Phenom II X3 zum Phenom II X4 freigeschaltet?

Update 3 Volker Rißka
547 Kommentare

Diese Geschichte klingt wie der Traum eines jeden Käufers und sollte ohne weitere Beweise auch erst einmal so gesehen werden. Geht es nach einer koreanischen Hardwareseite, ist es möglich, einen Phenom II X3 710 mit drei Kernen zurück zum originalen Modell mit vier Kernen umzuwandeln. Und es funktioniert!

Demnach ist es den Kollegen bei einem Test zum Phenom II X3 710 eher zufällig aufgefallen. Über die Option ACC in dem BIOS vom Biostar-Mainboard TA790GX sollten die Grenzen des Prozessors beim Übertakten ausgelotet werden. Als diese Option jedoch von „Disabled“ auf „Auto“ gestellt wurde, soll sich angeblich die Erkennung des Prozessors beim Booten verändert haben. Und nicht nur die Anzeige hatte sich verändert, angeblich war auch der vierte Kern plötzlich aktiv. Um dies zu beweisen wurden diverse Fotos und Screenshots gemacht.

Vorher Phenom II X3 710, danach Phenom II X4 10

Wahrheit oder Fälschung? Diese Frage lässt sich wie üblich bei solchen Sachen schwer beantworten. Optimisten sehen sicherlich die Möglichkeit, dass dies öfter passieren kann, jedoch sollte man sich die Geschichte der Prozessoren mit drei Kernen genauer ansehen. Dabei handelt es sich in der Regel um teildefekte oder teildeaktivierte Prozessoren. Die theoretische Möglichkeit besteht also, dass ein Phenom II X3 intern vier voll funktionstüchtige Kerne besitzt. Jedoch müssten dann bei der Auswahl und entsprechenden Programmierung der Prozessoren in der Fertigung einige Instanzen zumindest teilweise versagt haben, wenn man diese mit einer einzigen Option im BIOS überlisten kann. Bisher ging man davon aus, dass AMD den vierten Kern bei den Drei-Kern-Prozessoren physikalisch von den anderen, beispielsweise mit einem Laser, trennt. Dann wäre das nachträgliche Freischalten unmöglich, da keine Verbindung des „toten“ Kerns zum restlichen Prozessor besteht. Sollte dies seitens des Herstellers jedoch nur über die Programmierung erfolgen, wäre die Möglichkeit nicht völlig abwegig.

Vorher Phenom II X3 710, danach Phenom II X4 10

Genau dies könnte der Punkt sein – sofern sich die Informationen bestätigen (lassen). Die ersten frühen Samples und Prozessoren mit drei Kernen kommen von den gleichen Wafern, von denen auch die Vier-Kern-Modelle stammen. Es könnte schlichtweg noch nicht genügend (teil-)defekte Prozessoren geben, so dass AMD einfach einige normale CPUs auf ein niedrigeres Niveau labelt. Der Weg über die Programmierung ist dabei wahrscheinlich die kostengünstigste Möglichkeit. Andererseits wirft diese These die Frage auf, warum man komplette Vier-Kerner als Drei-Kern-CPUs verkaufen soll, denn es würde dabei schlichtweg auf das „Wegwerfen“ von Geld hinauslaufen.

Wahrheit oder aufwendig fabrizierte Photoshop-Fälschung? Diese Frage wird sich letztendlich heute kaum beantworten lassen. In den kommenden Tagen werden jedoch nicht nur diverse Hardwareseiten versuchen, diese Geschichte anhand ihrer Samples nachzustellen, sondern auch die ersten Kunden eines AMD Phenom II X3.

Update

Wie bereits in den Kommentaren vermutet, scheint es sich um einen besonderen Schlag an Prozessoren zu handeln, wie weitere Quellen aus Asien belegen. Demnach sollten die Phenom II X3 710 und auch 720 BE aus der vierten Kalenderwoche des Jahres 2009 stammen und auf einem passenden Mainboard eingesetzt werden, prompt zeigt sich dieses Verhalten. Glaubt man dem Forum von XtremeSystems sind aktuell vier Platinen identifiziert: ASRock AOD790GX/128MB, Gigabyte MA790GP-DS4H, Biostar TA790GX 128M und Biostar TA790GX XE. Im Forum von Planet3DNow! berichtet zudem ein User von einem „komischen Verhalten“ seines Phenom II X3 auf einem Foxconn A7DA-S, bei dem unter Windows Vista vier Kerne angezeigt werden.

Update

Auch den Kollegen von OCWorkbench ist das Verhalten mit den Triple-Core-Prozessoren aufgefallen. Dort kam ein Mainboard von ASRock zum Einsatz. Sie erklären es damit, dass wohl das AMI-BIOS nicht ganz unschuldig sei an dieser Möglichkeit zum Freischalten des Prozessors. Ein Test der Kollegen von HT4U auf vier Mainboards von MSI, Gigabyte und Asus brachte aktuell hingegen keinen Erfolg. Ob es also an der Mischung aus richtigem Prozessor (Kalenderwoche 4 im Jahr 2009) und passenden Mainboard mit AMI-BIOS liegt, ist nach wie vor noch unklar. Der Tag dürfte jedoch weitere Erklärungen bringen.

