige Verfahren nicht auf Windows 7 lauffähig sind, deren Weiter- bzw. Neuentwicklung jedoch bereits in Planung ist.“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat in den letzten Jahren bereits mehrfach Anträge gestellt, das Ende der Unterstützung von Windows XP als Chance zur Umstellung auf mehr freie Software zu begreifen. Alle Anträge wurden bisher negativ beschieden, zuletzt im August 2013 (PDF). Dazu hieß es jetzt, dieser Antrag sei nicht mit IT-Strategie der Berliner Verwaltung vereinbar gewesen, da eine „bestimmte technische Lösung“ festgeschrieben werden sollte.

Das eine solche Umstellung auf freie Software in einer Großstadt bei frühzeitiger Planung durchaus machbar ist, hat München mit dem Projekt LiMux bewiesen. Hier wurden in rund 10 Jahren 12.000 Rechner der Verwaltung auf Linux umgestellt und nach Aussagen der Stadtverwaltung wurde dadurch bereits viel Geld eingespart. So viel Zeit hat Berlin angesichts des drohenden Endes des Supports für Windows XP allerdings nicht.