Update

Durch die Berichte der verschiedenen Seiten angestachelt, haben sich auch einige unser Leser zu Selbstversuchen geopfert. Mit Erfolg, wie man den bereits mehr als 200 Kommentaren zu dieser Meldung entnehmen kann. Demnach ist es FuXxMiTdOpPeLX auf einem Gigabyte-Mainboard gelungen, seinem Phenom II X3 720 einen zusätzlichen Kern zu entlocken. Da das Mainboard jedoch über ein Award-BIOS verfügt, ist die Information mit dem AMI-BIOS seitens OCWorkbench bereits wieder hinfällig. Es scheint einzig und allein an der Kalenderwoche des produzierten Prozessors und einigen speziellen Mainboards zu liegen.

Leser-Screenshot eines freigeschalteten Phenom II X3
Leser-Screenshot eines freigeschalteten Phenom II X3
  547 Kommentare
Themen:
  • Volker Rißka E-Mail
    … schreibt seit dem Jahr 2002 über CPUs, deren Architekturen und Fertigungsverfahren sowie Mainboards und RAM.
Quelle: playwares.com

Ergänzungen aus der Community

  • Mike-o2 23.02.2009 15:10
    Also wer schreibt, daß es doof von AMD wäre funktionierende Quadcores als Tripplecores zu verkaufen hat von Marktwirtschaft offensichtlich keine Ahnung.

    Es ist nicht davon auszugehen, daß jeder potentielle Kunde die zusätzlichen 40€, die ein Quad kostet, ausgeben will/kann.
    Vielleicht hat der Kunde auch einen X2 angepeilt und kann sich gerade noch zu einem X3 hinreißen lassen, sich einen X4 jedoch nicht leisten.

    Wie auch immer - ein X3 wirft bei gleichen Produktionskosten weniger Gewinn als ein X4 ab, das ist klar. Nur ist weniger Gewinn besser als kein Gewinn.

    Jeder X3 ist dabei gegen einen C2D positioniert.
    Jeder verkaufte X3 bedeutet auch ein dazugehöriges Mainboard - potentiell auch mit AMD Chipsatz - (mit Ausnahme derjenigen, die bereits ein passendes Board besitzen), mit entsprechender Aufrüstoption!

    Dies ist der Springende Punkt, selbst wenn sie den Prozessor mit Verlust verkauften, so verspricht jeder Kunde, der ein AM2+/AM3 System hat ein Abnehmer für zukünftige Quads zu werden.

    Das Anbieten der selben Ware zu niedrigerem Preis geht nur wenn diese umgelabelt wird, da man sonst das Gesammte Sortiment preiswerter anbieten müsste.

    Das umlabeln (Funktionierender X4 -> X3) ist nichts anderes als wenn Tchibo/Dallmayer/Krönung/Melitta seinen Premium-Kaffee mit billigem Etikett versieht und als ALDI/LIDL/KAUFLAND Hausmarke zum halben Preis verkauft.
    Dieses Prinzip ist überall zu finden und bewährt.

    Lange Rede kurzer Sinn:
    Es macht also SEHR WOHL SINN funktionsfähige X4 als X3 zu verkaufen!

    Die Frage, die sich für die Meldung stellt ist:
    Wird AMD dauerhaft X3 mit elektronisch abgeschalteten Kernen verkaufen, oder wird die Verbindung des 4. Kerns mechanisch abgetrennt (Lasercut)?

    Einerseits ist das Abtrennen per Lasercut sicherlich mit Kosten Verbunden, andererseits führt der Verkauf der anderen Variante zu einem teilweisen Ausweichen sparsamer X4 Kunden zur X3 Variante.

    Wenn sich genügend wirklich defekte Kerne im Umlauf befinden, wird sich ein Gewisses Risiko herumsprechen ein Exemplar zu bekommen, welches sich nicht für den X4 Betrieb eignet. Dann wird sich ein Gerechtfertigtes Preisgefüge einstellen: +40€ als Preis für die Gewissheit, daß es als Quad läuft.

    Ein gewisses Maß an X3 die beim Kunden zu X4 werden, ist auch für AMD positiv, denn die Zufriedenheit eines solchen Kunden wird diesen sicher besser an die Marke binden als 100 Werbebanner.

    Die Gefahr für AMD (sowie für die Einzelhändler) besteht dabei, daß sich, wie schon mit den verschieden gut übertaktbaren Prozessoren diverser Steppings, eine Lawine von Käufen mit anschließender Rückgabe entwickelt.
  • FuXxMiTdOpPeLX 23.02.2009 19:29
    GEIL! Ich habe bei meinem 720BE auch soeben den vierten Kern freigeschaltet.